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Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Staunen wieder zu schließen. Um ein Haar hätte sie Daron ein paar sehr intensive Gedanken geschickt, wie sie es gewohnt war, aber im letzten Moment konnte sie sich beherrschen. Sie wagte kaum, sich vorzustellen, was wohl geschah, wenn dieser Riesenbaum empfindlich auf ihre Gedanken reagierte.
    Er war so dick, dass wahrscheinlich fünfhundert Elbenkrieger nicht ausgereicht hätten, ihn mit ausgestreckten Armen zu umfassen.
    Man konnte nur den unteren Teil des Baumes sehen. Alles, was höher als eine Masthöhe war, wurde von Nebel umwabert und lag in grauen Wolken.
    „Dies ist der Nebelbaum“, erklärte Brysantis. „In seiner Baumkrone wohnt der König der Faune.“
    Unwillkürlich blickten sowohl die drei Elben als auch Rarax ehrfurchtsvoll empor. Rarax stieß einen klagenden Laut aus, so als wollte er sagen, dass er wenig Lust hatte, sich auf einen Blindflug in den Nebel zu begeben – vorausgesetzt, es gelang ihm inzwischen überhaupt schon wieder, aufzusteigen. Aber in diesem Punkt war zumindest Daron recht zuversichtlich.
    „Ihr habt gerade nach Dryaden-Männern gefragt“, sagte Brysantis.
    „Ja, und?“, hakte Sarwen nach, als die Dryade nicht sofort weitersprach.
    „Nun, in diesem Baum wohnt einer der wenigen männlichen Dryaden, die es gibt. Es ist der Nebelmann. Er ist älter als alle anderen Dryaden, und kein anderer Dryadenbaum hat je diese außergewöhnliche Größe erreicht. Aber seit mehr als tausend Jahren ist der Nebelmann nicht mehr aus seinem Baum herausgekommen. Er war schon in dem Jahrtausend zuvor ein sehr wunderlicher Kerl, aber das ist eine Zeit, die auch ich nur aus Geschichten kenne.“
    „Und warum kommt er nicht mehr aus seinem Baum?“, fragte Daron.
    „Niemand weiß es, Elbenprinz. Niemand. Er soll mit Magie die Lebensdauer seines Baumes verlängert haben. Und das ist angeblich auch der Grund dafür, dass der Nebelbaum diese enorme Größe erreicht hat, die jedes Maß übersteigt. Jedenfalls hatte der Nebelmann nie etwas dagegen, dass die Faune sich auf seinen Ästen angesiedelt haben. Und die Blätter und Gräser berichten davon, dass sie ihm angeblich beim Träumen zuhören.“
    „Das sind schöne Geschichten, aber ehrlich gesagt, glaube ich davon kein Wort“, äußerte Thamandor grimmig.
    In diesem Augenblick ging ein Ruck durch den Körper des Trork-Rittes. Er wirkte plötzlich wie erstarrt. Dann nahm er seinen Helm ab, sodass der gesichtslose Kopf zum Vorschein kam. Die Haare waren gepflegt, aber ansonsten unterschied ihn körperlich nichts von seinen Artgenossen im Wilderland.
    Tharoch kniete plötzlich nieder und legte die sechsfingrigen Hände platt auf den Boden, so als ließe sich daraus irgendeine wichtige Erkenntnis gewinnen.
    „Trorks spüren Bodenerschütterungen sehr deutlich“, wandte sich Brysantis erklärend an die beiden Elbenkinder, „oft sogar früher als unsere Dryadenbäume, mit denen wir eng verbunden sind und mit denen wir jede Empfindung teilen.“
    Daron kniete ebenfalls nieder und legte das Ohr an den Boden. Doch selbst für sein feines Elbengehör war zunächst nichts zu vernehmen. Wenn dort irgendwelche Erschütterungen waren, dann waren sie nur sehr, sehr gering.
    Auf einmal aber glaubte Daron sie für einen kurzen Moment doch zu spüren. Ganz leicht nur, aber er ging davon aus, dass dort irgendwo in der Tiefe etwas war.
    „Was ist das?“, fragte er.
    „Das werden die Waldgeister sein“, meinte Brysantis.
    „Dort unten?“, wunderte sich Sarwen.
    Die Dryade nickte, und als dabei eine der Raupen aus ihrem Haar fiel, kniete sie sich hin, nahm sie auf und setzte sie wieder an ihren Platz. „Sie kommen auch durch die Erde. So machtvoll unser Schutzgeist mit seiner Kuppel auch sein mag – es bedeutet nicht, dass wir uns in Sicherheit wiegen können.“
    Etwas summte durch die Luft. Daron und Sarwen blickten empor und sahen Unmengen von surrenden Faltern von oben herabfliegen. Sie hatten die Größe von Adlern oder Geiern, ihre Flügel waren grellbunt gezeichnet, und die Muster darauf veränderten sich ständig. Aus welchem Grund, war nicht zu erkennen. Jedenfalls passten sie sich nicht dem Hintergrund an, so wie es die Gewänder der Faune taten.
    Es mussten Tausende sein, die einen Schwarm bildeten. Innerhalb von Augenblicken hatten sie den Trork-Ritter Tharoch gepackt. Der streckte die Arme aus und schien auf die Vorgehensweise des Falterschwarms bestens vorbereitet zu sein.
    Die kleinen bunten Wesen packten ihn und ließen ihn schon einen

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