Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
Elin
konnte wirklich alles mit Magie bewerkstelligen, doch mit dem größten Vergnügen
nahm sie manche Dinge selbst in die Hand.
„H allo, Katja. Was gibt es?“
„Sie – du hast als Adresse
des Täters die Tulipanstraße angegeben. Die existiert gar nicht“, kam von ihr
säuerlich zurück.
„Ups, tut mir leid, die
liegt in dem großen Marzahner Neubaugebiet, hat dein Navi wahrscheinlich noch
gar nicht auf dem Schirm.“
„Das Gebiet kenne ich“,
stellte sie erleichtert fest, „alles klar, danke“.
Mir drückte auch etwas auf
die Seele: „Katja, tust du mir bitte einen großen Gefallen? Nenne niemals
meinen Namen, sag einfach, du müsstest deine anonyme Quelle schützen. Geht
das?“
„Versprochen!“ Bislang wäre
es ihr ohnehin im Traum nicht eingefallen, einem Kollegen oder gar ihrem
Vorgesetzten von mir zu berichten.
A m späten Abend beendete ich
den dritten ungelösten Fall der Mordkommission. Noch eine halbe Stunde für die
Essensvorbereitung, dann würde Katja läuten. Ihr Faible galt der italienischen
Küche, also zauberte ich Minestrone, Ciabatta und überbackenes Fischfilet mit
Penne, dazu Rucola.
Sie aß so genießerisch konzentriert, dass ich
schmunzeln musste. „Möchtest du noch Wein?“
„Nein danke, ich muss leider
noch fahren. Aber hättest du eventuell einen Espresso?“ Satt und zufrieden
lehnte sie sich zurück.
Ups . Was
jetzt?
Frag sie, ermunterten
mich die Lichtwesen.
„Wenn du dafür mutig genug
bist, kann ich Espresso magisch ordern. Ansonsten müsste ich probieren,
irgendwie eigenhändig Kaffee auf die Reihe zu kriegen.“ Forschend blickte ich
Katja an. Sie hatte eindeutig das Zeug zu dieser Mutprobe.
Halb gespannt, halb
angespannt kam: „Na, mach schon.“
Absichtlich erschien der
Espresso mit einigem Abstand drüben auf der Anrichte. Sie keuchte. In
beruhigendem Ton erklärte ich den Unterschied zwischen Zauberei im Zirkus und
magischer Lichtenergie.
„Aber wieso kannst du das?“
Gute Frage, nächste Frage. „Das ist eine sehr lange, komplizierte Geschichte“, wich ich unbeholfen aus.
„Ich verspreche dir, du wirst sie später einmal erfahren.“
Denn dafür würde Katja ein
anderes Kaliber von Mut brauchen. Immerhin, bisher schlug sie sich tapfer.
Kapitel 8
I n den folgenden Wochen
mailte ich ihr etliche Aufklärungsarbeiten zu einem Bandenkrieg, einem
Raubüberfall, sowie zu dem vom Ladeninhaber selbst inszenierten
Juwelendiebstahl in der City West. Allmählich erregten die spektakulären Erfolge
der Kriminalpolizei ein größeres Interesse bei den Medien. Katja erwies sich
als besonnen genug, ihrem Chef und dem Team die Lorbeeren zuzuschieben. Die
Achtung, besonders der männlichen Kollegen ihr gegenüber, stieg dadurch beträchtlich.
Gut so. Leider schwollen deren Fragezeichen bezüglich ihrer anonymen Quelle
genauso beträchtlich an. Eine tickende Zeitbombe.
Nach Ansicht der Sternelben näherte sich rasch
der Zeitpunkt für den nächsten Schritt: Ein Mord, der bereits geplant, aber
noch nicht geschehen war. Das sollte ich Katja begreiflich machen. Die Lichtwesen
wirkten geradezu nervös und beschieden mich mehrmals, äußerst behutsam vorzugehen. Achte auf Katjas Verstand, bläuten sie mir ein. Zuletzt wurde ich selbst
richtig kribbelig.
A m Sonntag sollte unser
brisantes Frühstück über die Bühne gehen. Doch die Fallstricke des Schicksals
zerschlugen meine Pläne. Katjas Chef überrumpelte alle Beteiligten mit seinem
spontanen Entschluss, vor meinem Gartentor auf Katja zu warten. Die Adresse
kannte er aus der ersten Email. Ihm schwante, dass die Sache mit der offiziell
anonymen Quelle stank. Also bog der Kommissar kurz entschlossen ab und opferte
der akribischen Recherche seinen heiß geliebten Segelturn auf dem Wannsee. Für
solche Kurzschlusshandlungen, lernte ich genervt, war das Schicksal nicht
zuständig. Eine später stets wiederkehrende, boshaft lauernde Gefahrenquelle.
Jetzt blieben knapp zwanzig Minuten, mich darauf
einzustellen. Plan B kam nie gut, andernfalls hätte er ja auch die A-Note
erhalten müssen. Wenigstens reichte die Zeit, um Katja vorzuwarnen.
Das dreisame Frühstück geriet, gelinde ausgedrückt,
ungemütlich. Die Spannung ließ sich kaum ertragen. Ich fing gar nicht erst mit
oberflächlichem Smalltalk an. Katja erzählte recht monoton vom Auffinden der
entscheidenden Puzzleteile des letzten Falls, erstarb aber nach und nach. Jeder
würgte an seinem Brötchen. Zuletzt war es wiederum Katja, die die Faxen
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