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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde niemals unter der Herrschaft der Pikten
leben. Du willst kein Blutvergießen? Dann nimm deine
Barbarenkrieger und führe sie zurück in ihre Heimat, bevor ganz England aufsteht und dieses Volk endgültig auslöscht.«
»Wer spricht von den Pikten?«, erwiderte Morgaine.
»Du hast mich gezwungen, mich ihrer Hilfe zu versichern,
hast du das schon vergessen?«
»Verdammt, was willst du?«, fuhr Artus auf.
»Das, was mir zusteht«, antwortete Morgaine. »Was meinem Sohn zusteht. Den Thron Camelots.«
Artus sog ungläubig die Luft ein. »Den Thron …?«
»Spiel nicht den Dummkopf, Bruder«, unterbrach ihn
Morgaine zornig. »Wir haben schon darüber gesprochen.
Es ist sein Recht. Ein uraltes Recht, so alt wie die
Menschheit. Er ist dein erstgeborener Sohn. Dein Erbe.
Ich verlange nur, was ihm zusteht.«
»Er ist ein Bastard«, antwortete Artus und diesmal gelang es ihm nicht ganz, den Zorn aus seiner Stimme zu
verbannen. Lancelot sah rasch zu Mordred hin. Zu seiner
Überraschung sagte Mordred nichts dazu, aber er wurde
bleich und seine Hände zuckten, als könnte er sich gerade
noch beherrschen, um nicht nach der Waffe zu greifen.
»Auch das ist nichts Außergewöhnliches«, sagte Morgaine. »Die Hälfte aller Thronerben und -erbinnen der
Vergangenheit waren Bastarde. Und er ist hundertmal
mehr der legitime Erbe deines Thrones als irgendein anderer Bastard , den du mit einer Menschenfrau zeugen könntest.«
Artus setzte zu einer wütenden Antwort an, beherrschte
sich dann im letzten Moment. Seine Hand lag auf dem
Schwertgriff, aber Lancelot wusste, dass er Excalibur
nicht ziehen würde.
Dabei wäre es so einfach, dachte er. Eine einzige schnelle Bewegung. Ein rascher Griff zum Schwert und der
Krieg wäre vorbei. Auch seine Hand legte sich ohne sein
Zutun auf den Schwertgriff, aber diesmal blieb das lederbezogene Metall stumm. Das gierige Zittern der Klinge
kam nicht, ihr Blutdurst erwachte nicht. Aber Lancelot
überlegte dennoch ganz ernsthaft, ob dies vielleicht nicht
die einfachste Lösung wäre: Er könnte Morgaine und
Mordred töten, so schnell, dass keiner ihrer Krieger draußen eine Chance hatte, ihnen zu Hilfe zu eilen. Sicher, es
wäre kaltblütiger Mord und auch Artus und er würden
diesen Anschlag augenblicklich mit dem Leben bezahlen –
aber war das nicht ein geringer Preis für die Tausenden
und Abertausenden, die morgen ihr Leben lassen mussten,
wenn es wirklich zur Schlacht kam?
»Versuch es ruhig, mein junger Freund«, sagte Morgaine
lächelnd.
Lancelot sah sie verwirrt an. Es dauerte einen Moment,
bis er begriff, dass die Worte ihm galten – und noch länger, bis er voller Schrecken begriff, was sie damit gemeint
hatte. »Was?«, murmelte er verstört.
Morgaine machte eine Kopfbewegung auf seine linke
Hand, die auf dem Schwertgriff lag. »Du überlegst, das
Schwert zu ziehen und den Krieg hier und jetzt zu beenden, nicht wahr? Du hättest sogar Recht. Es hat mich all
meine Überredungskunst und etliches andere gekostet, die
verschiedenen Stämme der Pikten zu vereinen, und wenn
Mordred und ich nicht mehr wären, dann würde dieser
Bund auseinander fallen, bevor der nächste Morgen graut.
Warum also tust du es nicht?«
Lancelot nahm erschrocken die Hand vom Schwertgriff
und Morgaines Lächeln wurde noch ein wenig höhnischer.
»Nur zu«, sagte sie auffordernd. »Ich gebe dir mein Wort,
dass ich mich nicht wehren werde. Nimm dein Schwert
und töte uns! Opfere dein Leben für Camelot, so wie es
dich mein närrischer Bruder gelehrt hat.«
»Hör auf«, sagte Artus.
Morgaine lachte leise. »Warum? Hast du ihm so wenig
erzählt?« Sie wandte sich kopfschüttelnd wieder an Lancelot und kam näher. »Also? Warum versuchst du es nicht?«
»Reizt mich nicht«, sagte Lancelot gepresst. »Ich könnte
es wirklich tun.«
»Nein«, antwortete Morgaine. »Das könntest du nicht.«
Sie lächelte ihn an, trat zwei Schritte auf ihn zu, blieb
wieder stehen und kam dann erneut näher. Langsam hob
sie die Arme. Lancelot wollte vor ihr zurückweichen, aber
er konnte es nicht. Plötzlich war er wie gelähmt. Sein Herz
pochte, aber er war nicht imstande, auch nur einen Finger
zu rühren. Hilflos und mit wachsendem Entsetzen musste
er mit ansehen, wie sie nach seinem Helm griff, ihn abzog
und ihn achtlos zu Boden fallen ließ. Dann hob sie abermals die Hände, strich sein Haar zurück und fuhr mit beiden Zeigefingern über die kaum sichtbaren Narben an seinen Ohren.
Als

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