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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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wenn überhaupt noch, so nur auf sehr, sehr lange Sicht.
    Sie hatte sich ihm angeschlossen, weil sie nicht länger bereit gewesen war, die Übergriffe gegen ihr Volk tatenlos hinzunehmen. Es war unvermeidlich geworden, wieder Ordnung und Sicherheit herzustellen, damit kein Elb sich zu fürchten brauchte, seine Stadt zu verlassen, auch wenn das bedeutete, den anderen Völkern für eine gewisse Übergangszeit den Frieden aufzuzwingen. Dabei ging es nicht darum, sie zu unterdrücken, sondern es war eine Schutzmaßnahme, bis sie lernten, aus eigener Verantwortung die Freiheit und die Rechte anderer zu achten.
    Inzwischen jedoch, so fürchtete Thalinuel, lief alles immer mehr aus dem Ruder. Die Spaltung des Elbenvolkes, die Besetzung zahlreicher Menschensiedlungen, Zwerge, die zur Zwangsarbeit bei der Errichtung einer Festung gepresst wurden, eine bevorstehende Schlacht, wie sie die Welt seit dem Krieg gegen die Schattenmahre nicht mehr gesehen hatte, nur dass es diesmal gegen Menschen ging – das waren Folgen, die sie sich vorher in ihren schlimmsten Albträumen nicht ausgemalt hätte.
    So, wie König Lotharon zuvor zugelassen hatte, dass alles seinen Lauf nahm, und nur darauf gesetzt hatte, dass die Völker von selbst zur Vernunft kommen würden, war es nicht mehr weitergegangen. Insofern stand Thalinuel nach wie vor treu zu Molakans Zielen. Nur an seinen Methoden, an dem Weg, den er dorthin beschritt, begannen sich immer stärker Zweifel in ihr zu regen.
    »Ich weiß nicht, wohin das alles noch führen soll«, stieß sie hervor. »Die jüngeren Völker müssen mittlerweile eingesehen haben, dass sie unserem Volk kriegerisch hoffnungslos unterlegen sind. Vielleicht ist dies der richtige Zeitpunkt, ihnen ein kleines Stück weit entgegenzukommen. Wenn wir ihnen eine Möglichkeit bieten, aus dieser selbst verschuldeten Lage wieder herauszufinden, ohne ganz das Gesicht zu verlieren, vielleicht gibt es dann doch noch eine Chance auf Frieden, ohne sie gewaltsam zu unterdrücken.«
    Molakan seufzte.
    »Glaubst du, das würde ich mir nicht wünschen? Ich wünschte sogar, dies alles wäre gar nicht erst passiert. Aber du weißt so gut wie ich, dass uns keine andere Wahl blieb. Nicht wir haben diesen Konflikt begonnen; er wurde uns aufgezwungen. Du hast gesehen, was passiert ist, als Lotharon uns verbannte und viele der menschlichen Ortschaften unserer Kontrolle kurzzeitig wieder entglitten. Sofort kam es zu neuen Unruhen.«
    »Ich weiß«, murmelte Thalinuel. »Aber trotzdem … Wir können nicht auf Dauer alle anderen Völker unterdrücken, nur um Feindseligkeiten gegen uns zu verhindern. So wird sich bei ihnen nur immer mehr Hass gegen uns aufstauen.«
    »Nein, auf Dauer geht das natürlich nicht. Aber zumindest bei den Menschen, die sich als die aggressivste Rasse erwiesen haben, scheint uns für wenigstens ein, zwei ihrer Generationen nichts anderes übrig zu bleiben. Für uns ist das nicht viel Zeit, aber für sie ist es hoffentlich genug, um zu erkennen, dass sie sich durch Feindseligkeiten gegen uns nur selbst schaden. Außerdem unterdrücken wir sie auch während dieser Zeit nicht wie Tyrannen, sondern verhindern nur, dass sie sich völlig dem Cha os und der Dunkelheit zuwenden und andere Völker oder auch sich selbst untereinander mit Kampf und Krieg überziehen.«
    Thalinuel wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment erreichten sie das Zentrum der Stadt, und der Anblick verschlug ihr zunächst einmal die Sprache. Wo noch bei ihrem letzten Besuch die Mulde mit den steinernen Bankreihen und dem altarähnlichen Felsblock in der Mitte gewesen war, erstreckte sich nun eine gewaltige, prachtvolle Kuppel, die das gesamte ursprüngliche Tal’Orin überspannte und lediglich an der Spitze noch nicht ganz vollendet war. Sogar die wenigen halb verfallenen Säulen, die das Areal umstanden hatten, waren ausgebessert und in die Konstruktion mit einbezogen worden, ebenso wie zahlreiche neue Säulen von gleichem Aussehen.
    »Das wird unsere Versammlungshalle«, sagte Molakan stolz. »Dort werden wir über alle wichtigen Entscheidungen beraten. Tausende Elben finden darin Platz.«
    »Das sind längst nicht so viele wie insgesamt in der Stadt.«
    »Nein. Insgesamt können wir hier mehr als fünfzigtausend Elben bequem unterbringen, und noch einmal die Hälfte, wenn wir etwas zusammenrücken. Das ist wesentlich mehr als die Einwohnerschaft von Saltinan zu der Zeit, als ich noch Hüter der Türme war.«
    Fünfzigtausend, notfalls

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