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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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was mich noch aufzuhalten vermag!«

    Zahlreiche Barkassen wurden zu Wasser gelassen, und auch viele der Mutterschiffe bewegten sich auf die Küste zu. Mit vereinten Kräften konnten die kleineren bis mittleren Schiffe leicht in die Bucht gezogen werden. Für die größten Schiffe mussten flaschenzugähnliche Konstruktionen auf dem Land errichtet werden, doch darauf verzichtete man zunächst, sodass die Riesen unter den Elbenschiffen vor der Küste ankerten, während ihre Besatzungen mit Barkassen an Land gelangen konnten.
    Dies galt natürlich auch für die »Tharnawn«, das Flaggschiff des Königs, und seine Besatzung. Keandir ließ sich zusammen mit einigen seiner Getreuen sowie seiner Frau Ruwen an Land bringen. Er half seiner Gemahlin aus dem Boot, während er bereits im Wasser stand, und als ob sie federleicht wäre, trug er sie auf seinen Armen, bis er trockenen Sand erreichte.
    »Du weißt aber schon, dass mich eine Schwangerschaft in diesem Stadium noch nicht körperlich einschränkt«, sagte sie lächelnd. »Selbst bei Zwillingen nicht …«
    Keandir erwiderte ihr Lächeln und setzte sie sanft auf den Strand, dessen Sand fast weiß war. »Die letzte Zwillingsgeburt ist so lange her, dass sich selbst diejenigen, die sie erlebt haben, kaum noch daran zu erinnern vermögen«, erwiderte er.
    »Das muss noch in der Alte Heimat gewesen sein.«
    »Ja, in Athranor …«
    »Einst wird dieser Name nichts weiter sein als eine Erinnerung.«
    »Und einst wird Ethranor – das Zwischenland – für uns den gleichen zauberhaften Klang haben wie dieses verlorene Land, aus dem unsere Vorväter aufbrachen, um ihrem Traum zu folgen. Einem Traum, den viele von ihnen inzwischen vergessen haben.«
    Ruwen musterte ihn. »Warte die Zusammenkunft des Kronrats ab. Dann wird sich zeigen, wer dir wirklich folgen wird, um dein Reich Elbiana zu errichten; dann weißt du, wie viele den alten Traum von den Gestaden der Erfüllten Hoffnung wirklich vergessen haben …«
    »Es werden genug sein, Ruwen. Vertrau mir. Ein neues Zeitalter bricht für uns Elben an. Ich sehe es genau vor mir. Schließ die Augen, dann kannst auch du es sehen. Unsere Söhne werden in den riesigen Hallen von Elbenhaven aufwachsen und von den besten Lehrern in allem unterrichtet werden, was die Königssöhne von Elbiana wissen müssen.«
    »Du entwickelst eine vollkommen unelbische Hast«, hielt ihm Ruwen vor, lächelte dabei aber verständnisvoll.
    »Ich habe eine Vision. Ein Bild von dem, was ich erschaffen will, und ich gebe zu, ich kann es nicht abwarten, bis die Wirklichkeit dem entspricht, was in meinen Gedanken schon vorhanden ist!«
    Noch immer lächelte sie ihn an und berührte ihn sanft am Arm. »Diese Tatkraft gefällt mir. Es ist eine Seite an dir, die vielleicht schon immer latent vorhanden war, die sich mir aber bisher nicht so zeigte.«
    »Bislang wurde sie unterdrückt, geliebte Ruwen. Denn was hätte dem Volk der Elben diese Tatkraft auf der eintönigen Seereise genutzt?«
    Sie lachte, und einige der anderen Elben, die an Land stiegen, wandten den Blick in ihre Richtung, und auf so manchem elfenbeinfarbenen, ernsten Elbengesicht erschien zumindest die Ahnung eines Lächelns. Es war lange her, dass man eine Elbin derart offen hatte lachen hören, und es war keineswegs übertrieben, wenn man behauptete, dass die vorherrschende Stimmungslage an Bord der Elbenschiffe in letzter Zeit zwischen Melancholie und Verzweiflung hin und her gependelt war. Viele der Elben hatten sich im zeitlosen Nebelmeer verloren geglaubt, denn lange schien es so, als gäbe es daraus kein Entkommen mehr und als wäre das Volk der Elben dazu verdammt, für alle Zeiten auf allmählich verrottenden Schiffen durch die trostlosen grauen Schwaden zu dümpeln, in denen sich die Sonne nur mehr erahnen ließ.
    Ruwen bemerkte die Aufmerksamkeit der anderen Elben, und ihr elfenbeinfarbenes Gesicht überzog sich auf einmal mit einer sanften Röte, während sie sich verlegen eine verirrte Strähne aus der Stirn strich.
    »Der Gedanke an die Zukunft scheint Euch gut zu tun«, sagte Keandir.
    Ihre Miene wurde wieder ernster. »Das wird sich zeigen«, sagte sie verhalten. »Aber auf Euch scheint das zweifellos zuzutreffen, mein König.« Sie seufzte. »Ihr erinnert mich an die Legenden, die man sich von diesem geschäftigen Menschengeschlecht erzählt, das es in Athranor gegeben haben soll. Kurzlebige Wesen, die die wenigen Jahre, die ihnen vergönnt waren, in nie abbrechender hektischer

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