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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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sogar noch mehr! Die Zahl verschlug Thalinuel für einen Moment den Atem. Damit würde Tal’Orin zur größten Elbenstadt überhaupt werden. Eine Stadt, die im Grunde eine Festung war, nicht organisch gewachsen, sondern mit unfreiwilliger Zwergenhilfe aus dem Boden gestampft und hauptsächlich aus Stein bestehend …
    Sie war sich nicht sicher, ob Elben auf Dauer in einer solchen Umgebung leben konnten. Auch für sich selbst konnte sie es sich nur schwer vorstellen. Die Bauleistung war ohne Frage gewaltig, aber die Stadt wirkte tot und bedrückend, ganz anders als Saltinan oder Talarien.
    »Wir werden alles noch wesentlich verschönern und vor allem viele Bäume und Büsche pflanzen«, sagte Molakan, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Farbenfrohe Gärten, Alleen, Rankpflanzen, die die meisten Häuser bedecken werden – es wird eine grüne Stadt werden, in der sich Elben so wohl fühlen können, wie es unter den gegebenen Umständen möglich ist.«
    Thalinuel zweifelte nicht daran, dass es eine Menge Möglichkeiten gab, die Stadt zu verschönern, aber all das würde nichts daran ändern, dass sie ein steinernes Herz und den Charakter einer Festung besaß. Nicht viele Elben würden auf Dauer freiwillig hier leben und sich wohlfühlen. Außerdem – als Festung besaß Tal’Orin einen großen Nachteil.
    »Wie sieht es mit der Versorgung der Einwohner aus?«, fragte sie. »Es werden riesige Mengen an Lebensmitteln nötig sein. Und im Falle einer Belagerung …«
    »Im Süden der Stadt haben wir große Felder angelegt, auch sie sind durch Mauern geschützt. Im Frühjahr werden wir sie bestellen«, fiel Molakan ihr ins Wort. »Aber wer sollte uns schon belagern? Selbst wenn alle jüngeren Völker sich zusammenschließen sollten, wären sie dafür nicht mächtig genug. Der äußere Wall dient hauptsächlich als Schutz vor unerwarteten Überfällen. Davor werden wir sicherer sein als jede andere Stadt. Jetzt entschuldige mich, ich habe einiges zu erledigen.«
    Er stieg vom Pferd und ging auf eine Gruppe von Elben zu, die mit Skizzen in den Händen heftig miteinander diskutierten und dabei immer wieder zur Kuppel hinauf deuteten.
    Thalinuel nutzte die Gelegenheit, sich allein ein wenig umzusehen. Vor allem beobachtete sie die Zwerge und wie man sie behandelte. Viel gab es in dieser Hinsicht allerdings nicht zu entdecken. Die stämmigen, bärtigen Gestalten arbeiteten weitgehend eigenständig und hatten kaum direkten Kontakt mit den Elben, obwohl sich stets welche in ihrer Nähe befanden. Nur vereinzelt gab es Gespräche, doch entgingen Thalinuel nicht die finsteren Blicke, die die Zwerge ihren Aufpassern immer wieder zuwarfen. Es konnte keinen Zweifel daran geben, dass sie nicht freiwillig hier waren.
    Dazu musste auch beitragen, dass sie den Großteil aller Arbeiten zu verrichten hatten, vor allem die schweren. Einige Elben waren damit beschäftigt, Büsche und andere Gewächse anzupflanzen oder Verzierungen an Gebäuden anzubringen, doch die meisten beschränkten sich darauf, die Zwerge bei ihrer Arbeit zu bewachen.
    Und gerade die Vollendung der Kuppel war ausgesprochene Knochenarbeit. Mächtige stählerne Balken und Streben bildeten das Gerüst der Kuppel. Darüber wurden sich überlappende große, dünne Steinplatten befestigt, wie wohl nur die Zwerge sie herstellen konnten. Über riesige Gerüste mit zahlreichen Rollen und Winden wurden die Platten an stählernen Seilen in die Höhe gewuchtet. Die Arbeit stellte eine Schinderei dar, an der Dutzende von Zwergen beteiligt waren. Auch hier legte kein einziger Elb mit Hand an.
    Es war einfach nicht richtig, und der Anblick weckte Zorn in Thalinuel. Sich Rat und Hilfe von den im Umgang mit Stein wesentlich befähigteren Zwergen zu holen, war eine Sache. Eine ganz andere hingegen war es, sie auch den Großteil aller Arbeiten verrichten zu lassen. Dies sollte eine elbische Stadt werden, und entsprechend sollte sie auch maßgeblich von Elben errichtet sein, statt dass die Angehörigen ihres Volkes nur zusahen und beaufsichtigten, wie andere die schwere Drecksarbeit für sie erledigten – noch dazu unter Zwang.
    Innerhalb des letzten Jahres hatten sich nicht nur die Machtverhältnisse in Thalinuels Volk radikal verändert, sondern auch viele der moralischen Werte. So schienen viele Elben sich mittlerweile als etwas Besseres als die anderen Völker zu fühlen. Sie waren älter und stärker, und allein daraus schienen einige das Recht abzuleiten, den jüngeren Völkern

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