Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

von Saltinan, hatte schließlich gemeinsam mit den Verwaltern zahlreicher anderer Städte die Initiative ergriffen. Wo immer es Übergriffe und Unruhen gab, hatte er diese von elbischen Kriegern niederschlagen lassen und die entsprechenden Städte und Dörfer der Menschen unter elbische Kontrolle gestellt. Doch statt Lob dafür zu erhalten, dass es ihnen gelungen war, auf diesem Wege wieder Frieden und Ordnung zu gewährleisten, waren er und jene, die treu zu ihm hielten, vom König des Hochverrats angeklagt und in einem Schauprozess zu Ausgestoßenen erklärt worden, zu Thir-Ailith.
    Die Hoffnung des Königs, sie damit mundtot zu machen und ein Exempel zu statuieren, hatte sich jedoch nicht erfüllt. Im Gegenteil. Talarien und mehrere andere Städte hatten sich vom Königreich losgesagt und den Verbannten eine neue Heimat geboten.
    Und nicht nur ihnen!
    Mehr und mehr Elben, die mit Lotharons Politik nicht einverstanden waren, waren Molakans Aufruf gefolgt, sich ihm anzuschließen. Tausende, Zehntausende waren bereits nach Talarien und in die anderen freien Städte geströmt, und immer noch kamen jeden Tag Hunderte neue. Thalinuel hatte selbst die langen Trecks gesehen, die sich der Stadt näherten.
    Das war jedoch im Moment nicht ihr Problem. Sie hatte sich am Rande der Stadt von ihrer Eskorte getrennt und einem ihrer Begleiter die Zügel ihres Pferdes in die Hand gedrückt. Dann war sie zu Fuß durch die überfüllten Straßen zum Sitz von Verwalter Larkosh weitergeeilt, dem Bewahrer der Säulen von Talarien, wo sie auch Molakan zu treffen hoffte.
    Wegen des Gedränges brauchte sie deutlich länger als gewöhnlich und atmete erleichtert auf, als sie das Haus der Säulen endlich erreichte. Es stand am Rande des großen Platzes im Zentrum Talariens, auf dem sich die drei Säulen erhoben, gigantische, unterschiedlich hoch aufragende Monolithe, die mit unvergleichlicher Kunstfertigkeit bearbeitet worden waren, Hinterlassenschaften eines längst vergessenen Volkes.
    Wie in den meisten Elbenstädten bildeten auch die Häuser in Talarien eine einzigartige Einheit aus lebenden Pflanzen, etwas geschlagenem Holz und möglichst wenig Stein oder anderen toten Materialien. Die Zwischenwände bestanden wie die Außenwände hauptsächlich aus Büschen, Hecken und Rankpflanzen, die im Inneren des Gebäudes ein regelrechtes Labyrinth bildeten. Doch Thalinuel kannte sich hier aus und fand mühelos ihren Weg zum Arbeitszimmer Molakans, das ihm von Verwalter Larkosh zur Verfügung gestellt worden war. Als sie eintrat, hielt sich neben Molakan und Olvarian, seinem Stellvertreter, auch der Bewahrer der Säulen selbst dort auf. Sie standen um einen Tisch, auf dem eine große Karte ausgebreitet lag, über die sie sich beugten. Bei Thalinuels Eintreten blickten sie auf.
    »Thalinuel!« Lächelnd trat Molakan auf sie zu und umarmte sie flüchtig. Wie stets trug er sein langes, blondes Haar sorgfältig geflochten und war in prachtvolle Gewänder gekleidet, wie er sie bereits während seiner Zeit als Hüter der Türme von Saltinan bevorzugt hatte. »Wir haben dich schon viel früher zurückerwartet und uns bereits Sorgen gemacht.«
    »Meine Mission war schwieriger als erwartet«, berichtete Thalinuel. »Die Menschen sind sehr vorsichtig und tun alles, um Spione fernzuhalten.«
    »Das sollte kein Vorwurf sein, ich weiß, wie schwer deine Aufgabe war. Hauptsache, du hast herausgefunden, was wir wissen müssen.«
    »Natürlich. Auch wenn sie vorsichtig sind, letztlich sind es schließlich nur Menschen.« Thalinuel grinste breit, wurde aber rasch wieder ernst. »Ich habe alle benötigten Informationen, und was ich entdeckt habe, ist alles andere als beruhigend. Die Lage ist wesentlich bedrohlicher, als wir alle erwartet haben.«
    Ehe Molakan nachhaken konnte, ergriff Larkosh das Wort.
    »Du hast eine lange und anstrengende Reise hinter dir, und man kann dir die Strapazen deutlich ansehen«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass die Informationen so dringend sind, dass sie nach all den Wochen nicht auch noch ein oder zwei Stunden länger warten können. Du solltest dich erst ein wenig frisch machen und dich etwas ausruhen.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch, aber nicht nötig«, lehnte Thalinuel das Angebot ab. »Ich würde lieber gleich Bericht erstatten und erst anschließend ruhen.«
    »Wie du meinst. Dann sag uns, was gibt es Neues aus dem Norden?«
    »Leider keine guten Neuigkeiten. Die Vereinbarungen zwischen Lotharon und König Hollan