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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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die Luft. Ich feuerte. Daneben.
    Elin?
    Lauf, Lilia!
    Ein Wesen raste auf die Elbe
zu, vielleicht zehn Meter entfernt. Sah sie es nicht? Der zweite, hastige
Schuss fand sein Ziel, während ich auf sie zu hielt. Meinen ersten Dämon
erlegte ich mit banaler Beiläufigkeit. Elin kauerte am Boden. Neben ihr
versickerte die stinkende schwarze Gestalt im Erdreich. Vorsichtig hob ich die Elbe
auf und spurtete, so gut es eben mit schwindender Energie ging, nach Hause.
Erst im Licht der Außenleuchte entdeckte ich den schwarzen Fleck, der sich auf
Elins schlaffem Körper hin und her bewegte. Instinktiv formte ich aus meiner
letzten Kraftreserve eine Lichtkugel und führte sie darüber. Die Elbe stöhnte
leise, der Fleck zerfiel.
    D ie durchwachte Nacht neben
Elin auf der Couch holte mich endgültig auf den Boden der Tatsachen zurück.
Meinen zugewiesenen Platz auf dem undurchsichtigen Schachbrett von Elben und
Dämonen konnte ich nicht mehr verlassen. Also ging es letztlich um den Ausgang
des Spiels: Schachmatt, Remis oder Sieg. Sieg? Mit einem
Bauernmädchen? lachte ich bitter in mich hinein. Warum tat Elin sich dies,
einsam und allein wie sie war, überhaupt an? Menschen erschienen ihr ziemlich
primitiv, und dann die ganze Mühe, die sie in mich investierte. Wozu? Zu
viele Fragen, kein erkennbarer Sinn.
    Nichts heilt die Seele so wunderbar wie
Musik, warf mein Gedächtnis zusammenhanglos dazwischen.
Behutsam öffnete ich den Flügel. Die Sonne ging auf. Leise begleitete ich das
im Kopf aufspielende Orchester zu Ravels „Lever du jour“. Das Stück passte
hervorragend zu meinem zerzausten Innenleben. Genauso wie Mussorgskys
schwermütige „Morgendämmerung“. Elin saß mittlerweile mit geschlossenen Augen
auf der Couch und lauschte. Ihr zuliebe ließ ich „Fantasia on Greensleeves“ von
Williams erklingen, obwohl seine Komposition mich jedes Mal mit trauriger
Sehnsucht erfüllte.
    Verzeih bitte, dass du
meinetwegen in Gefahr geraten bist.
    Sie winkte ab.
    Darum fasste ich mir ein
Herz und bat: Elin, erkläre mir, warum der Dämon dich nicht tötete.
    Das weißt du nicht? fragte sie konsterniert über meine ständigen Wissenslücken. Im Gegensatz zu
Dämonen verfügen wir über Schutzmagie. Sie wissen um diese Fähigkeit, aber
auch, dass ihre Verwendung reichlich Energie kostet. Daher trachten sie stets
danach, uns so lange in einen Kampf zu verwickeln, bis unsere Kraft schwindet.
Doch genug davon, geh frühstücken.
    Damit verschwand sie in ihr
Zimmer.
    Anstatt Tee zu bestellen, fertigte ich ihn
per Hand. Beim bloßen Gedanken an Essen drehte sich mir der Magen um. Richtig,
nichts war gut. Zorn, dein lärmender Begleiter. Völlig daneben, weil
absolut nutzlos, verfrachtete ich ihn in die Gesellschaft der Magensäure. Das
Telefon klingelte.
    „Lilia, entschuldige die
frühe Störung“, kam es vom anderen Ende der Leitung. Den Satz konnte ich ihm
einfach nicht abgewöhnen.
    „Hallo, Raimund. Was hast du
auf dem Herzen?“ fragte ich so leichthin wie möglich.
    „Na, also“, druckste er
herum, „also vergangene Nacht kam ich vom Sterbebett eines Gemeindemitglieds
zurück.“
    „Ja?“
    „In der Kirche schien Licht,
aber das warst nicht du. Ich ging nachsehen, niemand da, aber es war eindeutig
dein Licht gewesen.“
    „Wer dann?“ fragte ich
unsinnigerweise, halb unter Schockstarre.
    „Genau, wer dann. Ich
dachte, du weißt es.“
    Wer war in der Kirche?
    Keine Auskunft unter dieser
Frage. Ich drohte abermals zu explodieren.
    „Raimund, mach dir keinen
Kopf deswegen, das wird sich aufklären.“ Legte auf und begann sofort mit
Ursachenforschung, indem ich brüllte: Raus damit!
    Die Sternelben wollten
nicht.
    Sagt es mir! brüllte
ich mindestens ein halbes Dutzend Mal .
    Es war Leya.
    Alles klar?!
    Sie ist eine Verbannte.
    Was?
    Ich ging zum Küchentisch,
meiner Ankerstation. Höre ich jetzt von euch die komplette Geschichte oder
soll ich diese Leya rufen?
    Nein, warte!
    Heißt das, ich könnte sie
tatsächlich rufen?
    Nein, sie darf ihr Haus nur
für Santa Christiana verlassen.
    Und warum? Ich
kam mir vor, als würde ich ein Kissen leeren, indem ich jede Daune einzeln
herauspulte.
    Die Elbe Leya zog es zu den
Menschen. Sie missachtete die Regel, ihnen fern und unsichtbar zu bleiben.
Schließlich kehrte sie uns den Rücken.
    Das ging?
    Deshalb wurde die Elbe
verbannt, schmetterten die Lichtwesen theatralisch.
    Das wollte mir nicht in den
Kopf. Moment mal, Elin hält doch auch zu mir Kontakt, noch dazu, weil ihr

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