Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
zwar eingestürzten, aber nur zum Teil niedergebrannten Gebäude in der Mitte des Dorfes. Eigentlich auch weniger dem Gebäude, als vielmehr dem Leichnam des Barbarenkriegers, der unter einem halb verkohlten Balken eingeklemmt lag.
    Lhiuvan spürte die Zufriedenheit des Schattenmahrs. Alles sah aus, als wäre der Barbar beim Kampf gegen einen der Dorfbewohner oder beim Plündern des Dorfes von dem Balken erschlagen worden, und seine Begleiter, die nach Barbarensitte ihre Toten gewöhnlich mit sich nahmen, hatten keine Möglichkeit gesehen, seine Leiche freizulegen.
    In Wahrheit war er schon tot gewesen, als die Nocturnen ihn hier abgelegt hatten. Als Wachposten eines Barbarenlagers am jenseitigen Ufer des Oronin war er von den Elben und Nocturnen überwältigt und getötet worden. In seinen von weiteren Trümmern bedeckten Händen hielt er ein Schwert und einen Speer, die beide aus den bei dem Überfall auf die Karawane erbeuteten Kisten mit Zwergenwaffen stammten.
    »Gut.« Der Schattenmahr wandte sich ab. »Auf die Pferde! Verschwinden wir von hier, bevor jemand von dem Feuer angelockt wird.«

    Drachenwetter …
    Wie an so manchem anderen Tag machte die Warnung auch an diesem Morgen rasch unter der Dienerschaft am Königshof von Radon die Runde und verbreitete Furcht. Übel gelaunt schlug der Drache mit seinen Pranken um sich und spie Feuer, was ihn unberechenbar machte und höchste Gefahr für jeden bedeutete, der durch eine noch so winzige Kleinigkeit seinen Unwillen erregte.
    Der Drache, das war König Lorian, Herrscher über Radon. Bereits jung hatte er den Thron bestiegen und regierte das Land seit neunundvierzig seiner mittlerweile achtundsechzig Jahre mit eiserner Hand. Zwei Mordkomplotte aus den Reihen der Fürsten und anderen Adeligen an seinem Hof hatte er unbeschadet überstanden, ebenso einen Putschversuch seines Generalstabes, und er hatte an den Verantwortlichen und ihren Familien so grausam Rache geübt, dass es seither niemand mehr gewagt hatte, gegen ihn aufzubegehren. Angesichts seines hohen Alters warteten stattdessen alle, die sich davon Vorteile versprechen konnten, ungeduldig auf seinen Tod, der höchstens noch wenige Jahre auf sich warten lassen konnte. Und da er keinen Thronfolger hinterließ, gab es viele, die warteten.
    Das war nicht immer so gewesen. Er hatte eine Tochter gehabt, Shaali, doch bereits vor vielen Jahren hatte ein Waldläufer namens Malcorion ihr den Kopf verdreht, und sie hatte sich mit ihm davongestohlen. Vergeblich hatte Lorian den Waldläufer sogar über die Grenzen seines Reich hinweg jagen lassen und eine hohe Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt. Vor nunmehr dreizehn Jahren hatte ihn dann die Nachricht erreicht, dass Shaali von einem Dunkelelb ermordet worden war, einer jener Kreaturen, die durch die Gier der Zwerge von Elan-Dhor aus ihrem Kerker tief unter der Erde befreit worden waren.
    Seither war Lorian ein gebrochener Mann; immer noch stark und noch härter als zuvor, aber ohne inneren Antrieb, und immer stärker ließ er seinen Launen freien Lauf.
    Schon beim Frühstück hatten die Diener, die ihm aufwarteten, die ersten Zornausbrüche des Drachen über sich ergehen lassen müssen. Das Brot war ihm zu zäh, das frisch gebratene Huhn nicht frisch genug, das Obst zu reif, und wild fluchend hatte er mit den Tellern und Platten um sich geworfen, sodass die Diener die Flucht ergriffen hatten.
    Die vormittägliche Schiedsstunde, die er dreimal pro Woche abhielt, ließ er kurzerhand ausfallen und befahl mit barschen Worten, die vor dem Thronsaal wartenden Bittsteller, die wegen vermeintlicher Ungerechtigkeiten gekommen waren oder damit er in einem Streitfall Recht sprach, wieder fortzuschicken. Sie sollten gefälligst ein anderes Mal wiederkommen.
    Anschließend ließ er mürrisch eine Truppenparade über sich ergehen, beachtete die an seiner Loge vorbeiziehenden Soldaten jedoch kaum, sondern döste mit halb geschlossenen Augen vor sich hin. Nach den Nachrichten, die ihn in den vergangenen Tagen aus dem Südosten Radons erreicht hatten, würde das Heer noch am gleichen Tag ausrücken.
    Gerade diese Nachrichten waren auch zu einem Gutteil für seine schlechte Laune verantwortlich. Seit Jahrzehnten schon schwelte wegen der immer wieder stattfindenden Raubzüge der Barbaren auf radonischem Gebiet der Grenzkonflikt zu Lartronia, ein schier endloses, hauptsächlich diplomatisch ausgetragenes Scharmützel. Seine Gesandten verlangten am lartronischen Königshof, dass dem

Weitere Kostenlose Bücher