Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Dachfirst, wobei der Schwanz des Riesenfledertiers ein paar Ziegel hinunterriss.
Augenblicke später schwebte Rarax hoch über der Stadt Elbenhaven. Daron ließ ihn sich dem nahen Meer zuwenden.
Das Baumwesen hing noch immer am linken Hinterbein des Riesenfledertiers. Rarax strampelte, am es loszuwerden. Vergeblich. Der Wurzelstrang verzweigte sich und schlang sich immer fester um Rarax’ Hinterbein.
Daron schleuderte seinen Dolch, der sich in der Luft um sich selbst drehte und den Wurzelstrang durchtrennte, an dem das Baumwesen hing, dann kehrte er in die ausgestreckte Hand des Elbenjungen zurück.
Das Baumwesen fiel laut brüllend in die Tiefe. Es versuchte noch, aus seinen Ästen so etwas wie Flügel zu bilden, aber das gelang ihm nicht. Es klatschte nahe der Küste ins Meer und versank im nachtdunklen Wasser, in dem sich das Mondlicht spiegelte. Schon im nächsten Augenblick war es nicht mehr zu sehen.
Daron atmete auf und steckte den Dolch ein. Die Schwärze, die seine Augen vollkommen ausfüllte, ließ erst nach einer Weile nach. Frischer Seewind blies den Elbenkindern um die spitzen Ohren.
Der Kampf mit dem Baumwesen hatte sie beide viel Kraft gekostet, und so schwiegen sie zunächst, während Rarax sie hinaus aufs Meer trug.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Sarwen, nachdem sie schon eine ganze Weile geflogen waren.
„Wir sind doch schon auf dem richtigen Weg“, sagte Daron. „Immer parallel zur Küste Richtung Norden, dann kommen wir irgendwann nach Naranduin.“
„Du willst zur verbotenen Insel?“
„Genau das“, erklärte Daron. „Dieses Baumwesen mag ja im Meer versunken sein, aber Jarandil dürfte noch immer quicklebendig sein und auf Naranduin sein Unwesen treiben.“
„Sandrilas wird außer sich darüber sein, dass wir die Stadt verlassen haben!“
Daron nickt. „Und Großvater auch. Aber haben wir eine andere Möglichkeit? Wir können nicht zurück. Schließlich weiß Maradorn, dass er belauscht wurde. Für ihn und die Pläne seines Meisters bedeuten wir eine Gefahr, die es auszuschalten gibt.“
„Wie mag es Großvater wohl bislang auf Naranduin ergangen ist? Zwischen euch besteht doch manchmal eine geistige Verbindung.“
„Ja, aber nicht im Moment.“
„Glaubst du, ihm ist etwas zugestoßen?“
„Nein. Ich denke, das würde ich spüren. Und du wahrscheinlich auch. Aber dennoch schwebt er in Gefahr. Du hast ja selbst miterlebt, wie mächtig Jarandil geworden ist.“
Sarwen seufzte. „Ja, das war wirklich beängstigend.“
„Aus diesem Grund hat Großvater wahrscheinlich nicht einmal auf der Insel landen können. Jarandil wird das bestimmt zu verhindern gewusst haben.“
Da kamen viele Möglichkeiten in Betracht. Schließlich gebot Jarandil offenbar über Nebelgeister, und vielleicht hatte er es auch geschafft, die Geister des Windes zu beschwören. Diese dann auch wirklich unter Kontrolle zu halten, war zwar seit langer Zeit keinem Elbenmagier mehr gelungen, aber Jarandil schienen zusätzliche Kräfte zur Verfügung zu stehen. Kräfte, von denen die restlichen Elbenmagier nur träumen konnten.
„Vielleicht hat Jarandil seine geflügelten Affen auf die ›Awranawn‹ gehetzt“, befürchtete Sarwen.
„Das glaube ich nicht“, beruhigte Daron seine Schwester. „Jarandil kennt doch Großvater und seine Getreuen. Er weiß genau, dass bei einer solchen Fahrt auch Thamandor an Bord ist, und der würde einen solchen Angriff mit einer seiner beiden Flammenlanzen abwehren. Und zwar mit Leichtigkeit!“
Andir hatte Daron und Sarwen vor vielen Jahren einmal erzählt, dass er zusammen mit Magolas, ihrem Vater, in die Nähe der Insel Naranduin gesegelt war. Seltsamerweise kam in beiden Elbenkindern die Erinnerung daran in diesem Moment auf, und sie ließen sich gegenseitig an ihren Gedanken teilhaben.
„Andir und Magolas - sie waren Zwillinge wie wir!“, meinte Daron.
„Nur dass sie nicht ganz so miteinander verbunden waren wie wir. Jedenfalls konnten sie nicht die Gedanken des anderen lesen.“
„Dafür hatten sie eine eigene Sprache entwickelt, die nur sie verstehen konnten.“
Als Andir und Magolas zehn Jahre alt gewesen waren, hatten sie sich mit einem kleinen Segelboot in die Nähe der Insel begeben.
Magolas hatte der Versuchung nicht widerstehen können, Naranduin anzulaufen, aber Andir hatte seinen Bruder daran gehindert, indem er ihn vorher bewusstlos schlug.
Von da an waren Andir und Magolas getrennte Wege gegangen. Ihre brüderliche Freundschaft war
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