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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Übergriffe gegen Elben gehäuft hatten, war jedes hinnehmbare Maß überschritten worden, und es erschien Thalinuel passend, dass sich Molakan entschieden hatte, ausgerechnet Tal ’ Orin zum Zentrum ihrer Bewegung auszubauen, mit der sie sich gegen diese Entwicklung zur Wehr setzten. Die Bezeichnung Thir-Ailith, die ursprünglich Verbannte bedeutete, trugen sie und die anderen Anhänger Molakans mittlerweile mit Stolz.
    Bei ihrem letzten und bislang einzigen Besuch hier war Tal ’ Orin nicht viel mehr als eine in steinernen Sitzreihen abfallende Mulde gewesen, umgeben von einigen Säulen und halb verfallenen Gebäuden.
    Nun war es eine riesige Stadt.
    Thalinuel glaubte ihren Augen nicht trauen zu können. Wo vor wenigen Monaten noch ödes Land gewesen war, reihte sich nun ein Haus an das andere. Es waren keine schönen Häuser, sondern sie waren eher nach praktischen Gesichtspunkten errichtet, den Unterkünften von Menschen ähnlicher als denen von Elben, aber das war bei einer künstlich in so kurzer Zeit aus dem Boden gestampften Stadt wohl auch kaum anders möglich. Einige wenige Bäume, die schon vorher hier gestanden hatten, waren in die Architektur mit einbezogen worden, doch bestanden die meisten Gebäude aus Stein, dessen leblose Kälte lediglich durch Verkleidungen aus Holz etwas abgemildert wurde.
    Gleichfalls aus massivem Stein bestand die Mauer, die um das gesamte Areal herum noch im Entstehen begriffen war. Zwar entdeckte sie viele Elben, aber zu ihrer Verwunderung waren hauptsächlich Zwerge mit den Bauarbeiten beschäftigt. Auch ein solcher Wall war völlig untypisch für eine Elbenstadt. Das neue Tal ’ Orin war nicht allein ein Ort zum Wohnen. Es war zugleich auch eine Festung.
    »Nun, was sagst du?«, fragte Molakan voll unverkennbarem Stolz.
    »Es ist … beeindruckend«, gab Thalinuel zu. »Wie war es nur möglich, die ganze Stadt in so kurzer Zeit zu errichten?«
    »Viele tausend Elben waren daran beteiligt. Alle, die nicht in der drückenden Enge von Talarien leben wollten, sind bereits hierher umgesiedelt und haben geholfen. In wenigen Wochen, noch ehe wir von dem Krieg gegen König Hollans Heer zurückkehren, wird alles fertig sein.«
    »Und die Zwerge?«
    »Niemand versteht Stein besser zu bearbeiten als sie. Ohne ihre Unterstützung wäre das alles nicht möglich gewesen.«
    »Und sie haben bereitwillig geholfen?«
    Molakan zögerte einen Moment mit der Antwort.
    »Nach ein bisschen Überredungskunst und mit etwas Nachdruck – ja.«
    Thalinuel schluckte.
    »Ihr habt sie … gezwungen ? Aber das … das widerspricht allen elbischen Idealen!«, keuchte sie. »Es ist fast so schlimm wie Sklaverei!«
    Während sich das Heer vor den Toren Talariens sammelte und zum Aufbruch bereit machte, hatte sich Molakan noch einmal vergewissern wollen, dass die Arbeiten in Tal’Orin ihren geplanten Verlauf nahmen, und hatte sie aufgefordert, ihn zu begleiten. Gemeinsam mit fünf weiteren Kriegern ritten sie nun in langsamem Schritttempo durch die Straßen der neu errichteten Stadt.
    »Mit Sklaverei hat das nichts zu tun!«, widersprach er scharf. »Es ist eher eine Art von ausgleichender Gerechtigkeit. Die Zwerge beliefern die Menschen mit Waffen, die diese gegen uns verwenden. Also machen wir uns zu unserem Schutz ihre Fähigkeiten ebenfalls zunutze. Denk nur an die vielen Toten, die unser Versuch gekostet hat, sie von weiteren Waffenlieferungen abzuhalten. Auch dafür leisten sie nun Wiedergutmachung. Und sie tun es nicht umsonst. Wir werden sie selbstverständlich angemessen für ihre Dienste entlohnen.«
    Thalinuel entgegnete nichts darauf, aber sie war keineswegs überzeugt. Selbst wenn die Zwerge bezahlt wurden, so änderte das nichts daran, dass sie mit Waffengewalt zu einer Arbeit gezwungen wurden, die sie freiwillig bestimmt nicht verrichtet hätten.
    Auch das Argument, dass sie auf diese Art Wiedergutmachung leisten würden, klang ziemlich durchsichtig, nicht mehr als ein Vorwand, um der Zwangsarbeit ein Mäntelchen der Rechtfertigung umzuhängen.
    Der Zorn der Zwerge auf die Elben würde dadurch nur noch weiter steigen, eine friedliche Lösung in immer weitere Ferne rücken. Gerade die stolzen Zwerge würden eine solche Demütigung nicht so schnell vergessen. Entweder wollte Molakan das nicht sehen, oder er nahm es billigend in Kauf. Überhaupt kam es Thalinuel manchmal so vor, als würde das Ideal eines friedlichen Zusammenlebens aller Völker für ihn eine immer geringere Rolle spielen, und

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