Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
seine Antwort geringfügig. ICH WAR UND ICH BIN, MEHR WEISS ICH NICHT.
ABER DU MUSST EINEN NAMEN HABEN UND VON IRGENDWOHER GEKOMMEN SEIN. Die Stimme war nicht fort, sie sprach wieder zu ihm. Erleichterung überkam es, auch wenn der Sinn ihrer Worte dunkel war.
ICH HABE KEINEN NAMEN, UND ICH WAR IMMER HIER. ICH BIN NIRGENDWOHER GEKOMMEN.
DANN ERINNERST DU DICH NUR NICHT DARAN. ABER DU MUSST VON EINEM ANDEREN ORT GEKOMMEN SEIN, DENN NICHTS ENTSTEHT UND NICHTS VERGEHT HIER.
Seine Verwirrung steigerte sich.
EIN ANDERER ORT? Wie sollte es außerhalb der Unendlichkeit noch andere Orte geben? WAS FÜR EIN ORT?
ICH KANN NICHT WISSEN, WOHER DU KOMMST, DESHALB FRAGE ICH DICH. ABER OFFENBAR ERINNERST DU DICH NICHT MEHR DARAN. WENN DU ES WÜNSCHST, WERDE ICH DIR DESHALB VON MIR ERZÄHLEN, UND WIE ICH HIERHER GELANGT BIN.
Wünschte es das? Die merkwürdigen Fragen und Behauptungen verwirrten es noch immer, es musste darüber nachdenken. Aber zugleich wollte es auf keinen Fall, dass die fremde Stimme sich wieder von ihm zurückzog und verstummte.
JA, ERZÄHLE MIR VON DIR, bat es deshalb.
GUT, WENN DU ES WÜNSCHST. MEIN NAME IST THALINUEL, UND ICH ENTSTAMME DEM VOLK DER ELBEN. DIES IST MEINE GESCHICHTE …
Thalinuels Geschichte, Mai 11657
alter Zeitrechnung der Elben
Der Überfall ereignete sich am letzten Tag ihrer Reise, als sie noch gut fünf Stunden von Tal’Orin entfernt waren, wo das große Treffen der Völker stattfinden sollte, und er erfolgte ohne jede Vorwarnung. Speere zischten aus dem Dickicht beiderseits des Weges heran und rissen mehrere Reiter aus dem Sattel. Eine Speerspitze verfehlte Thalinuel nur um Haaresbreite. Binnen Sekunden verwandelte sich der gerade noch geordnete Trupp in ein Chaos aus Schreien, zu Boden stürzenden Elben und durchgehenden Pferden.
Auch Thalinuels Pferd scheute. Nur mit Mühe konnte sie sich im Sattel halten und es wieder beruhigen, während sie gleichzeitig ihr Schwert zog. Noch hatte sie sich von der Überraschung und dem Schrecken nicht erholt, als das dichte Unterholz mit Brachialgewalt zerfetzt wurde. Vier gewaltige Trolle mit Keulen in den Händen, gefolgt von sieben oder acht mit Schwertern bewaffneten Tzuul, brachen aus dem Wald hervor und stürzten sich auf die überraschten Elben.
Trotz der Spannungen mit einigen der jüngeren Völker, die sich in letzter Zeit verschärft hatten, hatte doch niemand einen offenen Angriff auf eine offizielle Elbendelegation für möglich gehalten. Entsprechend sorglos war die Vorhut gewesen, aber selbst größte Wachsamkeit hätte sie nicht vor diesem perfekt gelegten Hinterhalt bewahren können.
Einer der Trolle kam direkt auf Thalinuel zu. Er war fast doppelt so groß wie sie, ein Gestalt gewordener Albtraum, der fast nur aus Muskeln zu bestehen schien, über denen sich eine grünliche, schuppige Haut voller Warzen spannte. Erneut brüllte er auf und entblößte dabei ein furchtbares Raubtiergebiss mit mehr als fingerlangen Reißzähnen. In seinen Pranken hielt er eine Keule, die länger und dicker war als das Bein eines ausgewachsenen Elben.
Scheinbar mühelos riss das Ungeheuer die Waffe nach oben und ließ sie fast waagerecht durch die Luft sausen. Thalinuel entging dem Streich nur, indem sie sich seitlich aus dem Sattel gleiten ließ, so weit es nur ging, und eher neben ihrem Pferd hing, als darauf saß. Dennoch war sie nicht sicher, ob die Keule ihr Haar noch streifte, oder ob sie nur den Luftzug spürte.
Noch während sie sich wieder in den Sattel schwang, stieß sie ihr Schwert vor. Die Klinge traf den Unterarm des Trolls und bohrte sich tief hinein, doch für das gewaltige Monstrum war die Wunde vermutlich nicht mehr als ein Mückenstich. Einen Moment lang starrte sie direkt in die hasserfüllten Augen unter der flachen, fliehenden Stirn des kahlen Schädels. Eine platte Nase und fleischig herabhängende Wangen vervollständigten das hässliche Bild.
Gleich darauf war Thalinuel an dem Troll vorbei. Hastig blickte sie sich um.
Der heimtückische Überfall hatte einen hohen Blutzoll von dem Spähtrupp gefordert. Gut die Hälfte der zwanzig Elben lag tot oder schwer verletzt auf dem Boden, dabei hatte der eigentliche Kampf gerade erst begonnen. Zu Thalinuels grenzenloser Erleichterung gehörte Verilon nicht zu den Opfern. Nicht weit von ihr entfernt kämpfte er gegen zwei Tzuul. Einen von ihnen stach er gerade mit seinem Schwert nieder.
Überhaupt begann sich das Kriegsglück nun zu wenden, nachdem sich die Elbenkrieger
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