Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
nicht wissen, ist, ob du die Wahrheit sagst und warum du uns helfen willst.«
»Falls du nicht lügst, dann führt uns keiner dieser Wege aus den Bergen hinaus, und wir sind verloren«, ergänzte Barlok. »Was also soll das alles? Machst du dich nur über uns lustig und ergötzt dich an unserer Lage?«
»So lustig seid ihr nun auch wieder nicht, also überschätzt euch nicht. Aber irgendwie habe ich einen Narren an euch gefressen.« Das Wesen kratzte sich am Kopf. »Wäre irgendwie schade, wenn ihr hier herumirren würdet, bis ihr vor Hunger umfallt. Ich kann euch zeigen, wie ihr hier wegkommt. Es gibt noch weitere Wege, doch ohne mich werdet ihr sie niemals finden.«
»Dann zeig sie uns, wenn du uns helfen willst«, bat Thalinuel.
Puschel – wie Barlok das Wesen in Gedanken mittlerweile nannte – legte den Kopf schief, als würde er besonders angestrengt nachdenken. Dabei wippte er mit dem Fuß.
»Euch helfen, hm. Eigentlich habt ihr mir immer noch keinen Grund gegeben, das zu tun. Aber wenn ich ihr wäre, würde ich ein Stück von da weggehen, wo ihr steht. Ein Stückchen weiter da vorne steht es sich mit Sicherheit viel besser.«
Barlok wollte auffahren und das Wesen anblaffen, was der Unsinn nun wieder solle, als er plötzlich ein leichtes, kaum wahrnehmbares Zittern des Bodens unter seinen Füßen vernahm. Ohne weiter zu überlegen, ergriff er die ebenfalls verwirrt dastehende Thalinuel am Arm und zog sie ein paar Schritte mit sich zurück.
Nur Sekunden später brach dicht neben der Stelle, wo sie gerade noch gestanden hatten, die Felswand auseinander. Eine Kreatur, die im ersten Moment nur aus einem riesigen Maul mit gewaltigen, mehrfach hintereinander gestaffelten Kieferleisten zu bestehen schien, tauchte in der Öffnung auf. Zweimal schlugen die Kauleisten noch aufeinander, dann erst schien die Bestie zu bemerken, dass es kein Hindernis mehr zum Zermalmen gab. Ihr Körper schob sich weiter aus der Öffnung hervor, und jetzt konnte Barlok erkennen, dass es sich um eine Art Wurm handelte, dicker als eins seiner Beine. Wie lang die Kreatur war, ließ sich nicht einmal schätzen.
»Bleib zurück!«, zischte Barlok, stellte sich vor Thalinuel und zog sein Schwert.
»Nicht bewegen!«, rief das Fellwesen ihm zu, doch es war bereits zu spät. Obwohl der Felsenwurm weder Augen noch sonst irgendwelche erkennbaren Wahrnehmungsorgane besaß, wandte er seinen Schädel sofort in Richtung des Zwergs. Gleich darauf schnellte er vor wie eine angreifende Schlange.
Mit einem raschen Sprung zur Seite wich Barlok aus und schlug mit seinem Schwert zu. Es handelte sich um besonders gehärteten Zwergenstahl, und die graue Haut des Wurms sah fast gummiartig weich aus, doch das war sie nicht. Barlok hatte das Gefühl, auf massiven Stein zu schlagen. Ohne auch nur einen Kratzer verursacht zu haben, prallte die Klinge ab. Der Rückstoß hätte ihm fast das Schwert aus der Hand geprellt und pflanzte sich schmerzhaft durch seinen Arm fort, lähmte ihn beinahe.
Ein dumpfer Schlag war zu hören, gefolgt vom Kullern eines Steins. Barlok achtete nicht darauf. Er wechselte das Schwert in die linke Hand, mit der er beinahe ebenso gut zu kämpfen verstand, und griff erneut an. Diesmal schlug er nicht zu, sondern versuchte die Spitze in den Leib des Wurms zu rammen, doch mit ebenso wenig Erfolg.
»Hör endlich auf, dich zu bewegen, du dämlicher Blödian!«, brüllte Puschel mit seiner schrillen Stimme. Er packte einen Stein, schleuderte ihn von seinem Felsvorsprung aus auf den Wurm und traf ihn seitlich auf halber aus der Felswand ragender Länge.
Als der Stein zu Boden fiel und ein Stück zur Seite kullerte, begriff Barlok, woher das Geräusch stammte, das er zuvor schon gehört hatte. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte er grimmig gelacht. Wenn es ihm mit seinem Schwert schon nicht gelang, die Bestie zu verletzen, würde ein Stein dies sicherlich nicht können.
Erst als der Schädel des Wurms herumfuhr und in Höhe der Stelle, wo der Stein ihn getroffen hatte, durch die Luft schnellte, begriff er, dass dies auch gar nicht beabsichtigt war. Anscheinend besaß die Bestie tatsächlich keinerlei Wahrnehmungsorgane außer ihrer Haut. So fest diese auch war, musste sie zugleich ungeheuer empfindsam sein. So empfindsam, dass sie nicht nur Berührungen wahrnahm, sondern selbst den winzigen Lufthauch, den eine Bewegung verursachte.
Barlok erstarrte, als ihm klar wurde, dass die Bestie ihn nur dadurch hatte aufspüren und
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