Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Krieger des Königs zu alarmieren. Aber er brachte nur ein jämmerliches Krächzen aus seinem Horn heraus, bevor er ebenfalls niedersank und einschlief.
Dann wurden dunkle Schatten sichtbar.
Wesen, die von dem Schlafzauber der Nebelgeister nicht betroffen waren. Das Rascheln von großen, lederartigen Flügeln war zu hören, und die ersten geflügelten Affen landeten in der Burg.
Das Buch Elnadors fiel Daron aus der Hand. Es rutschte vom Tisch und fiel ihm genau auf den Fuß, sodass der Elbenjunge im nächsten Moment wieder hellwach war. Er schrecke hoch. Offenbar war er eingeschlafen.
Auch Sarwen schlief. Sie saß über den Tisch gebeugt und hatte die Augen geschlossen.
„Sarwen!“
Diesmal reichte ein einfacher Gedanke nicht, sie zu wecken. Daron stand auf und hob das Buch vom Fußboden auf. Dann lauschte er.
Er hörte die einschmeichelnden wispernden Stimmen. Lange Zeit hatte er diese Worte nicht gehört, aber er erinnerte sich schlagartig.
„Ein Schlafzauber!“ , erkannte er – doch auch von diesem Gedanken wurde Sarwen nicht wach. „Und zwar ein elbischer Schlafzauber!“
Die Heilerin Nathranwen hatte diese Zauberformel gemurmelt, wenn die beiden Elbenkinder früher nicht einschlafen konnten.
„Sarwen, wach jetzt auf!“, sagte Daron laut, und seine Augen wurden schwarz. Mit seinen magischen Kräften versuchte er, Sarwens Geist zu erreichen.
Und es gelang ihm schließlich auch.
„Was ist denn?“, fragte sie schlaftrunken, hob den Kopf und fügte dann in Gedanken hinzu: „Musstest du mich unbedingt wecken?“
„Ja!“ , lautete die deutliche Antwort – ein Gedanke, der so eindringlich war, dass Sarwen regelrecht aufschreckte.
„Was ist den los?“
„Du musst dich gegen den Schlafzauber wehren, Sarwen! Na los! Sonst ist es zu spät. Wenn jemand die Kraft dazu hat, den Zauber zu brechen, dann wir!“
Daron ging zu ihr und fasste sie bei den Schultern, denn ihr fielen schon beinahe wieder die Augen zu.
Währenddessen hörte er das Wispern der Stimmen, die jedem einflüsterten, er solle sich hinlegen und die Augen schließen.
„Sarwen!!“
Ihre Augen wurden auf einmal ebenfalls vollkommen schwarz. Ein Ruck ging durch ihren Körper. „Keine Sorge, ich gehe den Einflüsterungen der Stimmen nicht auf den Leim gehen“ , versprach sie.
„Na, das will ich aber auch hoffen!“
Schon die Heilerin Nathranwen hatte damals, als die beiden Elbenkinder noch sehr klein gewesen waren, irgendwann einsehen müssen, dass ein Schlafzauber bei ihnen nur wirkte, wenn die Kinder dies auch wirklich zuließen. Um die Zwillinge gegen ihren Willen einschlafen zu lassen, dazu waren die magischen Kräfte der beiden schon damals zu stark gewesen.
Daron ging zum Fenster und öffnete den Laden, um sich hinauszulehnen und nach draußen zu blicken.
Der Nebel quoll inzwischen schon in dichten Schwaden über die Mauern des inneren Burghofs.
Ein kühler Hauch ließ den Elbenjungen frösteln. Er sah die Schatten der geflügelten Affen durch den Nebel huschen. Sie schienen überall zu sein.
„Sieh nur!“ , sandte er seine Gedanken an Sarwen, die inzwischen ebenfalls hellwach war und neben ihm stand.
Einer der Äfflinge blickte vom Burghof aus zu ihnen empor und stieß ein schrilles Kreischen aus. Offenbar nahm er nicht an, dass sonst noch irgendjemand in Elbenhaven seinen Schrei vernehmen konnte.
Er flatterte empor und schnellte auf das Fenster der Bibliothek zu. Geistesgegenwärtig ließ Daron die Fensterläden zuschlagen, und er setzte seine ganze magische Kraft dazu ein, sie verschlossen zu halten. Ein dumpfer Laut war zu hören, als der geflügelte Affe gegen das Holz der Läden prallte.
Der Äffling hämmerte wie wild dagegen, und die Spitzen seines Dreizacks zwängten sich durch den schmalen Schlitz zwischen den beiden Läden. Die Elbenkinder hörten das aufgeregte Flattern seiner Flügel.
Daron und Sarwen wichen zurück.
Die Fensterläden schoben sich einen Spaltbreit auseinander, aber Daron gelang es noch einmal, sie mit seiner magischen Kraft zu schließen. Sarwen half ihm dabei.
„Jemand unterstützt sie mit Magie!“, stellte sie fest. „Ich glaube nicht, dass dieser Äffling sonst so stark wäre.“
Immer noch hämmerte die Kreatur gegen die Läden und versuchte, sie mit seinem Dreizack aufzuhebeln.
Die ganze Zeit über vernahmen die Elbenkinder das Wispern der Nebelgeister. Jedenfalls glaubten sie, dass es sich um Nebelgeister handelte. Ihre Stimmen verlangten immer drängender von ihnen,
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