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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bedeuten, dass er in Sicherheit
war, und er nahm sich vor, weiter auf der Hut zu bleiben.
Lancelot überlegte einen Moment angestrengt, in welche
Richtung er sich wenden sollte. Die Grotte war so groß,
dass er ihre genauen Abmessungen nur schätzen konnte,
und hier gab es keinen leuchtenden Kristall, sondern nur
ein graues, unwirkliches Licht, das aus keiner bestimmten
Quelle kam. Alles, was weiter als zwei Dutzend Schritte
entfernt war, verschwamm wie im Nebel, und die steinernen Pfeiler, die ihn umgaben, vermittelten ihm eher den
Eindruck, sich in einem vor uralten Zeiten zu Fels erstarrten, toten Wald zu befinden als in einer Höhle unter der
Erde.
Vielleicht war es ja auch so. Lancelot gestand sich widerwillig ein, dass er weder eine Ahnung hatte, wo er war
noch was er jetzt tun sollte. Er war auf dem richtigen Weg,
das bewies die Anwesenheit der beiden Elbenkrieger, aber
sollte er sich in die Richtung wenden, aus der sie gekommen waren, oder ihnen folgen? Er fällte eine willkürliche
Entscheidung, indem er den beiden Männern nachging.
Wie sich zeigte, war sie richtig. Er hatte vielleicht dreißig
oder vierzig Schritte zurückgelegt, als sich das Grau vor
ihm zu lichten begann, und bald erblickte er einen schmalen, aber sehr hohen Stollen mit einer gewölbten Decke, in
dem eine Treppe mit uralten, ausgetretenen Steinstufen
nach oben führte. An ihrem Ende schimmerte Tageslicht.
Ohne zu zögern begann Lancelot die Treppe hinaufzusteigen, blieb aber noch einmal stehen, kurz bevor er die
Tür am oberen Ende der steil ansteigenden Stufen erreichte, und lauschte.
Er hörte weit entfernt Stimmen, die sich in derselben,
ihm unverständlichen Sprache unterhielten, den Gesang
von Vögeln und das Rauschen von Wind in den Baumwipfeln, aber auch noch andere, fremdartige Laute, die er
nicht so recht zu deuten vermochte. Und auch das Licht, in
das er blinzelte, erschien ihm irgendwie anders.
Als er seinen Mut zusammennahm und durch die Tür
trat, wusste er auch warum.
Er war nicht mehr in den Wäldern nördlich von Camelot.
Er war überhaupt nicht mehr in Britannien. Die Sonne, die
ungewohnt hell und klar hoch über ihm am Himmel stand,
beschien die Tir Nan Og, die Insel der Unsterblichen. Er
war wieder in der Welt der Elben und Zauberwesen. Der
Welt, in der er geboren worden war.
Dieser Ort hier schien ihm allerdings eher ein Ort der
Dunkeleiben und Ungeheuer zu sein. Er war nicht aus einer Höhle herausgetreten, wie er erwartet hatte. Die Tür
mündete in einer Wand aus gewaltigen schwarzen Felsquadern von mehr als Mannsgröße, die wiederum zu einer
monströsen und halb verfallenen Festung gehörten. Allein
der weite Innenhof, der sich vor ihm ausbreitete, war groß
genug, um ganz Camelot ohne Probleme aufzunehmen,
und jeder einzelne des guten Dutzends Türme, die er erblickte, als er seinen Blick in die Runde schweifen ließ,
war so groß, dass selbst der gewaltige Burgfried Camelots
dagegen wie das Spielzeug eines Kindes erscheinen musste. Die Festung war verfallen und heruntergekommen,
doch selbst ihre halb niedergebrochenen Mauern schienen
so hoch, als könne man den Himmel erreichen, wenn man
auf ihren Zinnen stand. Und obwohl sie vielleicht das Unheimlichste war, was Lancelot je erblickt hatte, kam sie
ihm zugleich auch seltsam vertraut vor …
Es dauerte nur einen Augenblick, bis ihm klar wurde,
warum. Auf dieselbe bizarre Art, auf die die Stadt, die er
bei seinem ersten Besuch hier gesehen hatte, Camelot ähnelte, ähnelte diese monströse Burgruine Malagon, als
wäre beides nur das Vorbild für seinen Gegenpart in der
Welt der Menschen gewesen, der aber um etliches kleiner
ausgefallen war. Einen Unterschied aber gab es doch: Dieses Malagon war nicht verlassen und es beherbergte keine
Pikten, sondern eine große Anzahl Dunkelelben. Etliche
von ihnen bewegten sich auf den Wehrgängen der Mauern, die allermeisten aber hielten sich auf der anderen Seite des Hofes auf, wo sie auch mehrere ihrer Reittiere angebunden hatten: riesige schwarze Einhörner, wie das
dunkle Spiegelbild des Tieres, das er selbst ritt. Es gab
allerdings auch andere Geschöpfe, von denen Lancelot
jedoch nicht ein einziges bekannt vorkam. Die meisten
Kreaturen, die er sah, waren so fremdartig, dass ihm einfach die Worte fehlten, um sie zu beschreiben, aber sie
erschienen ihm allesamt scheußlich und gefährlich. Eines
der Wesen, das mit einer langen schwarzen Eisenkette an
einem massiven

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