Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
von ihrem Schock erholt hatten.
»Kampfformation bilden!«, befahl Verilon.
Zusammen mit den anderen ritt sie ein kleines Stück den Waldweg entlang. Auf Verilons Pfiff hin wendeten sie ihre Pferde und preschten die gleiche Strecke zurück, immer schneller auf die Tzuul und Trolle zu.
Auch die Tzuul waren bedrohliche Kämpfer, zwei Köpfe größer als Elben und extrem breitschultrig und muskulös, mit gräulicher Haut und ebenfalls kahlköpfig. Es hieß, dass sie aus einer Kreuzung von Trollen und Menschen hervorgegangen waren – die Nachkommen einiger von Trollen verschleppter und vergewaltigter Menschenfrauen.
Thalinuel sah, wie sich Schrecken auf ihren Gesichtern und in ihren Augen mit den schlangenartig geschlitzten Pupillen ausbreitete, dann brachen die Elben auf ihren Rössern über sie herein wie ein Sturm über Steppengras. Die Tzuul mochten starke und Furcht einflößende Gegner sein, aber sie waren auch ein undisziplinierter Haufen, der es nicht mit einem kampferfahrenen Trupp von Elbenkriegern in ihrem Zorn aufnehmen konnte.
Mühelos parierte Thalinuel einen gegen sie geführten Schwertstreich und schlug dem Tzuul in der gleichen Bewegung den Waffenarm ab. Einem anderen spaltete sie den hässlichen Schädel, dann waren sie und ihr Trupp durch die Reihe der Feinde gebrochen.
Für die schwerfälligen Trolle war der Angriff zu schnell erfolgt, und die Tzuul hatten der Attacke kaum etwas entgegenzusetzen. Nur eines der Elbenpferde war durch eine Klinge verletzt worden und schleuderte seine Reiterin aus dem Sattel, als es zusammenbrach. Auf der gegnerischen Seite hatten lediglich zwei der Trolle und einige wenige Tzuul den Angriff überlebt. Keinem von ihnen stand mehr der Sinn nach einer Fortsetzung des ungleichen Kampfes; voller Schrecken flohen sie in den Wald.
Zusammen mit einigen anderen Kriegern wollte sich Thalinuel an die Verfolgung machen, doch ein scharfer Zuruf von Verilon hielt sie auf.
»Halt!«, befahl er. »Es ist genug Blut geflossen, wir dürfen unsere Kräfte nicht aufsplitten.«
»Du willst sie ungestraft entkommen lassen?«, keuchte Thalinuel ungläubig.
»Es widerstrebt mir so sehr wie dir, aber es ist nicht unsere Aufgabe, Rache zu üben«, entgegnete er, während er von seinem Pferd abstieg. »Wir müssen den Weg sichern und den König schützen, das hat Vorrang vor allem anderen. Kümmert euch um die Verwundeten!«
Nur widerstrebend sprang auch Thalinuel aus dem Sattel. Verilon hatte recht, auch wenn es ihr schwer fiel, sich dies einzugestehen. In dem dichten Unterholz konnten sie die Schnelligkeit ihrer Pferde nicht ausspielen, wahrscheinlich würden sie die Trolle und den Tzuul ohnehin nicht mehr einholen. Vor allem aber waren sie zu wenige, um mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen, und die Pflege der Verletzten war wichtiger als das Verlangen nach Rache. Zudem befanden sich das Königspaar und der Haupttrupp ihrer Gesandtschaft nicht weit hinter ihnen, und seine Sicherheit, für die sie zu sorgen hatten, war wichtiger als alles andere.
Trotzdem schwor Thalinuel sich, dass für diesen feigen Überfall irgendjemand büßen würde.
Wenn nicht jetzt, dann später.
Irgendwann.
»Sechs Tote und drei Schwerverletzte, von denen einer die kommende Nacht möglicherweise nicht überleben wird!«, stieß König Lotharon mit weithin hallender Stimme hervor und ließ seinen Blick anklagend über den Platz und die versammelten Abgeordneten der großen Völker schweifen. »Wir sind nicht bereit, diesen heimtückischen Angriff einfach hinzunehmen.«
»Was geschehen ist, ist sicherlich bedauerlich, und wir verurteilen den Vorfall scharf«, ergriff Hollan, ein Abgesandter der Menschen von den nördlichen Stämmen, das Wort. »Aber keines unserer Völker war daran beteiligt. Wie Ihr selbst sagt, wurde der Angriff von Tzuul und Trollen verübt, die an dieser Versammlung nicht teilnehmen. Sie sind nun einmal Mörder und Wegelagerer. Wir alle haben unter ihren Übergriffen zu leiden. Sie sind grausam und unersättlich in ihrer Gier.«
»Das war kein wahlloser Überfall, bei dem sie nur auf Beute aus waren«, behauptete Lotharon unnachgiebig. Trotz seines hohen Alters bot er eine imposante Erscheinung, der man die Jahrhunderte nicht ansah. Sein ursprünglich goldenes Haar und der kurz geschnittene Bart begannen sich silbern zu verfärben, doch kerbte kaum eine Falte die Haut seines Gesichts, und wenn man in seine grauen Augen blickte, ging ein fast suggestiver Zwang von ihnen aus.
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