Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
leider nicht für sich nutzen konnte. So vermochte der Mahr zwar tatsächlich den Geist eines jeden nicht selbst magisch begabten Wesens mit roher Gewalt zu brechen und ihm seinen Willen aufzuzwingen, doch hielt diese Kontrolle nur einige Stunden, höchstens einen Tag lang an. Vor allem aber erinnerte sich das Opfer anschließend an alles, sodass es die ihm aufgezwungenen Befehle widerrufen und Lhiuvan kein weiteres Mal in seine unmittelbare Nähe vorlassen würde.
Vor allem aber wären seine Pläne dann aufgeflogen.
Deshalb beschränkte er sich darauf, Kalmar nur auf kaum merkliche Art zu beeinflussen, ihm ein Gefühl von Vertrauen einzugeben, damit dieser freiwillig tat, was von ihm erwartet wurde. Allerdings würde der Mahr ihn auf diese Weise nicht dazu bringen können, etwas zu tun, was gänzlich gegen Kalmars Gewissen und seine Ansichten verstieß. Deshalb war es notwendig, ihn davon zu überzeugen, dass ein Krieg gegen die Zwerge in seinem ureigenen Interesse läge.
Aus dem gleichen Grund hatte er Aila als vermeintliche Sklavin bei König Lorian zurückgelassen. Auch in sie hatte der Schattenmahr einen Teil von sich gepflanzt, und dieser würde dafür sorgen, dass auch Lorian ihm hörig wurde.
»Wie Ihr wisst, gibt es schon lange Gerüchte, dass die Zwerge Waffen an die Barbaren verkaufen, obwohl sie es immer bestreiten. Der Zwergenstahl ist härter als jeder andere, und ihre Klingen sind viel häufiger gefaltet und schärfer. Schließlich habt Ihr ja selbst nicht ohne Grund einen Teil Eurer Armee mit Zwergenwaffen ausgestattet.«
»Das weiß ich alles, kommt schon zur Sache, Priester«, drängte Kalmar ungeduldig. Er schenkte sich einen Krug Wein ein und bot ihm auch einen an, doch Lhiuvan lehnte ab. »Liefern die Zwerge nun Waffen an die Barbaren?«
»Ohne jeden Zweifel, Majestät. Die Barbaren bemühen sich stets, alle Spuren hinter sich zu verwischen, doch diesmal gelang es ihnen nicht ganz. Unter den Trümmern eines niedergebrannten Hauses wurde der Leichnam eines Barbaren gefunden. Alle seine Waffen stammen eindeutig aus Zwergenproduktion.«
»Dann haben sie mich belogen!« Kalmar ließ seine Faust so wuchtig auf die Tischlatte niedersausen, dass der Weinkrug fast umgestürzt wäre. »Das ist also ihr Dank für meine großmütigen Geschenke!«
Anlässlich der Hochzeit von Zwergenkönigin Tharlia hatte er den Zwergenvölkern einen breiten Streifen Land entlang des Schattengebirges geschenkt, damit sie dort Nahrungsmittel und dergleichen anbauen konnten.
»So ist es, Majestät. Sie treiben mit allen ein doppeltes Spiel. Ihre Behauptung, sie würden keine Waffen an die Barbaren verkaufen, sondern lediglich deren eigene Waffen verzieren, ist nur eine durchsichtige Lüge, die nun endgültig entlarvt wurde. Ihre Gier und ihre Verschlagenheit kennen keine Grenzen. Wollt Ihr Euch das einfach so bieten lassen?«
»Nein, gewiss nicht«, grollte König Kalmar und starrte mit finsterem Blick vor sich hin. »Wenn sie auf den Handel mit den Barbaren nicht verzichten wollen – sollen sie nur. Dafür werde ich für ganz Lartronia ein Handelsverbot mit ihnen erlassen. Mehr als alles andere wird sie das direkt an ihrem Lebensnerv treffen. Und was die Barbaren angeht – vielleicht sollte ich König Lorian ganz formell erlauben, sie auch auf lartronischem Gebiet zu jagen. Dann ist es mit diesem Unruheherd ein für allemal vorbei, und die Zwerge verlieren auch ihre neuen Freunde als Einnahmequelle.«
»Ich fürchte, Ih r erkennt die wahren Hintergründe noch nicht, Majestät. Die Barbaren sind völlig unwichtig, auch nur Spielfiguren in den Ränken der Zwerge. Ein Boykott, wie Ihr ihn angeregt habt, wäre eine völlig richtige Maßnahme, doch bei weitem noch nicht ausreichend. Natürlich würden die Zwerge dadurch große Verluste erleiden, doch ich fürchte, das würden sie zur Umsetzung ihrer Pläne bereitwillig in Kauf nehmen. Der einzig richtige Weg wäre es, mit König Lorian ein Bündnis zu schließen.«
Mit wohlgesetzten Worten entwickelte Lhiuvan ein weiteres Mal das gleiche Verschwörungsszenario, das er auch schon Lorian vorgetragen hatte. Er sprach davon, dass ein so brutaler Überfall völlig untypisch für die Barbaren wäre, und sie ihn sicherlich nur in fremdem Auftrag ausgeführt hätten, wenn ihnen sonst der Verlust von etwas für sie sehr Wichtigem gedroht hätte, beispielsweise die Belieferung mit Waffen.
Anschließend zeichnete er die Schreckensvision eines langen, blutigen Krieges zwischen
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