Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
später bog ich triefend nass
um die Ecke unserer Straße und lief in strahlenden Sonnenschein hinein. Verrückt!
Nach der heißen Dusche erzählte ich Elin beim
Frühstück von den Wetterkapriolen. Sie schalt mich wie ein Kind: Wirklich,
Lilia, inzwischen müsstest du das doch besser wissen. Kapriolen! Dann mach es
halt sorgfältiger, wenn du dich schon einmischst.
Mein Kopf gab die rote
Laterne und mir schwante, wie viel Verantwortung und noch mehr Risiken die
Magie mit sich brachte.
M ittags parkte Katja ihren
Privatwagen ein Stück entfernt. Offensichtlich fand in dem Haus gerade ein
Umzug statt. Protzbau, dachte sie beim Anblick des Vorderhauses. Passt
wie angegossen zu dem exzentrischen Namen. Wer sonst nennt seine Tochter Lilia
Joerdis! Die Möbel sahen allerdings ziemlich schick aus, stellte sie beim
Blick in den Lkw fest, unerschwinglich schick.
„Wollen Sie nachschauen, ob
Ihre Truppe ordentlich arbeitet?“ Ein verdammt gutaussehender Mann stand im
Hauseingang und sah ihr erwartungsvoll entgegen.
„Äh, nein, ich suche Frau
van Luzien.“
„Ach, Lilia, da sind Sie
hier falsch“, deutete Schorsch nach links, „sie wohnt im Gartenhaus“.
Katja klingelte am Tor, es
schwang geräuschlos auf. Die Überwachungskamera registrierte sie
selbstverständlich.
Die Sternelben warnten
rechtzeitig vor der Besucherin. Gespannt saß ich nun am Küchentisch, Tee und
Sandwiches standen bereit. Katja, der Name kommt aus dem Russischen von
Katharina, die Reine. Und Raimund bedeutet „Schützer nach dem Rat der Götter“, fuhr ich grinsend fort. Georg ist „der Wachsame“. Weiter kam ich mit dem
merkwürdigen Befund über die Namen meiner neuen Bekanntschaften nicht. Der Monitor
zeigte eine mittelgroße, durchtrainierte, ungefähr dreißigjährige Frau.
Praktischer kurzer Haarschnitt, wachsame braune Augen.
Na dann! „Hallo, kommen Sie rein.“
Zögernd ergriff sie meine
ausgestreckte Hand. „Hauptkommissarin Rainer.“ Sie folgte mir in die Küche.
„Bitte, setzen Sie sich
doch.“
Katja registrierte den
gedeckten Tisch. „Anscheinend erwarten Sie Besuch, dann will ich es kurz
machen“, sagte sie widerstrebend.
„Ich habe Sie erwartet“,
erwiderte ich lächelnd und schenkte Tee ein. „Probieren Sie die Sandwiches,
eine Spezialität des Hauses.“
Meinen Gast beschlich ein
beunruhigendes Gefühl. Die Kommissarin versuchte, mir fest in die Augen zu
schauen, konnte ein irritiertes Blinzeln aber nicht verbergen. „Sie – Sie haben
mir eine Email geschickt.“
Geduldig wartete ich ab, bis
sie herausplatzte: „Woher stammen diese Informationen, Frau van Luzien? Taucher
haben heute Morgen die Tatwaffe geborgen.“
Klar hatten sie das. Und in
diesen Minuten suchte ihr Team gezielt nach den anderen Beweisstücken von
meiner Liste.
„Bitte, nennen Sie mich
einfach Lilia.“ Auf zum schwierigeren Part. „Ich muss Sie um einige Zeit
und reichlich Geduld bitten, bevor ich Ihre berechtigte Frage beantworten
werde.“
Die Kommissarin wollte
protestieren, beschwichtigend hob ich die Hand. „Würde ich Ihnen in diesem
Moment die Wahrheit an den Kopf werfen, nähmen Sie mir kein einziges Wort davon
ab.“
Wieder wollte Katja
protestieren, doch ich ließ sie nicht zu Wort kommen. „Deshalb möchte ich Ihnen
einen Vorschlag unterbreiten. Nennen Sie mir einen oder auch mehrere Ihrer
ungelösten Fälle der Vergangenheit. Im Gegenzug erhalten Sie weitere Listen per
Email.“
„Sind Sie Privatdetektivin?“
misstrauisch versuchte sie eine rationale Erklärung zu finden.
„Nein, nichts dergleichen“,
versicherte ich, stand kurz auf und kam umgehend mit Schreibzeug zurück.
„Also?“
Innerlich hin und her
gerissen über die unwirkliche Situation, siegte zuletzt Katjas starker
Instinkt. „Vor zwei Jahren wurde der neunjährige Ralf Bregen getötet. Der Täter
konnte nie ermittelt werden. Im Juni letzten Jahres verschwand die vierjährige
Eva Trinkhardt. Wir wissen nicht, ob sie noch lebt.“
Bleischwer lasteten die
Fälle auf Katjas Seele. Monatelang arbeitete sie unermüdlich beinahe rund um
die Uhr an sieben Tagen die Woche. Vergeblich.
„Wenn Sie das schaffen,
werde ich Ihnen glauben, wer auch immer Ihre Quelle sein mag.“
Nein, so schnell nicht, wusste ich, aber für den ersten Schritt sollte es allemal reichen.
H interher benötigte ich
dringend frische Luft und schlenderte kurz entschlossen zum Vorderhaus.
„Hallo, Lilia, gut, dass du
kommst. Wo kann man denn hier etwas Essbares kaufen?
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