Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
mit etwas herum, von dem der Prinz zunächst nicht zu erkennen vermochte, worum es sich handelte. Dann hob es der Affenartige hoch, in den Schein des Feuers.
    Ein Elbenbogen!, durchfuhr es Prinz Sandrilas. Der Gegenstand war nur als Schattenriss zu erkennen, aber die geschwungene Form war augenfällig. Niemand sonst fertige derartige Bögen an.
    Der Affenartige wusste offenbar nichts mit der Waffe anzufangen. Er hielt den Bogen in das grellweiße Feuer, das Sandrilas’ Meinung nach magischer Natur sein musste. Ein grün schimmernder Blitz zuckte aus den blendendweißen Flammen, tanzte an der geschwungenen Linie des Bogens entlang und erfasste den Affenartigen, der wie erstarrt dastand, zitterte und sich ansonsten nicht rühren konnte.
    Rauch stieg aus seinen Ohren auf ― und im nächsten Moment fiel er zu Boden, wo er regungslos liegen blieb. Die grünen Blitze zuckten weiter über seinen Körper. Ein bestialischer Gestank verbreitete sich, die Lichterscheinung wirkte wie ein spinnenartiges Etwas, dessen Beine aus Blitzen bestanden. Dann teilte sich dieses Etwas, und die einzelnen Blitze krochen über den Boden in alle Richtungen davon.
    Die Affenartigen stoben mit wildem Gebrüll auseinander, und auf einmal war es auch mit der Ruhe vorbei: Panik regierte die geflügelten Kreaturen. Der raschelnde Schlag ihrer Lederschwingen mischte sich mit den durchdringenden Schreien und dem Klirren ihrer Waffen. Manche von ihnen flatterten empor und torkelten dabei regelrecht durch die Luft, denn sie wussten offenbar nicht, wohin sie fliehen sollten. Andere vollführten einen Sprung aus dem Stand, der sie gleich mehrere Körperlängen weit nach hinten brachte.
    Doch schon wenige Augenblicke später waren die Lichtblitze verschwunden. Der Bogen selbst schien sie aufgesogen zu haben, und nur der tote Affenähnliche zeugte noch von dem seltsamen Geschehen. Scheu näherten sich die anderen ihrem regungslos daliegenden Artgenossen. Sie stießen ihn in die Seite, erst mit dem Schaft eines Dreizacks, und als er nicht reagierte, mit den Spitzen der Waffe.
    Als sich der Tote immer noch nicht rührte, stieß einer der Affenartigen einen Schrei aus, der sich nur als Ausdruck höchster Wut interpretieren ließ. Er stürzte sich auf den Bogen und zerbrach ihn mit bloßen Pranken. Die noch mit der Bogensehne verbundenen Bruchstücke warf er ins grellweiße Feuer, das daraufhin tiefgrün wurde. Funken sprühten, und die Flammen wuchsen um das Doppelte ihrer ursprünglichen Größe, ehe sie wieder in sich zusammenfielen.
    Der Äffling, der den Bogen zerstört hatte, stieß ein triumphierendes Geschrei aus und warf mit weiteren Gegenständen um sich – vor allem mit Knochen.
    Seine in Panik davongestobenen Artgenossen beruhigten sich schließlich. Einige von ihnen, die sich in die Lüfte erhoben hatten, flogen zunächst noch ein paar Runden über das Lager, ehe sie sich trauten zu landen, und ein Geflügelter zog dabei dicht über die Sträucher und Felsen hinweg, hinter denen sich Sandrilas und seine Begleiter verborgen hielten. Offenbar waren seine Sinne – und insbesondere sein Sehvermögen in der Nacht – nicht weniger fein als die eines Elben. Jedenfalls stieß er einen ohrenbetäubenden Schrei aus und schleuderte seinen Dreizack, als er die Elbengruppe entdeckte. Die Waffe verfehlte Lirandil den Fährtensucher um einen Fingerbreit und bohrte sich dicht neben ihn in den Boden.
    Thamandor wirbelte herum, hob eine seiner Einhandarmbrüste und drückte ab, während der Geflügelte bereits davonflog. Ein klackendes Geräusch ertönte, als der mit magischem Gift versehene Bolzen die Waffe verließ.
    Er durchbohrte den Äffling im Flug, und zischend breitete sich ein Brand von jener Stelle aus, wo der Bolzen in den Körper geschlagen war. Ein schauerlicher, krächzender Laut schallte durch die Nacht, ehe der Körper noch in der Luft zu grauer Asche wurde und zerfiel.
    Da wurden auch die anderen Nachtkreaturen auf die Kundschafter aufmerksam. Die schrillen Rufe der Äfflinge durchdrangen die Nacht. Sie griffen zu ihren Waffen, erhoben sich teilweise in die Lüfte oder stürmten zu Fuß auf die Elbengruppe zu.
    »Blas das Horn, Merandil!«, rief Prinz Sandrilas, während er seine Klinge zog. Aber das brauchte er dem Hornbläser gar nicht mehr zu sagen, denn der hatte das Instrument längst an die Lippen gesetzt. Im nächsten Moment schallte der klare Ton seines Horns durch die Dunkelheit.
    Die geflügelten Äfflinge griffen währenddessen an.

Weitere Kostenlose Bücher