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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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Unsere Mägen hängen schon
in den Zehenspitzen“, lachte Jay.
    „Lass mich das übernehmen,
ich habe Zeit. Wie viele seid ihr denn?“
    „Sechs Mann, aber musst du
nicht, Getränke brauchen wir ja auch noch.“
    „Keine Widerrede, wird schon
erledigt.“
    Eifrig flitzte ich zurück.
In der Küche warteten zwei große Tabletts mit Bergen an Sandwiches, dazu drei
Körbe mit kalten Getränken, Kaffee und dem benötigten Zubehör. Das musst du
jetzt wohl selbst schleppen. Jay fällt glatt in Ohnmacht, wenn ein Korb aus dem
Nichts vor seinen Füßen landet.
    In der Tat traute er selbst
so seinen Augen kaum, als er mich postwendend mit dem ersten Tablett kommen
sah.
    „Ach so, du wolltest uns
überraschen“, fand er schnell eine Erklärung für sich – und half mir unwissentlich
erst aus der magischen Bredouille und dann beim Schleppen. Wenige Minuten
später saßen die Männer um den Küchentisch herum und lobten mit vollen Mündern
meine Sandwiches.
    Belustigt zog ich Leine,
weil unterschwellig innere Unruhe aufkeimte. Ab in die Kirche! Ach
nein, geht gar nicht, die Orgelbauer arbeiten auch samstags um diese
Uhrzeit noch.
    Komm ruhig, Lilia, sie haben
heute in ihrer Werkstatt zu tun.
    W ährend ich den Schlüssel aus
seinem Versteck pulte, kamen meine Gedanken über die Orgel zu dem ungenutzten Klavierflügel
im Wohnzimmer. Ob ich das Spiel erlernen darf? Eigentlich wollte ich die
Sternelben gleich darum bitten. Doch vorrangig stand das beinahe vermasselte
Treffen mit Katja auf der Tagesordnung. Mich in andere Menschen hinein
versetzen, das barg noch immer Katastrophenpotenzial.
    Lilia! schmetternd
entrissen sie mich der Grübelei und erteilten sogleich einen Tadel wegen der unbedachten
Anwendung von Sandwich-Magie. Erst denken, dann zaubern!
    Ja-a. Und
der Flügel? bettelte ich sehnsuchtsvoll.
    Erheitert sangen sie: Ja-a-a.
    Dann begann der wahrlich
grauenhafte Teil unseres Treffens. Eine gewaltige Flut an Informationen über
Katjas ungelöste Mordfälle ergoss sich in meinen Kopf.
    Geraume Zeit später wollte ich abschließend von
den Lichtwesen wissen, ob Katja hinterher erneut vor der Tür stehen würde.
    In Zukunft ist sie dein
häufigster Gast.
    In Freundschaft?
    Das hängt von deinem
Geschick ab.
    Und eurer tätigen Mithilfe,
hoffentlich. Stöhnend konnte ich mir den Kommentar nicht
verkneifen: Hattet ihr nicht kürzlich gemeint, das Ganze sei lediglich eine
Übung?
    Funkstille.
    Ich wollte gerade den Heimweg antreten, da
meldeten sie sich nochmals: Möchtest du eine Aufgabe, die dir Spaß bereitet,
wie die Menschenkinder es nennen?
    Aber immer!
    In der Rachmaninow-Straße
droht der Musikschule aus Geldmangel die endgültige Schließung. Du spendierst
doch so gerne, neckten sie mich.
    Die Schule liegt auf meinem
Rückweg! rief ich begeistert.
    Nein, Lilia, es dämmert
bereits, warte bis morgen Vormittag.
    Ich hatte sie fürchten
gelernt, die Nacht.
    „G uten Morgen. Sind Sie der
Leiter dieser Schule?“
    „Wir nehmen keine Schüler
mehr an“, wies er mich sichtlich zerstreut ab, „wir schließen“.
    „Ich weiß, deshalb bin ich
hier.“
    Nun völlig verwirrt, nahm er
mich erst einmal richtig zur Kenntnis. „Warum das?“
    „Sie benötigen ungefähr
zweihunderttausend Euro zur Fortsetzung des Lehrbetriebs. Ich möchte schauen,
ob eine Spende hier gut investiert wäre.“
    Diesmal entgeistert, fragte
er: „Sie wollen spenden?“
    „Wie wäre es, wenn Sie mich
durch Ihr Haus führen und mir unterwegs Ihre Sorgen schildern?“
    Eine lange Pause entstand,
bis seine tief sitzende Resignation in vorsichtigen Optimismus umschlug.
Ermutigend hakte ich mich bei ihm unter. „Kommen Sie, was haben Sie alles auf
dem Herzen?“
    Zwei kleine Jungs tobten die breite Treppe hinauf,
der vordere blies pausbackig in seine Trompete, der andere antwortete mit
seiner Posaune. Lächelnd drohte ihnen der Schulleiter mit dem erhobenen
Zeigefinger.
    „Und Sie wollen wirklich
diese gewaltige Summe spenden?“ vergewisserte er sich.
    „Ja, allerdings“,
bekräftigte ich, „nichts heilt so wundervoll die Seele, wie Musik es vermag“.
    Jetzt über das ganze Gesicht
strahlend, stellte er sich vor: „Ich bin übrigens Gernot.“
    Bei unserem Rundgang schwoll die geschätzte
Summe für den dringendsten Bedarf auf das Doppelte an. Nur die Lehrergehälter
bezahlen zu können, griff bei weitem zu kurz. Überall blätterte die Wandfarbe, verkalkte
Wasserhähne tropften in maroden Toilettenräumen, das Klavier ein uraltes

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