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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ergeben und doch war etwas darin gewesen, was ihn mit Furcht erfüllte, eine Angst, die
tief vom Grunde seiner Seele kam. Schließlich sagte er:
»Ich werde gehen. Aber ich verspreche Euch, dass Ihr
nicht mehr lange an diesem unwürdigen Ort bleiben werdet. Was immer Ihr getan habt, ist kein Grund für so etwas .«
Mordred lachte wieder. »Ihr werdet meinem …« Er verbesserte sich. »Ihr werdet König Artus doch nicht den
Spaß verderben wollen?«, fragte er. »Ich nehme an, er ist
nur noch nicht ganz sicher, auf welche Weise er mich hinrichten lassen wird.«
»Das weiß ich nicht«, sagte Lancelot. »Wahrscheinlich
habt Ihr den Tod verdient für vieles, was Ihr getan habt.
Sobald die Hochzeit vorüber ist, werde ich mich dafür
einsetzen, dass Ihr vor Gericht gestellt werdet. Ich verspreche Euch ein gerechtes Urteil.«
»Was immer das heißen mag«, flüsterte Mordred.
»Was immer das heißen mag«, bestätigte Lancelot.
Artus hatte ihm dasselbe Gemach zugewiesen, in dem er
auch schon bei seinem ersten Besuch auf Camelot gewohnt hatte, und Lancelot nahm diese Entscheidung mit
gemischten Gefühlen hin. Die Gästezimmer Camelots
waren bequem eingerichtet. So mancher, auch königliche,
Gast wäre vermutlich froh gewesen, hätte er zu Hause in
solchen Räumlichkeiten gewohnt, wie es Besucher auf
Artus’ Burg taten. Aber das Zimmer lag nicht nur im selben Turm wie die Gemächer Gwinneths, sondern noch
dazu auf derselben Etage, und so begann sein Herz heftig
zu klopfen, als er die Treppe hinaufeilte.
Um seinen Raum zu erreichen, musste er an der Tür vorbei, hinter der er Gwinneth wusste. Seine Schritte wurden
langsamer und sein Herz schlug noch stärker.
Nichts auf der Welt wünschte er sich mehr, als durch
diese Tür zu treten und seine geliebte Gwinneth in die
Arme zu schließen. Stattdessen ging er wieder schneller
und beschleunigte seine Schritte schließlich so sehr, dass
er fast rannte.
Als er die Tür nahezu passiert hatte, wurde sie von innen
geöffnet und eine schlanke Gestalt erschien. Im ersten
Moment konnte Lancelot sie nur als schwarzen Umriss
erkennen und er war felsenfest davon überzeugt, dass es
niemand anderes als Gwinneth sein konnte. Er blieb mitten im Schritt stehen und seine Hände begannen zu zittern.
Er konnte spüren, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich.
Sein Herz hämmerte wild.
Da trat die Gestalt ganz auf den Flur heraus und zog die
Tür hinter sich zu, und im selben Moment, in dem sie
nicht mehr von blendend grellem Sonnenlicht eingefasst
war, wurde aus dem Schatten ein Körper mit einem Gesicht, das Lancelot zwar nur zu gut kannte, das aber ganz
und gar nicht Gwinneth gehörte, sondern – »Evan!«,
murmelte er überrascht.
Der schlaksige blonde Junge mit dem schmutzigen Haar
und dem Gesicht eines Frettchens war mindestens ebenso
überrascht, ihn zu sehen, wie es Lancelot umgekehrt war.
Erschrocken machte er einen Schritt zurück und riss die
Augen auf.
»Sir … Lancelot?«, fragte er stockend. »Ihr … Ihr kennt
meinen Namen?«
Das war in der Tat ungewöhnlich und Lancelot machte
sich klar, dass er schon wieder einen Fehler begangen hatte. Er war ein Ritter, ein Edelmann, der nur zu Gast auf
Camelot war und das erst seit kurzer Zeit. Lancelot war
selbst lange genug Küchenjunge hier gewesen, um zu wissen, dass sich ein Ritter – noch dazu ein fremder – normalerweise nicht an den Namen irgendeines Burschen erinnerte, der ihm den Wein und das Essen, brachte.
Plötzlich wurden Evans Augen schmal und eine Mischung aus Verwirrung und Misstrauen erschien darin.
»Du … Dulac?«, murmelte er.
»Lancelot du Lac, um genau zu sein«, antwortete Lancelot. »Und ja, ich kenne deinen Namen. Du bist doch der
Junge, den ich damals am See vor den Pikten gerettet habe, oder nicht?«
Evan nickte zögernd und Lancelot fuhr fort: »Es freut
mich, zu sehen, dass du das Abenteuer heil überstanden
hast. Ich wusste gar nicht, dass du hier bei Hofe arbeitest.«
»Das tue ich auch noch nicht lange, Herr«, antwortete
Evan. Das Misstrauen wich langsam aus seinem Blick.
»Vor mir gab es einen anderen Jungen. Deswegen war ich
gerade auch so erschrocken. Verzeiht, Herr.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Lancelot. Und ob er
Evan verstand! Wahrscheinlich täte er besser daran, nicht
weiter auf dem Thema herumzureiten, aber andererseits
musste er Gewissheit haben.
»Es ist nur …«, stammelte Evan. Er begann unruhig von
einem Fuß auf den anderen zu

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