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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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schlang sie hinunter. Da er sie schon mehrfach notgedrungen hatte essen müssen, war er abgehärtet und hatte gelernt, seinen Ekel gegenüber ihrem Geschmack zu unterdrücken.
    Thalinuel trat neben ihn, brach ebenfalls einen Brocken ab und probierte vorsichtig davon.
    »Pfui, ist das eklig«, stieß sie hervor und spuckte den Bissen wieder aus.
    »Ekelflechten«, bestätigte Barlok mit vollem Mund kauend. »Ich weiß, sie schmecken schrecklich, aber sie füllen den Magen. Zu verhungern brauchen wir wenigstens nicht.«
    Zögernd nahm Thalinuel einen weiteren Bissen, dann noch einige weitere und würgte sie mit sichtlichem Widerwillen hinunter.
    »Ich hoffe, dass ich so etwas nie wieder essen muss«, keuchte sie. »Aber für den Moment fühle ich mich tatsächlich satt. Ich …« Sie zuckte kaum merklich zusammen und verstummte. »Wir sind nicht mehr allein«, fügte sie nach einigen Sekunden im Flüsterton hinzu.
    Barlok hörte auf zu kauen und blickte sich unauffällig um. Puschel war spurlos verschwunden, dafür nahm er aus den Augenwinkeln huschende Bewegungen zwischen den in der Halle verstreuten Felsbrocken wahr. Bei den Dämonen, er hatte gleich geahnt, dass man diesem Fellbüschel nicht trauen durfte. Offenbar waren sie ihm ahnungslos geradewegs in eine Falle gefolgt.
    »Und wir sind umzingelt«, entgegnete er ebenso leise, während er seine Hand in Richtung seines Schwertgriffes wandern ließ.

6

DER PRIESTER
    September 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
    Das Dorf brannte.
    Der Anblick schnitt Lhiuvan wie ein Messer ins Herz, dabei hatte er selbst befohlen, es niederzubrennen. Genauer gesagt, es war sein Mund gewesen, durch den der Befehl an die Nocturnen ergangen war, aber erteilt hatte ihn freilich der Schattenmahr. Wie stets hatte Lhiuvan nichts tun können, um ihn daran zu hindern, dabei hätte er es sich diesmal sehnlicher als je zuvor gewünscht und hatte mit aller Kraft gegen die Bestie in seinem Inneren angekämpft. Vergeblich.
    Er hatte sich nicht einmal abwenden können, sondern hatte selbst in vorderster Reihe gestanden, als die Nocturnen über die ahnungslosen Einwohner hergefallen waren und sie ohne Ausnahme niedergemetzelt hatten. Und nun brannten die einfachen Holzhütten. Meterhoch loderten die Flammen zum Nachthimmel empor.
    Aus seiner Erinnerung drang ein anderes Bild von Waldhain an sein Bewusstsein, das Bild, wie er die Siedlung erlebt hatte, als er vor wenigen Monaten selbst einige Zeit dort verbracht hatte.
    Nach dem missglückten Versuch, das Tor unter Elan-Dhor zu öffnen, war er schwer verletzt von einem Elbenschiff geflohen, das ihn als Gefangenen zurück zum goldenen Tal hätte bringen sollen. Nilas, ein alter Fischer, und seine Enkelin Sila hatten ihn am Ufer gefunden und in ihr Dorf gebracht. Die Bewohner waren einfache Menschen gewesen, die niemandem etwas zuleide taten und keine Reichtümer besaßen. Ihre Hauptangst galt den Barbaren, die das Dorf gelegentlich überfielen. Meistens versteckten sie sich dann im Wald, aber selbst wenn ihnen die Flucht nicht mehr gelang, taten die Barbaren ihnen gewöhnlich nichts zuleide, da sie sich erst gar nicht zur Wehr zu setzen versuchten.
    Die Bewohner hatten Lhiuvan freundlich aufgenommen und gesund gepflegt, nicht ahnend, dass sie es mit ihrem zukünftigen Henker zu tun hatten. Er hatte dort gelernt, das Wesen der Menschen besser zu verstehen, und sich mit einigen von ihnen sogar angefreundet, vor allem der neugierigen kleinen Sila. Nun war sie tot, ebenso wie alle anderen Bewohner. Worauf selbst die Barbaren verzichtet hatten, das hatten die Nocturnen auf Befehl des Schattenmahrs getan. Niemand war ihnen entkommen, als sie mitten in der Nacht über die kleine Siedlung hergefallen waren.
    Aila näherte sich ihm in demütiger Haltung.
    »Es ist alles so hergerichtet, wie Ihr es befohlen habt, Herr«, berichtete sie.
    Zu Lhiuvans neuerlichem Schrecken bestand der Schattenmahr darauf, sich persönlich davon zu überzeugen, was bedeutete, dass auch er selbst all die angerichteten Gräuel aus der Nähe würde betrachten müssen.
    So weit jedoch kam es glücklicherweise nicht. Während er zwischen den mittlerweile zum größten Teil bereits niedergebrannten Gebäuden hindurchging, beachtete er die auf dem Boden liegenden Leichen kaum. Nicht einmal Befriedigung über den Tod all der Menschen verspürte die Bestie. Sie waren ihr so gleichgültig, als handele es sich nur um beiläufig zertretene Ameisen.
    Ihr Interesse galt ausschließlich einem

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