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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ihr habt eine unversehrte Linke und ich eine
unversehrte Rechte.«
Braiden lachte sogar, aber es klang mehr pflichtschuldig
als wirklich amüsiert, und Parzifal fragte: »Was ist passiert?«
»Ich wollte, ich wüsste es«, antwortete Lancelot kopfschüttelnd. »Ich habe ein Geräusch gehört und bin hinausgegangen und plötzlich waren sie da.«
»Pikten«, sagte Parzifal nachdenklich. »Es waren ganz
eindeutig Pikten.«
»Natürlich waren es Pikten«, knurrte Braiden und zog
den Verband um Lancelots Hand so fest, dass dieser vor
Schmerz die Zähne zusammenbiss. »Wer sonst wäre so
dumm, so etwas zu tun?«
»Aber das ergibt überhaupt keinen Sinn«, meinte Parzifal.
»Wahrscheinlich haben sie uns beobachtet und nur darauf gewartet, dass wir uns schlafen legen, um uns die Kehlen durchzuschneiden«, vermutete Braiden, aber Parzifal
schüttelte heftig den Kopf.
»Dann ergibt es noch viel weniger Sinn«, sagte er. »Es
ist der reine Selbstmord, einen einzelnen Mann anzugreifen und dabei Gefahr zu laufen, alle anderen zu wecken.
Sie hätten versucht, sich hereinzuschleichen und uns im
Schlaf zu überraschen.«
»Vielleicht haben sie es ja«, meinte Braiden. »Schließlich konnten sie nicht damit rechnen, ausgerechnet auf Sir
Lancelot zu treffen, der es vorzieht, im Stall zu nächtigen.« Er sah Lancelot dabei auf eine Art an, die ihm nicht
gefiel. Misstrauen? Lancelot verscheuchte den Gedanken.
Er musste endlich aufhören hinter jeder harmlos gemeinten Bemerkung eine Anspielung oder einen Vorwurf zu
vermuten.
»Wenn es ein Irrtum war, dann ist er ihnen teuer zu stehen gekommen«, sagte Parzifal. Er schüttelte den Kopf.
Seine Stimme wurde leiser und nahm einen zugleich erschütterten wie bewundernden Tonfall an.
»Acht.«
»Acht was?«, fragte Braiden.
»Es sind acht Tote«, berichtete Parzifal. »Er hat gegen
acht Krieger gekämpft und gewonnen.«
Braiden blinzelte und Lancelot wurde erst jetzt klar, dass
der ältere Ritter nur gesehen hatte, dass er draußen auf
dem Hof gegen die feindlichen Krieger gekämpft hatte,
nicht, gegen wie viele.
»Das ist unglaublich«, murmelte Parzifal. »Hätte ich es
nicht mit eigenen Augen gesehen, hielte ich es nicht für
möglich.« Er sah nun direkt auf Lancelot herab. »Ihr habt
gegen acht Gegner gekämpft und sie geschlagen. Bei Gott,
so etwas würde nicht einmal Artus gelingen.«
»Ich hatte Glück«, antwortete Lancelot ausweichend.
»Sie wussten offensichtlich nicht, wen sie vor sich hatten,
und waren mindestens so überrascht wie ich. So konnte
ich einige von ihnen erledigen, bevor der Kampf wirklich
begann.«
»Unsinn!«, widersprach Parzifal. »Ich habe die Toten
gesehen, vergesst das nicht. Ihr seid zu bescheiden, Sir
Lancelot. Es muss ein grauenhafter Kampf gewesen sein.«
Ja, und ich verstehe nicht, wieso ich ihn überlebt habe, dachte Lancelot. Er hätte diesen Kampf nicht gewinnen
dürfen. Zauberschwert hin oder her, er hatte schon einmal
am eigenen Leibe erlebt, dass eine unzerstörbare Rüstung
oder ein unbesiegbares Schwert allein kein Garant für Unverwundbarkeit oder den Sieg waren. Er wäre den Angreifern unterlegen gewesen, wären sie alle zugleich oder auch
nur zu viert gekommen statt immer paarweise. Es war fast,
als hätten sie gewollt , dass er sie besiegte. Aber das ergab
überhaupt keinen Sinn.
»Ich weiß es nicht«, murmelte er. Der pulsierende
Schmerz in seiner Hand ließ seine Stimme genug zittern
um den Worten Überzeugungskraft zu verleihen. »Vielleicht hatte ich einfach Glück. Vielleicht hatten sie auch
keinen Plan. Ich hatte das Gefühl, sie waren ebenso erschrocken wie ich.«
Parzifal legte zögernd die Stirn in Falten, aber Braiden
sagte nachdenklich: »Das könnte sein. Ihr habt Recht, Parzifal. Ein Angriff hier und jetzt ergibt überhaupt keinen
Sinn und auf diese Weise schon gar nicht. Vielleicht war
es einfach eine Patrouille, die vom Weg abgekommen ist
und ein Nachtlager gesucht hat.«
»Ja, vielleicht«, murmelte Parzifal ohne die geringste
Überzeugung. Dann gab er sich einen Ruck und sprach mit
lauter Stimme weiter: »Ich werde Wachen einteilen. Wir
waren zu leichtsinnig. Noch einmal können wir nicht damit rechnen, so billig davonzukommen.«
    Blackmanor Castle hatte diesen Namen vermutlich nicht
einmal verdient, als es seine Blütezeit erlebt hatte – falls
es eine solche überhaupt jemals gegeben hatte. Es war
alles andere als eine Burg, nur ein halbhoher Turm mit
einem schlampig daran

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