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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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strich.
    »Es ist schwer vorstellbar«, hauchte sie, »dass es Gestade geben soll, an denen mehr Hoffnungen in Erfüllung gehen als an dieser Küste.«
    »Fürst Bolandor wird diese Ansicht kaum teilen«, sagte Keandir leise.
    »Diese Vorstellung passt vielleicht auch nicht zu ihm ― zu jemandem, der den größten Teil seines Lebens unter dem Himmel von Athranor verbrachte. Aber für mich trifft es zu. Und ich denke nicht, dass ich die Einzige bin, die so denkt und empfindet.«
    Keandir blickte in die Ferne. Dabei drückte er Ruwen fester an sich, und sie schloss die Augen. So konnte sie die Schwärze, die für einen kurzen Moment die Augen des Königs vollkommen ausfüllte, nicht sehen. Die abgrundtiefe Dunkelheit tilgte auch den letzten Rest Weiß in den Augen des Elbenkönigs, eher sie sich wieder zurückzog.

    Kapitän Garanthor machte Keandir auf eine Bucht aufmerksam, die wie ein natürlicher Hafen wirkte. »Dort sollten wir anlanden«, schlug der erfahrene Seemann vor.
    Keandir warf einen kurzen Blick zurück in jene Richtung, wo schon vor vielen Stunden die Insel des Augenlosen Sehers hinter dem Horizont verschwunden war.
    Hast du Angst, dass dir dieses Eiland folgt wie ein Fisch?, ging es ihm durch den Kopf. Als Begründer des neuen Elbenreichs wirst du diffuse Ängste dieser Art bezähmen müssen …
    Kapitän Garanthor war etwas verwirrt, weil der König zurückschaute und nicht in die Richtung, wo jene Bucht lag, auf die er Keandir aufmerksam gemacht hatte. »Meint Ihr nicht auch, mein König?«, hakte er daher noch einmal nach. »Ich kann den Hafen bereits vor mir sehen, der sich dort errichten ließe.«
    »Gut, wir landen dort«, entschied Keandir und rief im nächsten Moment nach dem Hornbläser. »Merandil!«
    »Ja, Herr.«
    »Der Kapitän meines Flaggschiffs hat einen hervorragenden Landeplatz gefunden. Verkündet meinen Befehl über Eure Hornsignale. Wir werden den Boden des Zwischenlands betreten!«
    Merandil verneigte sich, und Keandir hatte ein Gefühl, als würde irgendetwas nicht stimmen.
    »Ja, Herr«, antwortete ihm Merandil nach einem ungewöhnlich langen Zögern, von dem der König nicht zu sagen vermochte, was es zu bedeuten hatte.
    Aber dafür fiel ihm etwas anderes auf. Er hatte ihn »Herr« genannt. Bisher hatte er dies noch nie getan …
    Merandils Hornsignale schallten wenig später über das Meer und wurden von den Hornbläsern der anderen Elbenschiffe weitergegeben. Ein schmetternder Chor von Hornstimmen schallte bald über den Ozean und vermischte sich mit den Geräuschen von Wind und Wellen.
    Die Bucht glich einem natürlichen Hafen. An die zunächst flach ansteigende Küste schlossen sich felsige Anhöhen an. Mitunter durchbrachen Ausläufer dieser Felsmassive sogar den schmalen Sandstrand und ragten bis ins Meer hinein. Im Geiste sah Keandir bereits die Festungsanlagen einer zukünftigen Elbenstadt, die sich hervorragend in diese Landschaft einpasste.
    Zunächst ankerten die Schiffe in Ufernähe. Ihre Bauweise machte auch das Manövrieren in sehr flachem Küstengewässer möglich. Sie verfügten über große Seitenschwerter, die sich über eine ausgeklügelte Mechanik senken und heben ließen. Sie sorgten für enorme Stabilität bei stürmischer See. Bis zu drei Mannlängen tief ragten die Seitenschwerter ins Wasser und bewirkten, dass die Schiffe auch bei einer Fahrt hart gegen den Wind den Kurs hielten. Wenn sie jedoch hochgeklappt waren, war der Tiefgang der Elbenschiffe so gering, dass man mit ihnen auch flache Lagunen durchqueren, Untiefen überwinden und sie bis kurz vor den Strand segeln konnte.
    In diesem Fall blieb man auf Anraten des skeptischen Prinzen Sandrilas jedoch vorsichtig. Man wollte nicht noch einmal ahnungslos in eine Falle tappen, wie es auf Insel des Augenlosen Sehers geschehen war.
    Eine Barkasse mit einem Trupp Elbenkrieger wurde zu Wasser gelassen. Siranodir mit den zwei Schwertern führte diesen Trupp an. Gern wäre auch Keandir als einer der Ersten an Land gegangen, aber auf dringendes Anraten sowohl von Prinz Sandrilas als auch von Ruwens Seite her verzichtete er darauf.
    Einen halben Tag wartete der König auf die Rückkehr der Kundschafter, deren Aufgabe es war, ein paar Meilen ins Landesinnere zu wandern, um zu erkunden, ob dort irgendeine Gefahr drohte. Aber sie kehrten in geradezu euphorischer Stimmung zurück, und Siranodir mit den zwei Schwertern berichtete seinem König von fruchtbaren Wiesen und bewachsenen Hängen.
    »Es gibt viel Getier

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