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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Eingang des Zeltes.
So schlicht wie sein Äußeres war auch seine Einrichtung: Zwei schmale Betten, ein einfacher hölzerner Tisch
und eine Anzahl Stühle. Auf dem Tisch lagen großflächige
Karten, die an den Ecken mit Steinen beschwert waren,
und die Beleuchtung kam von vier heftig prasselnden Fakkeln, deren Flammen bedrohlich nahe an die Zeltbahn
heranleckten. Ein sonderbarer Geruch lag in der Luft, der
Lancelot an etwas erinnerte – ohne dass er genau sagen
konnte, woran.
Artus war stehen geblieben und so konnte Lancelot im
ersten Moment nur erkennen, dass sich zwei oder drei Gestalten im Inneren des Zeltes aufhielten, aber nicht, um
wen es sich handelte. Jetzt aber trat Artus mit einem
schnellen Schritt zur Seite und Lancelot konnte sehen, wer
an dem niedrigen Tisch saß.
Es war niemand anders als Morgaine Le Faye und Mordred.
Beide blickten ihnen ruhig entgegen und auf Mordreds
Gesicht lag ein Ausdruck von böser Vorfreude, der dem
unguten Gefühl in Lancelot neue Nahrung gab. Noch bevor das Gespräch wirklich begonnen hatte, wusste er bereits, dass es kein gutes Ende nehmen würde.
»Artus!« Morgaine stand auf und kam mit schnellen
Schritten und ausgebreiteten Armen um den Tisch herum
und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck, als freue sie sich
wirklich, einen lieben alten Freund wieder zu sehen, den
sie lange vermisst hatte. Allerdings trieb sie es nicht auf
die Spitze, sondern blieb drei Schritte vor Artus stehen
und maß ihn dann mit einem langen spöttischen Blick.
»Wie schön, dich endlich wieder zu sehen, geliebter
Bruder«, sagte sie. »Es ist viel zu lange her.« Dann wandte
sie sich an Lancelot und das spöttische Glitzern in ihren
Augen wurde deutlicher. »Und auch Ihr seid mir herzlich
willkommen, Sir Lancelot – obwohl wir uns ja vor gar
nicht so langer Zeit erst gesehen haben.«
Lancelot zog es vor, nicht darauf zu antworten, und auch
Artus war offenbar nicht in der Stimmung, irgendwelche
Begrüßungsfloskeln auszutauschen, denn er fuhr Morgaine
in scharfem Ton an:
»Wenn es nach mir ginge, hätte es ruhig noch länger
dauern können«, sagte er. »Und du hättest ein paar Gäste
weniger zu unserer Wiedersehensfeier mitgebracht.«
»Aber ich bitte Euch, König Artus«, mischte sich Mordred ein. Auch er stand auf, kam aber nicht um den Tisch
herum, sondern beugte sich vor und stützte sich mit den
Fäusten auf der groben Holzplatte auf. Die Knöchel seiner
Rechten schienen dabei das Symbol, das Camelot darstellte, in das brüchige Pergament der Karte hineinrammen zu
wollen. »Wir wissen doch, was wir dem König Britanniens schuldig sind.«
Artus maß ihn mit einem kalten Blick und ersparte sich
eine Antwort. »Was willst du?«, fragte er.
Morgaine machte ein enttäuschtes Gesicht, dann deutete
sie ein Achselzucken an und seufzte. »Du kommst gleich
zur Sache, wie, lieber Bruder?«, meinte sie spöttisch.
»Aber gut. Eine einfache Antwort auf eine einfache Frage:
Camelot.«
»Das ist absurd«, sagte Artus. »Wie hast du es geschafft,
die Führer der piktischen Stämme zu vereinen und ihnen
diesen Unsinn einzureden?«
»Das war gar nicht so schwer«, antwortete Morgaine lächelnd. »Du kennst doch die Menschen, Artus – sie sind
bereit, alles zu tun, wenn man ihnen eine angemessene
Belohnung verspricht.«
»Und wie soll diese Belohnung aussehen? Der Berg rauchender Trümmer, der von Camelot übrig bleibt, wenn ihr
es erobert habt?«
»Das liegt ganz allein in Eurem Ermessen, Artus«, sagte
Mordred. »Ich würde eine andere Lösung vorziehen, aber
meine Mutter hat mich gebeten großzügig zu sein. Deshalb mache ich Euch folgendes Angebot: Übergebt uns die
Stadt kampflos und niemandem wird ein Leid geschehen.«
Artus blickte Mordred auf eine Art an, als könne er nicht
recht glauben, was er da gehört hatte, dann wandte er sich
– ohne sich die Mühe einer Antwort zu machen – wieder
an Morgaine. »Und was willst du wirklich?«
»Camelot«, wiederholte Morgaine. Ihr Lächeln war wie
weggewischt. Der Spott in ihren Augen war einer Härte
gewichen, die Lancelot schaudern ließ. »Du weißt, warum
ich hier bin, Artus. Auch mir liegt nichts an unnötigem
Blutvergießen, aber du hast mich gezwungen, mit einem
Heer zu kommen um einzufordern, was unser gutes Recht
ist.«
»Camelot?«, fragte Artus. »Britannien?« Er schüttelte
den Kopf. »Du weißt, wie närrisch das ist. Selbst wenn ich
dir die Stadt und das Königreich übergeben würde – Britannien

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