Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Palisadenzaun und näherten sich auf Zehenspitzen dem Gebäude.
Es war sehr klein. Lancelot glaubte nicht, dass sein Inneres aus mehr als einem einzigen Raum bestand, und es
schien auch keinen Luxus wie ein Fenster zu geben.
Die Tür, die aus unbearbeiteten Baumstämmen zusammengebunden war und in Angeln aus groben Stricken
hing, stand halb offen und die Schwärze dahinter war
vollkommen. Lancelots Herz begann zu klopfen, als ihm
seine Fantasie alle möglichen Ungeheuer vorgaukelte, die
in dieser Dunkelheit auf ihn warten konnten, aber er hatte
keine andere Wahl als hineinzugehen. Sie hatten keine
Möglichkeit, Feuer und damit Licht zu machen.
Er löste den Schild vom Rücken, befestigte ihn am linken Arm und schloss mit zusammengebissenen Zähnen
die verletzte Hand um die Riemen. Der Schmerz war
schlimm und er spürte, wie unter dem Verband die Wunde
wieder aufbrach und zu bluten begann, aber er half ihm
zugleich in die Wirklichkeit zurückzufinden.
Wenn einem der eigene Körper Qualen bereitete, dann
blieb vielleicht nicht mehr genug Aufmerksamkeit für die
über, die die eigene Fantasie ersinnen mochte.
Aufs Äußerste angespannt trat Lancelot durch die Tür,
machte einen Schritt nach rechts und blieb reglos und mit
geschlossenen Augen wieder stehen.
Nichts.
Die Hütte war leer. Er hörte nicht den allermindesten
Laut und in einem so kleinen Raum hätte er überdies gespürt , wenn er nicht allein gewesen wäre.
»Und?«, flüsterte Parzifal vom Eingang her.
Lancelot schüttelte den Kopf. »Hier ist nichts«, sagte er.
»Lasst uns die anderen Häuser durchsuchen.«
Sie gingen in die Gebäude, von denen nur ein einziges
nennenswert größer war als das erste, aber das Ergebnis
war überall dasselbe. Sie fanden zwar keine Toten, aber
auch keine Lebenden mehr. Die Bewohner dieses winzigen Dorfes waren geflohen. Das war zwar kein Beweis
dafür, dass sie noch am Leben waren, aber zumindest hatten die Ritter ihre Leichen nicht gefunden. Nach dem Anblick des schrecklichen Gemetzels, auf das sie am Nachmittag gestoßen waren, war allein das schon eine gewaltige Erleichterung für Lancelot.
»Sind wir jetzt zu spät gekommen?«, murmelte Parzifal.
Auch seine Stimme klang erleichtert.
Lancelot hob die Schultern. »Das weiß ich nicht«, meinte er müde. »Auf jeden Fall sollten wir heute Nacht hier
bleiben und erst bei Tageslicht weiterreiten.«
»Einverstanden«, sagte Parzifal. »Dieser Wald ist schon
am Tage unheimlich genug, selbst ohne Ungeheuer.«
»Dann geht und holt Braiden und den Jungen«, bat Lancelot. Er deutete auf das Gebäude, das sie zuletzt durchsucht hatten, das größte von allen, das aus immerhin drei
Zimmern und einem Dachboden bestand. »Wir bleiben
heute Nacht hier. Morgen bei Sonnenaufgang setzen wir
unsere Suche fort.«
Er spürte ganz deutlich, dass Parzifal widersprechen
wollte, aber nach einem Augenblick drehte der Ritter sich
um und ging und Lancelot steckte sein Schwert in die
Scheide und betrat wieder das Haus, aus dem sie gerade
gekommen waren.
Unwillkürlich fragte er sich, welches Schicksal ganze
Familien an diesen Ort verschlagen haben mochte. Hier
gab es absolut nichts, was es wert war, gerade hier zu leben. Auch wenn er zum ersten Mal hier war, so hatte er
doch genug über diesen Teil des Landes gehört um zu wissen, dass es in den Wäldern nicht viel Wild gab und der
Boden trotz des dichten Baumbestandes karg und alles
andere als fruchtbar war. Das was selbst ein gesunder und
geschickter Mann diesem Land abringen konnte, reichte
höchstens um zu überleben, auf keinen Fall für mehr. Und
doch hatten sich mindestens fünf Familien hier angesiedelt, und wenn er den Worten des Jungen glauben konnte,
gab es noch mehr, die versteckt in den Wäldern und fernab
von allen anderen Menschen hier ihr Leben fristeten. Lancelot verstand nicht, warum. Vielleicht waren sie ja vor
dem Gesetz geflohen.
Oder vielleicht gehörten sie einfach auch nur zu jenen,
die sich keiner Obrigkeit unterordnen wollten.
Er verscheuchte auch diesen Gedanken, tastete sich
durch das Halbdunkel bis zur Feuerstelle vor und zog den
rechten Handschuh aus, um vorsichtig mit den Fingern in
der Asche zu tasten. Sie war eiskalt. Das Feuer musste seit
mehr als einem Tag erloschen sein.
Offensichtlich hatten die Bewohner dieses Hauses ihre
Heimat unmittelbar nach Landen oder sogar zusammen
mit ihm verlassen.
Erneut spürte Lancelot einen eisigen Schauer, Er schätzte, dass hier gut und

Weitere Kostenlose Bücher