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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hätte er es nur gekonnt, dann hätte er
Camelot auf der Stelle verlassen, um niemals wiederzukommen. Vielleicht, überlegte er, würde er das sogar tun.
Er würde Artus helfen den Gral wieder zu finden und dann
unter einem Vorwand weggehen, um sein Glück in einem
anderen, möglichst weit entfernten Teil der Welt zu suchen.
Das leise Schwindelgefühl hinter seiner Stirn verschwand, nachdem er die ersten Schritte getan hatte, aber
das dumpfe Hämmern blieb in seinem Kopf, und als er
sich der Treppe näherte, wurde ihm klar, dass es gar nicht
von dort kam. Vielmehr war es tatsächlich das Geräusch
schneller, gleichmäßiger Hammerschläge, das vom Hof
hereindrang und dort unten laut genug sein musste, um die
gesamte Festung zu wecken. Artus ließ irgendetwas bauen. Vielleicht den Galgen für Tander.
Ohne auf einen anderen Menschen zu treffen, lief Lancelot die gewendelte Treppe hinab und trat auf den Hof hinaus. Es war noch früh. Die Sonne war bereits aufgegangen, hatte aber noch keine Kraft und er fror in dem kalten
Eisen, in dem er aufgewacht war. Das harte Licht
schmerzte in seinen Augen, als er unter der Tür stehen
blieb und sich auf dem Hof umsah. Der Anblick war anders, als er erwartet hatte. Überall waren Männer und vor
der Treppe zum Haupthaus stand ein Ochsenkarren, der
mit Brettern und anderem Baumaterial beladen war. Mindestens ein Dutzend Handwerker war damit beschäftigt, es
in einer langen Kette ins Haus zu tragen. Lancelot verschwendete nur einen flüchtigen Gedanken an die Frage,
was die Männer wohl bauen mochten, dann erblickte er
Artus, Galahad und noch drei oder vier weitere Tafelritter,
die unweit des Tores standen und heftig miteinander debattierten.
Zumindest in einem Punkt, dachte er missgelaunt, ist das
Leben hier in Camelot konstant: Man konnte sich darauf
verlassen, dass jeder Morgen mit einer schlechten Nachricht begann.
Neben ihm kläffte es. Lancelot bemerkte erst jetzt, dass
Wolf ihm gefolgt war und aufgeregt zwischen seinen Füßen herumwuselte. Er konnte im letzten Moment den Impuls unterdrücken, sich hinunterzubeugen und den Hund
zu streicheln. So gut es tat, das Tier wieder bei sich zu
wissen, stellte Wolf doch ein Problem dar. Er konnte ihn
unmöglich behalten. Ein Tafelritter mit einem Schoßhündchen war ein ziemlich alberner Anblick. Die Leute würden
darüber lachen.
Während er zu Artus und den anderen hinüberging, fielen ihm noch mehr Veränderungen auf. Auch bei den Ställen war hektische Betriebsamkeit ausgebrochen.
Eine große Anzahl Diener und Knechte war dabei, mindestens ein Dutzend Pferde aufzuzäumen, andere schleppten Schabracken und Schilde herbei.
Artus und Galahad unterbrachen ihr Gespräch, als er herankam, und Artus drehte sich mit einem müden Lächeln
zu ihm herum. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und
war blass. Lancelot war sicher, dass der König in dieser
Nacht noch viel weniger Schlaf gefunden hatte als er.
»Sir Lancelot, Ihr seid auf«, begrüßte ihn Artus. »Das ist
gut. Ich hätte Euch noch eine Stunde Schlaf gegönnt, denn
Ihr habt ihn sicher ebenso nötig wie jeder von uns, aber
ich habe schlechte Nachrichten.«
»Was ist geschehen?«
»Unser Bote ist zurück«, sagte Artus. »Ich habe vor vier
Tagen einen Mann zu den Pikten geschickt, um ihnen
mein Angebot zu überbringen, Mordred auszuliefern – im
Austausch gegen einen Waffenstillstand, währenddessen
wir verhandeln können.«
Lancelot hatte das ungute Gefühl, die Antwort auf dieses
Angebot bereits zu kennen, und er wurde nicht enttäuscht.
»Sie haben ihn, auf sein Pferd gebunden, zurückgeschickt«, berichtete Artus.
»Und was hat er gesagt?«, fragte Lancelot.
Anstelle des Königs antwortete Galahad: »Nichts. Das
konnte er nicht. Sie haben vergessen ihm seinen Kopf mitzugeben.«
»Und es kommt noch schlimmer«, fügte Artus düster
hinzu. »Die Späher berichten von einem weiteren piktischen Heer, das auf Camelot zumarschiert.«
»Ein Heer? Wie groß?«
Artus schüttelte den Kopf. »Es sind nicht sehr viele.
Vielleicht zwei-, dreihundert. Nichts, womit wir nicht
fertig würden.« Selbst ohne Merlins Zaubertrank und den
Gral, fügte sein Blick hinzu. »Aber es ist eindeutig, dass
sie nicht an einem Frieden interessiert sind.«
»Dann sollten wir ihnen klar machen, wie teuer sie ein
Krieg mit Camelot zu stehen kommt«, sagte Lancelot.
»Nichts anderes habe ich vor«, erwiderte Artus entschlossen. »Wir brechen noch heute auf. Galahad und

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