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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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ihren Willen aufzuzwingen. Über einen bloßen Selbstschutz ging das weit hinaus. Die Zwangsverpflichtung der Zwerge bei der Errichtung des neuen Tal’Orin war nur ein kleiner, aber erschreckender Teil dessen, was unter diesen Vorzeichen geschah.
    Noch vor wenigen Monaten hatte sich die Welt für Thalinuel klar in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß einteilen lassen. Nun schien nichts davon mehr zu gelten, die Grenzen schienen zu verschwimmen, und alles präsentierte sich nur noch in unterschiedlichen Grautönen.
    In Gedanken versunken beobachtete sie die Bauarbeiten, ohne wirklich etwas wahrzunehmen, als plötzlich ein lautes Knirschen und Splittern, gleich darauf gefolgt von überraschten Schreien, sie aufschreckte. Entsetzt sah sie, dass eine der großen Winden an der Spitze des Gerüsts aus ihrer Verankerung gebrochen war. Die massiven Holzstreben, auf denen sie ruhte, brachen wie dünne Zweige. Ein Teil des Gerüsts knickte ein, riss weitere Teile mit sich. Ein Hagel aus Holz- und Stahltrümmern prasselte auf die Zwerge am Boden nieder. Zwei, die sich auf dem Gerüst befunden hatten, wurden mit in die Tiefe gerissen.
    Die schwere Steinplatte begann hin und her zu schwanken, als sie plötzlich nur noch an einem Seil hing. Dieser Belastung war es nicht gewachsen und riss mit einem peitschenden Knall. Die Steinplatte stürzte auf den schon fertigen Teil der Kuppel herab und schlitterte über die gewölbte Fläche auf den Rand zu. Erneut ertönte ein lautes Splittern und Bersten, als sie das Gerüst traf und es noch weiter zerstörte. In einem neuerlichen Hagel von Trümmerstücken stürzte sie in die Tiefe, wobei sie die Überreste des Gerüsts vollends unter sich zertrümmerte.
    Verzweifelt versuchten sich die Zwerge in Sicherheit zu bringen, doch alles ging zu schnell. Thalinuel musste voller Entsetzen mit ansehen, wie mehr als ein halbes Dutzend von ihnen unter den Trümmern des Gerüsts und der beim Aufprall auf den Boden in mehrere große Stücke zerberstenden Steinplatte begraben wurden. Staubwolken wirbelten auf und breiteten einen gnädigen Schleier über das Geschehen.
    Thalinuel überwand ihren Schrecken, sprang aus dem Sattel und hastete auf die Unglücksstelle zu. Nur wenige andere Elben schlossen sich ihr an.
    Die herabgestürzten Trümmer des Gerüsts hatten zweifellos viele der Zwerge verletzt oder gar erschlagen, doch mochten sie anderen nun sogar das Leben gerettet haben. Wäre die Steinplatte ungebremst zu Boden gefallen, hätte keiner von ihnen eine Überlebenschance gehabt. So jedoch waren durch das Gewirr quer durcheinander- und übereinanderliegender Balken und Streben Hohlräume entstanden.
    Zusammen mit den von allen Seiten herbeieilenden Zwergen und den wenigen Elben, die sich an der Rettung beteiligten, begann Thalinuel in fieberhafter Eile, die Bruchstücke zur Seite zu räumen. Unter den Trümmern drangen Hilferufe und das Stöhnen von Verletzten hervor, also gab es auf jeden Fall Überlebende, und ihre Anstrengungen waren nicht umsonst.
    Umso mehr ärgerte – und entsetzte – es sie, dass sich so wenige Elben an der Rettung beteiligten. Offenbar war ihnen das Schicksal der verletzten Zwerge völlig gleichgültig. Deutlicher als alles andere zeigte ihr dies, wie stark ihr Volk sich bereits zu verändern begonnen hatte.
    Gemeinsam mit gut einem Dutzend Zwerge packte sie an einem großen Bruchstück der Steinplatte an, doch es war zu schwer, um es auf einmal zur Seite zu wuchten. Dennoch musste es unbedingt weg, damit sie an die Trümmerstücke darunter herankommen konnten.
    »Ho-ruck, ho-ruck!«, rief einer der Zwerge. In dem von ihm vorgegebenen Rhythmus stemmten sie sich gegen die Platte und schoben sie jedes Mal ein Stückchen zur Seite, bis sie nach dem neunten »ho-ruck« schließlich Übergewicht bekam und mit lautem Poltern von dem Trümmerhaufen herabstürzte.
    Thalinuel blickte direkt auf zwei fürchterlich zugerichtete Leichen. Ihre Körper waren zermalmt worden, und mehrere Stahlstreben hatten sie durchbohrt.
    Zwischen den Streben hindurch jedoch war das angstvoll verzerrte Gesicht eines weiteren Zwergs zu sehen. Er war zweifellos noch am Leben, denn er stöhnte vor Schmerzen. Um ihn zu retten, versuchten die Zwerge die Toten gar nicht erst von den Streben zu trennen, sondern räumten diese vorsichtig mitsamt den Leichen zur Seite. Auch Thalinuel wollte wieder mit anfassen, doch inzwischen strömten immer mehr Zwerge herbei, und sie wurde ebenso wie die anderen Elben sanft

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