Elbenschswert
Und keines, das es wollte. Nein! Sie alle haben unseren Schutz immer gern angenommen, wenn sie
ihn brauchten, aber niemand wird kommen um uns zu helfen.« Leiser fügte er hinzu: »Ich bin nicht einmal sicher,
ob ich es täte.«
Lancelot hätte über diesen letzten Satz schockiert sein
müssen, aber er war es nicht. Es gelang ihm nicht, irgendein Gefühl aufzubringen. Artus sah ihn einen Moment
lang an, schien sein Schweigen dann als Antwort auszulegen und wollte weiterreiten, aber Lancelot hob noch einmal die Hand und hielt ihn zurück.
»Da ist noch eine Frage«, sagte er. »Etwas, das Ihr mir
erklären müsst, bevor wir nach Camelot zurückkehren.«
»Ja?«
Lancelot versuchte vergeblich, den Ausdruck auf Artus’
Gesicht zu deuten. »Was hat Morgaine damit gemeint«,
fragte er, »als sie gesagt hat, ich könnte sie nicht töten?«
»Könntet Ihr es denn?«
Lancelot schüttelte den Kopf. »Das war nicht meine Frage«, sagte er. »Was hat sie gemeint, als sie Euch vorgeworfen hat, Ihr hättet mir nicht alles gesagt?«
Artus seufzte. »Es gibt so viel, was ich Euch noch lehren
wollte, Ritter Lancelot«, sagte er, leise und bitter.
»So viel, was ich Euch zeigen und erklären und schenken wollte. Aber ich fürchte, wir werden nun zu nichts von
alledem mehr kommen.«
»Das ist keine Antwort«, beharrte Lancelot – was im
Grunde schon eine Unverschämtheit war. Der König wollte seine Frage nicht beantworten, das war klar. Und es
stand ihm nicht zu, darauf zu beharren. Trotzdem tat er es.
»Ich dachte, Ihr wüsstet es bereits«, sagte Artus schließlich.
»Was?«
»Ihr könnt sie nicht töten«, sagte Artus. »So wenig wie
sie Euch oder wie Ihr mich oder ich Euch. Elben töten
keine Elben. Niemals.«
Nachdem Artus den Rittern seinen Entschluss mitgeteilt
hatte, brach im Thronsaal ein regelrechter Tumult los.
Nicht alle Ritter waren dagegen, aber diejenigen, die es
waren, taten ihre Meinung lautstark kund und zum Teil
mit Worten, die sie sich wohl nur hier in der Tafelrunde
erlauben konnten. Artus nahm diese mehr als respektlosen
Kommentare eine ganze Weile wortlos hin, bevor er die
Arme hob und sich mit lauter Stimme Gehör verschaffte.
Selbst dann dauerte es noch eine Weile, bis auch der letzte
Protest in ein missmutiges Raunen übergegangen war und
die Ritter auf Artus’ Geste hin Platz genommen hatten.
Artus selbst blieb als Einziger stehen; hinter seinem Sessel und beide Hände auf die hohe Lehne gestützt, was
Lancelot unangenehm daran erinnerte, wie Morgaine vorhin hinter Mordreds Stuhl gestanden hatte.
»Meine Freunde!«, begann Artus. Nach diesen Worten
legte er eine Pause ein und ließ seinen Blick über die Gesichter der Versammelten schweifen. »Ich weiß, dass viele
von Euch nicht mit meinem Entschluss einverstanden sind.
Und ich nehme Euch das nicht übel.«
»Einverstanden?« Natürlich war es niemand anders als
Sir Mandrake, der Artus ins Wort fiel. Er machte eine Bewegung, wie um aufzustehen, ließ sich aber dann wieder
zurücksinken. »Bei allem Respekt, Artus – aber das ist
Wahnsinn! Ihr könnt doch nicht einfach kampflos aufgeben!«
»Das habe ich nicht vor«, antwortete Artus ruhig. »Aber
ich werde auch nicht zusehen, wie Tausende sinnlos abgeschlachtet werden.« Er hob die Hand und schüttelte den
Kopf, als nicht nur Mandrake, sondern auch einige andere
widersprechen wollten. Als er fortfuhr, war seine Stimme
nicht lauter geworden, aber sie hatte einen Ton angenommen, der allen klar machte, wie sinnlos jeder weitere Widerspruch war. »Wir würden mehr als ein Wunder brauchen, um diesen Angriff zu überstehen. Morgen zur Mittagsstunde werde ich die Stadttore öffnen lassen und jeder,
der es will, kann Camelot verlassen.«
»Damit schickt Ihr sie in den sicheren Tod!«, sagte
Mandrake.
»Ich habe Morgaines Wort«, widersprach Artus.
Mandrake lachte böse. »Ihr Wort?«, wiederholte er spöttisch. »So, so. Und was bringt Euch auf den Gedanken,
dass sie es halten wird?«
»Sie wird es halten«, erwiderte Artus überzeugt. »Morgaine ist so wenig an einem Blutbad gelegen wie mir.«
»Weil sie ein so guter Mensch ist?«, fragte Mandrake
hämisch.
»Weil sie keinen Vorteil davon hätte«, antwortete Artus.
»Sie weiß so gut wie jeder hier, wie gewaltig der Blutzoll
wäre, den sie bei einem Angriff auf Camelots Bürger zahlen müsste. Warum sollte sie das Leben ihrer Krieger verschwenden?« Er schüttelte den Kopf um seine Worte zu
bekräftigen. »Nein.
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