Elben Drachen Schatten
dürfte klar sein."
"Spielt das eine Rolle?"
"Warum erzählt Ihr mir eine solche Geschichte? Sie ist ein Märchen, Edro. Ein Märchen, versteht Ihr?"
"Ich verstehe Euch recht gut. Aber es scheint mir so, als hättet Ihr mich nicht verstanden!" Ohne anzuklopfen platzte jetzt Mergun herein.
"Wir sind fertig", erklärte er und Edro nickte.
"Gut, ich werde sofort kommen." Er besorgte noch ein paar Kleinigkeiten, bevor er zusammen mit Mergun zur Tür strebte.
"Und was wird aus mir?", rief Kiria ihm nach. Edro wandte sich ruckartig zu ihr um.
"Fragt die anderen, Kiria. Ich kann nicht allein entscheiden", meinte er nur. Die anderen waren damit einverstanden, dass Kiria mit ihnen kam. Und so marschierten sie dann zum Dunklen Schloss hin, nachdem Kiria noch ein paar Sachen gepackt hatte. Grimmon hielt es aus unerklärlichen Gründen nicht für notwendig, sich unsichtbar zu machen. Am Tor traten ihnen schwerbewaffnete Wachsoldaten in den Weg. Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen, denn sie wurden durch die Visiere ihrer Helme verdeckt.
"Wohin wollt Ihr?", fragte einer der Soldaten Grimmon, der vorne weg ging. Die listigen Augen des unsichtbaren Dieben funkelten ihn gefährlich an.
"Macht uns den Weg frei!", befahl er dann. Da versuchte der Soldat, ihn zu packen. Aber schon hatte Grimmon sein Schwert gezogen und es dem Posten in den Leib gerammt. Ohne Mühe schien es die leichte Rüstung zu durchdringen und eine Leiche sank in den Staub. Verwirrte und entsetzte Rufe tönten und schon begann ein fürchterliches Handgemenge. Grimmon machte sich unsichtbar und Lakyrs schwarze, zweiköpfige Katze lichtete in erschreckender und grauenvoller Weise die Reihen der Wachen. Da ergriffen die Überlebenden panikartig die Flucht. Das Dunkle Schloss des Dunklen Gottes lag vor ihnen und nichts hinderte sie nun noch daran, es zu betreten.
"Folgt mir!", rief Grimmon, der sich in diesem Augenblick wieder sichtbar machte.
"Folgt mir! Ich weiß, wo wir Retned finden und wo seine Maschine steht!" Sie folgten Grimmon den langen Gang entlang. Um sie herum war nur kalter, grauer Stein und hin und wieder brannte eine Fackel an der Wand. Schließlich erreichten sie den düsteren Thronsaal Retneds. Der schreckliche Knochenthron mit dem seltsamen kleinen Kästchen ließ sie erschaudern.
"In diesem Kästchen befindet sich Retned!", erklärte Grimmon der Unsichtbare ihnen. Aber es blieb ihnen nicht lange Zeit zum Schaudern, denn schon stürzten sich die wenigen Wachen auf sie. Ein wilder, schrecklicher Kampf entbrannte. Ein leises Stöhnen war da plötzlich zu hören und Edro lauschte. Es kam zweifellos aus dem Kästchen auf dem Knochenthron. Was hatte dieses Stöhnen zu bedeuten? Wollte Retned in den Kampf eingreifen? Oder starb er? Der Kampf war rasch entschieden. Grimmon wandte verwundert einen Blick zu dem Kästchen, in dem Retned wohnte.
"Bis jetzt hat er noch nichts getan", sagte er nachdenklich zu Edro. "Vielleicht befindet er sich schon gar nicht mehr in dieser Welt, Grimmon. Wer kann das schon sagen?"
"Hoffen wir, dass Eure Vermutung nicht zutrifft, Edro", knurrte der listige Dieb dann.
"Nun zeigt uns endlich, wo die Maschine ist!", rief Sorin ungeduldig. Grimmon beachtete ihn kaum.
"Warum reagiert Retned nicht?", fragte er dann und näherte sich dem Knochenthron.
"Ich werde den Kasten, in dem er sich verkriecht, öffnen", versprach er dann.
"Tut es nicht, Herr Grimmon! Man darf die Götter nicht herausfordern", rief Krasi, der Geisterbeschwörer. Grimmon lächelte humorlos.
"Herausfordern? Haben wir Retned nicht schon genug herausgefordert? Ich will wissen, was dahinter steckt, dass er sich uns nicht entgegenstellt. Als ich das letztemal diesen Saal betrat, da verhielt er sich ganz anders." Ohne auf Krasis weitere Warnungen zu hören, stieg er nun die Treppen hinauf, die zum Thron führten. Vorsichtig, ja fast scheu berührte er das Kästchen. Aber es geschah nichts. Da erblickte er das Schloss. Es schien golden und zierlich. Grimmon zog blitzschnell seinen Dolch, einen winzigen Moment lang zögerte er, aber dann ging er daran, mit der Waffe das Schloss aufzubrechen. Aber der Dolch zerbrach an dem offenbar massiven Schloss. Fluchend warf er das Heft zu Boden. Dann rief er den Zauberbann des Mkon Yuluri in den Saal. Zunächst hatte er vor dieser Maßnahme zurückgeschreckt, da es ihm nach seinem ersten Versuch, die Maschine des schrecklichen Retned zu stehlen, klargeworden war, dass man diesen Zauber offenbar nur in bestimmten
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