Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
brummte ich zu ihrer Erheiterung.
Wie wäre es jetzt mit
Currysuppe, Baguette und Salat?
Oh ja, das klingt
verlockend.
Und danach zügig unter die
Dusche, damit wir dich noch ankleiden können, bestimmte sie.
Ich zog einen Flunsch. Nach
nichts stand mir weniger der Kopf, als diese doofe Party des Nachbarn zu
besuchen. Ach du lieber Himmel, ich habe ja gar kein Geschenk!
Ratlos blickte ich Elin an,
die bloß schlenkerte.
Was ist da drin? wollte
ich angesichts der schicken Verpackung wissen.
Edler Whisky.
Igitt.
Er sammelt ihn.
Den kann der Widerling getrost
allein trinken. Trotzdem herzlichen Dank für die Rettung, Elin.
Ohne Begeisterung trödelte
ich nach oben. Sie sandte mir noch die Botschaft hinterher, dass sie in der
Zwischenzeit einen Schutzzauber für alle Pflanzen über den Park legen wolle.
S tell dich hier vor
den Spiegel und schließ die Augen, wies Elin mich an.
Ich verspürte den
Kleiderwechsel an meinem Körper, eine zarte Berührung im Gesicht, dann Bewegung
in den Haaren.
Erledigt!
Vorsichtig lugte ich unter
meinen frisch getuschten Wimpern hervor. Das dunkelblaue Samtkleid umschmeichelte
meinen Körper, ein Hauch von Makeup unterstrich meine Augen. Die Haare hatte
Elin raffiniert mit einer Silberspange aufgesteckt, wobei einzelne Locken wie
zufällig herausfielen. Zauberhaft. Meinst du nicht, das ist reichlich übertrieben
für den Anlass?
Das ist doch nicht für ihn,
sondern für dich, lächelte Elin. Fehlt nur noch dies. Sie hielt einen schmalen Silberreif empor, an dem ein Stern aus blau glitzernden
Edelsteinen hing. Für Schmuck besaß ich zwar keinen Sinn, doch er war
wunderschön.
Das ist ein Amulett, Lilia.
Es beschützt dich, böse Menschen können dir nicht zu nahe treten.
Aber es gehört dir, ich kann
es unmöglich annehmen, wehrte ich ernsthaft ab.
Ich schenke es dir. Bitte,
ich wäre beruhigt, wenn du das Amulett fortan immer trägst. Und
damit legte sie den Reif um meinen Hals. Tief empfundene Dankbarkeit strömte
ihr entgegen.
D em Widerling, sein Name war
mir sowas von Wurst, quollen fast die Augen aus dem Kopf, als ich vor seiner
Tür stand. „Unsere Prinzessin“, schleimte er und trat zurück, „bitte komm
hinein in mein bescheidenes Haus.“
Ich drückte ihm den Whisky
in die Hände, ließ ihn gaffend stehen und wanderte in sein Wohnzimmer von der
Größe eines Ballsaales. Klobig protzige, pechschwarze Ledergarnituren
dominierten, von den Wänden fuhren riesige Acrylgemälde ihre aggressiv grellen
Farbkrallen aus. Schaurig. Auf dem – natürlich schwarzen- Flügel
klimperte ein Pianist mit gelangweilter Miene. Ich war sofort versucht, mir mit
Rotwein, Cocktails oder sonst was Alkoholischem die Kante zu geben. Endlich
registrierte ich die murmelnde Stille der zahlreichen Gäste. Sie stierten mich
an. Na toll.
„Liebe Freunde, darf ich
euch meine reizende Nachbarin Lilia vorstellen. Sie hat jüngst mein herrliches Gartenhaus
erworben.“ Ganz offensichtlich legte der Widerling nach.
Doch bevor ich zumindest
innerlich meiner Empörung über das unterstellte ‚Du‘ Luft machen konnte,
geschah etwas Wundervolles. Wie eine aufplatzende Seifenblase, gefüllt mit
reinem Licht, fühlte es sich an. Meine Seele flutend, verschwand die schwarze
Seite meines Ichs. Hass, Neid, Schadenfreude, Hohn, was immer darauf lauerte, mein
Dasein zu vergiften, alles fortgespült. Hallo, existiere ich noch? rief
ich zaghaft in mich hinein. Ja, kam die Antwort, und es fühlt sich
himmlisch gut an.
Derweil floss ein Smalltalk belangloser Nettigkeiten
über mich hinweg. Gleichzeitig verpestete der widerwärtige Ausguss eben jener
frisch in mir getilgten Empfindungen meine Seele. Die Gülle stammte von etlichen
der anwesenden Frauen.
Verschließe deine Seele,
Lilia.
Kann ich jetzt nach Hause?
Noch nicht!
Mit eingefrorenem Lächeln
betrachtete ich häufiger den schleichenden Zeiger der monströsen Wanduhr als
die verlogenen Gesichter um mich herum. Kurz vor Mitternacht vernahm ich
schließlich eine interessante Stimme. Sie gehörte zu dem eher unscheinbaren
Mann in der hintersten Ecke. Er versuchte anscheinend, gelangweilt dreinblickenden
Sitznachbarn seine Begeisterung für Fossilien zu vermitteln. Amüsiert ging ich
näher heran.
„Glauben Sie mir, wenn Sie
Ihren ersten versteinerten Seeigel oder gar Trilobiten am Strand finden, packt
Sie die Leidenschaft.“
„Da kann ich Ihnen von
ganzem Herzen zustimmen“, mischte ich mich in seinen Monolog ein.
Wie er mich mit
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