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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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See
gar nicht vorgekommen – vom Ufer bis zu dem leuchtenden Kristallgebilde in seiner Mitte waren es höchstens vier
oder fünf Schritte gewesen. Und dann gewahrte er noch
etwas, was ihm vorher nicht aufgefallen war: Vor sich sah
er ein Licht. Nicht das vielfarbige Leuchten des Kristalls,
sondern etwas wie der Schimmer von Tageslicht, der
durch die Wasseroberfläche brach, aber blass, zitternd und
weit entfernt.
Langsam gewahrte Lancelot einen zweiten, weit größeren Lichtfleck über sich, diesmal nur zwei oder drei
Schritte hinter ihm. Verwirrt hob er die Arme und stieß
nicht durch die Wasseroberfläche, sondern gegen harten
Fels, der sich über dem Wasser verbarg. Es vergingen
noch ein paar Augenblicke, bis ihm endgültig klar wurde,
was er da gefunden hatte: nichts anderes als einen Stollen,
der vom See zu einem zweiten, entfernt liegenden Ausgang führte und mit Wasser gefüllt war. Die Entfernung
war schwer zu schätzen, aber Lancelot vermutete, dass ein
guter Schwimmer sie mit angehaltenem Atem bewältigen
konnte, bevor er ertrank.
Nun, dieses Problem hatte er gottlob nicht. Er marschierte, so schnell es der glatte Felsboden unter seinen Füßen
zuließ, auf den kleineren Lichtfleck zu.
Die Zeit, die er brauchte, um dem Ausgang näher zu
kommen, war schwer zu schätzen, aber schließlich wurde
es über ihm hell und der Boden stieg langsam an.
Noch bevor er durch die Wasseroberfläche stieß, erkannte er, wieso er sich so sehr geirrt hatte. Er hatte ganz automatisch angenommen, dass das jenseitige Ende des
Ganges in einen See gleicher Größe führte, aber das war
nicht der Fall. Lancelot fand sich zwar auch jetzt in einer
Art Tropfsteinhöhle wieder, die aber ungleich größer war
als die, aus der er gerade kam, und auch dieser See war
kein besserer Tümpel, sondern ein richtiger See mit einem
Durchmesser von sicherlich zwanzig, wenn nicht noch
mehr Schritten.
Außerdem war die Höhle nicht leer.
Lancelot ließ sich rasch wieder ein Stück ins Wasser
sinken, als er Stimmen hörte und gleich darauf den mehrfach gebrochenen Widerhall von harten Stiefelsohlen auf
Stein. Und keinen Moment zu früh. Kaum befand er sich
weit genug im Wasser, sodass er gerade noch zum Ufer
hinaufspähen konnte, da bogen zwei Männer in glänzenden schwarzen Rüstungen um einen der gewaltigen Steinpfeiler, die die Decke der Grotte trugen. Beide waren sehr
groß und ungewöhnlich schlank, was trotz der schwarzen
Harnische deutlich zu sehen war, und beide trugen das
schulterlange schwarze Haar streng zu einem Pferdeschwanz zurückgekämmt, sodass Lancelot ihre spitzen
Fuchsohren deutlich erkennen konnte.
Elben! Das waren keine Menschen, das waren Dunkelelben, jene unheimlichen schwarzen Reiter, denen er schon
einmal nur mit Müh und Not entkommen war.
Die beiden Männer näherten sich langsam, aber trotzdem
mit zielstrebigen Schritten und sie unterhielten sich in einer Sprache, die Lancelot noch nie gehört hatte. Immerhin
verstand er den Ton, in dem sie redeten.
Sie hatten ihn nicht entdeckt, denn manchmal lachte einer von ihnen und die ganze Unterhaltung schien eine
fröhliche zu sein. Dennoch ließ er sich lautlos noch weiter
ins Wasser sinken und blieb mit klopfendem Herzen so
lange unter der Oberfläche, bis er sicher war, dass die beiden Männer an ihm vorbei waren. Selbst dann zählte er in
Gedanken noch einmal langsam bis zehn, und als er sich
aufrichtete, hatte er die Hand am Schwertgriff.
Nicht dass er glaubte, gegen diese beiden Männer auch
nur die geringste Chance zu haben. Er hatte schon einmal
gegen einen Mann in einer solchen schwarzen Rüstung
gekämpft und wusste, dass dieser mindestens ebenbürtig
war, wenn nicht überlegen. Sollten ihn die beiden Männer
entdecken, war es um ihn geschehen.
Sie schienen jedoch nichts von seiner Anwesenheit bemerkt zu haben, denn sie waren schon gut zwanzig Schritte entfernt und fast mit den Schatten im hinteren Bereich
der Grotte verschmolzen. Ihre Schritte wurden leiser und
selbst ihr Lachen war kaum noch zu hören.
Trotzdem wartete Lancelot noch eine geraume Weile,
ehe er es wagte, wieder aus dem Wasser zu treten. Ihm
war entsetzlich kalt. Er zitterte am ganzen Leib, als er einen Schritt vom Seeufer wegtat und sich einmal um seine
Achse drehte, um sich zu orientieren. Er war allein. Er sah
keine weiteren Dunkelelben und er hörte auch keine
Schritte, Stimmen oder andere verräterische Geräusche. Es
musste nicht unbedingt

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