Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
es
wollt.
Vor ungezählt langer Zeit
galten andere Regeln.
Na, dann könnt ihr ihre
Verbannung jetzt ja getrost aufheben.
Es ist nicht an uns, dies zu
entscheiden.
Ich trommelte energisch mit
den Fingerspitzen auf die Tischplatte. Dann gehe ich diese Leya eben
besuchen!
Lilia, nein, sie ist eine
Abtrünnige!
Ist sie bösartig?
Nein.
Irgendwelche stichhaltigen
Einwände?
Sie schwiegen.
Wo wohnt sie? Raus damit!
Im Feenhaus. Sie
übermittelten mir das Bild eines Hauses im Wald.
Aber das ist doch mein Wald,
wo ich jogge. Da gibt es kein H… Natürlich, Magie, was
sonst. Mein Zorn meldete sich schäumend aus der Magensäure zurück. Ihr
hattet behauptet, es gäbe niemanden sonst außer Elin und mir. Lügnerinnen!
Die Grundfeste unseres Bündnisses erbebte,
splitterte und krachte. Ich kappte die Verbindung. Elin stand vor mir, silbrige
Tränen weinend. Wenn eine Elbe weint, lassen die Blumen ihre Blütenblätter
fallen und die Sonne verfinstert sich, heißt es in einem Elbenlied.
Elin, wusstest du? stammelte ich flehend.
Nein ,
hauchte sie .
Wir konnten das tränenreiche
Leid der Anderen weder lindern noch ertragen, so strebten wir stumm
auseinander. Dunkelheit senkte sich auf meine Seele, Dunkelheit umhüllte meinen
Verstand. Am Anfang war der Gesang und er gebar eine Lüge. Lüge! Lüge!
Dumpf kamen und gingen lichtlose Tage. Ich
fühlte nichts, dachte nichts, aß nichts. Kein Weg hinaus. Endlich sang Elin ein
Lied, tieftraurige Verse über den Tod der Elbenfürstin. Ich weinte, weinte
trockene Tränen. Und das Dunkel lichtete sich zu leblosem Grau. Nur noch ein Schatten
meiner Selbst, quälte ich mich den weiten Weg bis zum Feenhaus.
Kapitel 14
Aus dem Buch „Inghean“
Ungekannte Gaben der Macht besitzt das Menschenkind.
Sie drohen unsere Pläne zu durchkreuzen. Wann endlich erwacht meine Fürstin?
D er satte Geruch heißer
Schokolade stieg mir in die Nase, erwartungsvoll öffnete ich meine Lippen. Das
sahnige Gebräu rann durch die trockene Kehle hinunter in einen Magen, der seine
Hungerproteste bereits vor Tagen eingestellt hatte. Vorsichtig riskierte ich
einen Blick unter den Wimpern hervor und schaute direkt in ein gutmütiges Gesicht.
„Da bist du ja endlich“,
strahlte mich die Fremde an.
„Wo – wer – was?“ krächzte
ich.
„Erst Kuchen“, lautete ihre
Antwort.
Sie hielt mir eine Gabel
voll hin. Diese Delikatesse als Kuchen zu bezeichnen, war geradezu sträflich.
Er verursachte eine Geschmacksexplosion aus Schokolade, kandierten Früchten,
Nüssen, Gewürzen und Honig. Mit vollem Mund, sie sorgte ständig für Nachschub,
versuchte ich den ersten Teil meiner Fragen zu wiederholen. „Wu?“
„Du befindest dich im
Feenhaus.“
„Gut.“
Mehr heiße Schokolade.
„Wer?“
Erschrocken fragte sie
zurück: „Hast du vergessen, wer du bist?“
„Ich bin Lilia. Aber du?“
„Na, ich bin Leya. Wer
sonst.“
Ich machte große Augen ob
ihres menschlichen Anblicks. „Du siehst gar nicht wie Elin aus.“ Obwohl, ihre
Augen, ja, das innere Licht und die erfahrene Weisheit darin verrieten den
elbischen Geist.
„Alles nur Tarnung, außerdem
gefalle ich mir so besser.“
Komisch, sie will überhaupt
nicht wissen, wer Elin ist. Leicht schmatzend hakte ich nach:
„Kennst du Elin?“
Leya nickte. „Sie erschien
heute Morgen und hievte dich über meinen Bannwall.“
„Was?“
„Aha, dritte Frage. Aber
danach ruhst du dich aus. Also, deine Kräfte erloschen, kurz bevor du mein Haus
erreichen konntest. Ich sah dich zusammenbrechen, durfte jedoch nicht zu dir.
Als ich schon anfangen wollte, mir vor Kummer die Haare auszuraufen, kam Elin.
Gemeinsam legten wir dich ins Bett und hier bist du nun.“
Den letzten Satz bekam ich
bloß noch halb mit, weil mir erneut die Augen zufielen.
Elin gesellte sich zu Leya.
Meine Güte, bei mir ist mehr
los als in den letzten zweihundert Jahren! Schwester, erzähl, was haben die
Sternelben nun wieder angerichtet?
In der Stille ihrer
geflügelten Gedanken wirkte das ungleiche Paar wie versteinert. Nur Leyas vor Erstaunen
hochschnellende Augenbraue, als sie annähernd am Schluss von meiner Forderung
hörte, den Bann aufzuheben, verriet ihre Lebendigkeit. Voller Mitleid und Sorge
betrachteten sie mich.
Sie haben versagt und jetzt
sollen wir beide den Karren wieder flott machen. Richtig?
Elin, von ihren eigenen
Konflikten gezeichnet, stellte nüchtern fest: Lilia wird den Sternelben nie
mehr blind vertrauen.
Nun, das sollte
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