Elben Drachen Schatten
und entzündeten ein Feuer. Hoch und warm loderten die Flammen und knisternd ging der Rauch in den sternklaren Himmel. Mergun wurde von seinem Reittier heruntergesetzt und auf den Boden gelegt. Das Pony banden sie sorgfältig an einem nahegelegenen Baum fest. Lakyrs Katze miaute plötzlich und der Thorkyraner griff nach ihr und nahm sie auf seinen Schoß. Er lauschte dem Gesang des Waldes. Die seltsamsten Tiere geisterten jetzt zwischen den Bäumen umher und lauerten auf Beute.
"Dahinten ist jemand!", rief Kiria und deutete die Straße hinunter nach Westen. Eine Gestalt marschierte auf sie zu. Sie war schlank und groß, soviel konnte man aus der Entfernung im Mondlicht erkennen. Am Gürtel hing offenbar ein langes, dünnes Schwert.
"Offenbar ist diese Straße doch nicht ganz so vergessen, wie Flar behauptete!", brummte Edro. Niemand rührte sich, niemand griff zum Schwert.
"Wer mag das nur sein?", fragte Kiria.
"Ich weiß es nicht. Aber er scheint nichts Böses im Sinn zu haben, sonst wurde er sich verstecken und uns nicht so offen entgegengehen", sprach Edro und Lakyr nickte.
"So kann es sein. Es ist aber auch möglich, dass er sich deshalb nicht versteckt, weil er glaubt, mit uns mühelos fertig werden zu können", erklärte Mergun dann.
"Ein Einzelner?", meinte Kiria etwas spöttisch.
"Wenn er ein Magier ist..", versetzte Mergun. Die Finger des Nordländers tasteten zum Schwert. Aber im Ernstfall hätte er natürlich mit seinen tauben Beinen wenig ausrichten können. Der Ankömmling hatte das Lager der Gruppe jetzt erreicht und blieb stehen. Der Schein des Feuers warf merkwürdige Schatten auf sein Angesicht. Als Edro seine Augen sah, erstarrte er. Sie waren purpurn. Hieß es in den alten Sagen und Liedern nicht, die sagenhaften Elfen besäßen purpurne Augen?
"Ich bin Randir der Wanderer!", erklärte die seltsame Gestalt. Nun stellten sich die anderen vor.
"Woher kommt Ihr, Herr Randir?", fragte Lakyr, wobei er ihm bedeutete, sich zu ihnen zu setzen.
"Geboren bin ich in Maland, an den Ufern des eisigen Ma-Stroms im Norden. Aber meine Heimat ist Maland nicht. Mein Volk zog vor vielen Zeitaltern von dort weg nach Süden. Nur wenige von uns blieben in Maland - aber wir werden immer weniger. Und nun bin auch ich von dort weggezogen, um die zu suchen, die vor mir auszogen, um im tiefen Süden eine neue Heimat zu finden."
"Ihr seid ein Elf?", vermutete Edro. Randirs purpurne Augen musterten ihn seltsam.
"Ja. Ich bin einer der letzten Elfen von Maland!"
"Was führt Euch hier her? Ihr seid auf dem Weg nach Yumara, nicht wahr?", warf Mergun dazwischen.
"Ja!", war die Antwort des Elfen.
"Was wollt Ihr dort? Sagtet Ihr nicht, das Elfenvolk sei nach Süden gegangen?", sagte Kiria.
"Das ist wahr. Aber ich habe von einem seltsamen Wald gehört, den die Menschen meiden. Er liegt östlich von Yumara und ist allgemein als Zauberwald bekannt. Dort soll es noch Elfen geben. Vermutlich wanderten sie einst von Maland aus über die Steppen von Skalkor und Fhraffhth und über den großen Tsigola-Fluss hier her. Der weitaus größere Teil der Elfen ging per Schiff gen Süden. Ich weiß nicht, wohin sie segelten - aber es gibt Sagen. Einige behaupten, die Elfen seien zu den Kontinenten jenseits von Meerland aufgebrochen. Andere berichten, sie seien wirklich nach Süden gefahren und hätten weit ab von den Reichen der Menschen zwei strahlende Städte gegründet, von denen die eine Kragond, die andere Taragor heißt. Aber das alles sind nichts als Sagen. Es mag gut sein, dass nichts von dem, was sie berichten, zutrifft und die Elfenflotte jetzt irgendwo auf dem Grund des Westlichen Ozeans liegt, wo die Fische an den Gebeinen meines Volkes nagen."
"Was wurde aus Maland, nachdem die meisten Elfen es verließen?", fragte Mergun. "Ich war lange nicht mehr im Norden und von dort dringt nur wenig Kunde in andere Teile der Welt."
"Die Menschen verwüsteten dieses wunderschöne Land. Heute lebt dort fast niemand mehr. Maland besteht nur noch aus Ruinen, in denen gelegentlich umherziehende Horden übernachten. Nur der Ma - der eisige Ma - fließt noch. Und er wird noch Äonen nach unserer Zeit fließen und daran erinnern, dass dies einst ein Land der Elfen war." Eine Wolke hatte für kurze Zeit den Mond verdeckt, aber nun leuchtete er wieder in seiner alten Schönheit. Aber von den wie Katzenaugen funkelnden Sternen war nicht mehr viel zu sehen. Wolken waren aufgezogen und hatten sie verdeckt.
"Die Nächte werden jetzt bald sehr
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