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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Stimme, die er im Kronrat bisher nur selten erhoben hatten, doch wenn, dann mit großer Wirkung. Diesmal allerdings würde ihm die Mehrheit wohl kaum folgen. Und der König selbst war ein Seegeborener. Bolandor war daher alles andere als zuversichtlich, die Wirkung der begeisterten Berichten der beiden Kapitäne auf den Rest der Elben durch vernünftige Argumente abmildern zu können.
    »Ja, diese Winde müssen Teil eines gewaltigen Fluches sein, der diese Insel umgibt«, erklärte Isidorn. »Selbst eine Verwirrung der Elementargeister kann nicht Ursache dafür sein.«
    »Ein verfluchter Ort also«, sagte Ithrondyr.
    »Hattet Ihr den Eindruck, dass man diese verfluchte Zone vielleicht großräumig umfahren könnte, um auf einem Umweg zur grünen Küste zu gelangen?«, mischte sich Kapitän Garanthor ein.
    Isidorn zuckte mit den Schultern. »Es käme auf einen Versuch an. Wir hatten den Befehl, baldmöglichst zurückzukehren, sodass uns nicht die Zeit blieb, dies auszuprobieren.«
    Ruwen hatte bislang eher beiläufig dem Gespräch gelauscht, zu sehr waren ihre Gedanken im Netz ihrer traurigen Gefühle verstrickt, als dass sie sich wirklich auf die Schilderungen der Kapitäne hätte konzentrieren können. Die Heilerin Nathranwen hatte sich unterdessen Cherenwen genähert. Die junge Elbin und Geliebte des Branagorn schien ihre Hilfe im Augenblick noch sehr viel dringender zu brauchen als Ruwen.
    In diesem Augenblick aber ergriff Fürst Bolandor mit ungewöhnlicher Vehemenz das Wort, was die Elbenkönigin aus ihrer gegenwärtigen Lethargie riss. »Ihr redet von Fluchwinden und wie sie sich durch Magie auf die eine oder andere Weise vielleicht außer Kraft setzen ließen! Ihr redet von einer offenbar vorhandenen magischen Barriere, die Euch daran gehindert hat, das Festland zu erreichen, als wäre dies eine Kleinigkeit und nicht weiter der Rede wert!« Der Fürst ballte die feingliedrigen, langfingrigen Hände zu Fäusten. Seine blasse Gesichtsfarbe veränderte sich, wurde zu einem dunklen Rot, und der Zorn zeichnete harte Linien in seine Miene. »Ist niemandem unter Euch der Gedanke gekommen, es könnte ein Zeichen sein? Ein Zeichen, mit dem uns die Namenlosen Götter davor warnen wollen, der Versuchung zu erliegen und unseren eigentlichen Traum von den Gestaden der Erfüllten Hoffnung aufzugeben zugunsten eines scheinbar viel leichter zu erreichenden Traums von einem neuen Elbenreich?«
    Niemand wagte eine Erwiderung. Isidorn schluckte nur schwer und wechselte einen kurzen Blick mit Ithrondyr. Garanthor schaute zur Seite. Er wollte dem uralten Fürsten im Augenblick offenbar nicht widersprechen, obgleich alle ahnten, dass auch der Kapitän des königlichen Flaggschiffs die Ansicht vertrat, dass man den vagen Traum vom Erreichen der Gestade der Erfüllten Hoffnung besser noch an diesem Tag über Bord werfen sollte.
    Augenblicke lang hielt dieses Schweigen an, bis plötzlich Ruwen das Wort ergriff. »Fürst Bolandor, wenn überhaupt je ein Elb die Gestade der Erfüllten Hoffnung erreichen sollte, dann werden es allenfalls ein paar wenige schattenhafte Kreaturen sein, die kaum noch etwas mit dem gemein haben, was wir alle bis heute unter einem Elben verstehen. Es werden Wesen sein, die man kaum noch als lebendig bezeichnen kann und die den Lebensüberdruss nur überwinden konnten, weil sie zu seelenlosen Mumien wurden, die keine Bedürfnisse mehr kennen außer dem Erreichen dieses großen Ziels.« Ruwen trat einen Schritt auf Fürst Bolandor zu. »Ich glaube inzwischen, dass dieser Kontinent, von dem die Kundschafter berichten, unsere einzige Hoffnung auf Überleben ist. Woher Ihr all die Zeitalter lang die Kraft genommen habt, den Lebensüberdruss zu unterdrücken, weiß ich nicht. Aber auch Euch müsste bewusst sein, dass so gut wie alle anderen Elben an Bord unserer Schiffe diese Kraft nicht aufbringen werden. Es geht um unsere Existenz. Wir werden entweder dort drüben, in diesem neuen Land, ein neues Reich der Elben errichten – oder schon in Kürze wird unser Volk nicht mehr existieren. Und als Seefahrer, zu dem uns diese unselige Suche nach Bathranor gemacht hat, werden wir nicht einmal Ruinen hinterlassen, vor denen dann irgendwann einmal spätere Geschlechter stehen und sich unser erinnern werden.«
    »Ich respektiere Eure Ansicht, Königin Ruwen«, sagte Fürst Bolandor. »Aber ich habe nicht Jahrtausende dem Lebensüberdruss widerstanden, nur um dann das große Ziel einfach aufzugeben.«
    »Ich schlage vor, wir

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