Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sie ihn berührte, fuhr Lancelot entsetzt zusammen.
Ihre Berührung war wie Eis und trotzdem hatte er gleichzeitig das Gefühl, dass weiß glühendes Feuer durch seine
Adern pulsierte. Für einen Moment schien er den Boden
unter den Füßen zu verlieren. Erst als Morgaine die Hände
wieder herunternahm und zurücktrat, klärten sich seine
Sinne wieder.
»Du hast es ihm bisher verschwiegen, nicht wahr?«,
fragte Morgaine, nun wieder an Artus gewandt. Sie schüttelte den Kopf. »Nun, ich habe auch nichts anderes erwartet.«
»Das steht im Moment wohl kaum zur Debatte«, sagte
Artus, aber Morgaine schien anderer Meinung zu sein,
denn sie schüttelte heftig den Kopf, sah Lancelot lange
und durchdringend an und ging dann mit einem tiefen
Seufzer zurück zum Tisch. Sie setzte sich nicht, sondern
trat hinter Mordreds Stuhl, legte die Hände auf seine
Schultern und drückte ihn mit sanfter Gewalt wieder auf
den Stuhl hinab.
»Ganz wie Ihr meint, König Artus«, sagte sie, in verändertem, kühlem Ton. »Ihr seid also hergekommen, um
unsere Forderung zu hören. Nun, Ihr habt sie gehört. Ich
erwarte Eure Antwort.«
»Du weißt ganz genau, dass ich diese Forderung nicht
erfüllen kann«, begann Artus zornig.
»Ach, weiß ich das?«, fragte Morgaine und Mordred
fügte boshaft hinzu:
»Bin ich dir nicht gut genug, Vater?«
»Nenn mich nicht so«, schnappte Artus.
»Aber du bist es doch«, erwiderte Mordred. »Oder
nicht?«
Artus starrte ihn einen Moment lang hasserfüllt an, dann
wandte er sich wieder an Morgaine, die jetzt hoch aufgerichtet hinter Mordred stand. »Du weißt, dass ich diese
Forderung nicht erfüllen kann«, sagte er. »Was also verlangst du sonst? Mich?«
»Oh, wie edel«, antwortete Morgaine spöttisch und
schüttelte den Kopf. »Wenn es bei dieser Antwort bleibt,
Artus, dann hast du den Weg hierher umsonst gemacht,
fürchte ich. Gib meinem Sohn, was ihm zusteht, oder versuche ihm dieses Recht mit Gewalt zu verwehren. Die
Wahl liegt ganz allein bei dir.«
»Das kannst du nicht ernst meinen«, sagte Artus. Er
klang fast verzweifelt. »Du willst dieses gewaltige Blutvergießen, nur um –«
»Meinem Sohn zu seinem Recht zu verhelfen, ja!« Auch
Morgaines Stimme war lauter geworden. Ihre Augen blitzten. »Du hast völlig Recht. Hunderte werden sterben,
wenn nicht Tausende – aber die Wahl liegt ganz allein bei
dir. Es werden deine Hände sein, an denen ihr Blut klebt,
Bruder, nicht meine.«
»Aber vielleicht wird es Euer Blut sein«, mischte sich
Lancelot ein. »Camelot wurde noch niemals erobert.«
Morgaine maß ihn mit einem fast mitleidigen Blick.
»Camelot wurde noch niemals angegriffen «, verbesserte
sie ihn. »Das ist ein Unterschied.«
»Aus gutem Grund«, widersprach Lancelot. Er zog das
Schwert ein kleines Stück aus der Scheide und ließ es mit
einem herausfordernden Laut wieder zurückfallen, erzielte
damit jedoch nur ein schwaches Lächeln.
Dennoch fuhr er fort: »Wir fürchten Euch nicht, Morgaine. Weder Eure Barbarenhorden noch Eure schwarze Magie. Lasst Eure Pikten nur kommen. Ich warte bereits auf
sie!«
»Das weiß ich«, antwortete Morgaine – und diese Worte
erfüllten Lancelot mit einem eisigen Schauder. Sie schienen mehr zu bedeuten als das, wonach sie im ersten Moment klangen.
»Ihr werdet niemals –«, begann er, aber Artus unterbrach
ihn mit einer Geste und einem müden Kopfschütteln.
»Nicht«, sagte er leise. Ebenso leise und mit fast tonloser
Stimme wandte er sich wieder an Morgaine. »Also ist die
Entscheidung gefallen.«
»Es scheint so«, bestätigte Morgaine.
Artus seufzte erneut. Eine lange Zeit verging, bevor er
weitersprach. »Dann soll das Schlachtenglück über die
Zukunft Camelots und ganz Britanniens entscheiden. Aber
ich habe eine Bitte.«
»Welche?«
»Ich ersuche dich um einen weiteren Tag«, sagte Artus.
Lancelot sah ihn überrascht an und auch Mordred schien
etwas sagen zu wollen, schloss dann aber den Mund wieder, als Morgaine eine rasche befehlende Geste machte.
»Wozu?«, fragte sie.
»Um Camelots Befestigung zu verstärken?«, fügte Mordred hinzu.
Sowohl Morgaine als auch Artus ignorierten ihn. »Ich
will nicht das Blut zahlloser Unschuldiger vergießen«,
erklärte Artus. »Ich bitte dich um einen Tag, damit die
Bewohner Camelots die Stadt verlassen können.«
»Wie bitte?« Mordred war fassungslos.
»Und natürlich um freies Geleit für sie«, fuhr Artus unbeirrt fort. »Du hast mein Ehrenwort, dass es keine

Weitere Kostenlose Bücher