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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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geworden; eine lange, zwielichtige Morgendämmerung war am späten Mittag unmerklich in eine ebenso lange und nicht minder zwielichtige Abenddämmerung übergegangen, an die sich bald eine weitere Nacht anschließen würde.
    Die Wache auf den Befestigungen außerhalb von Zarkhadul war gewöhnlich schon langweilig, doch an einem Tag wie diesem hasste Tolar sie ganz besonders. Er war stolz darauf, der Kriegerkaste anzugehören, dennoch hätte er jetzt ungleich lieber bei einem prasselnden Kaminfeuer in einer der vielen Schänken Zarkhaduls gesessen. Oder wenigstens in der Wachstube. Es war traurig, dass eine Wache überhaupt nötig war, aber die Zeiten waren zu unsicher, um die kostbaren Felder am Fuß des Kalathun ungeschützt zu lassen.
    Der Krieg gegen die Thir-Ailith, in den auch das Königreich Lartronia hineingezogen worden war, lag noch nicht einmal eineinhalb Jahrzehnte zurück, trotzdem kursierten in den letzten Wochen bereits wieder beunruhigende Gerüchte über große Truppenbewegungen und einen bevorstehenden Krieg der Menschen untereinander. Zwar waren die Zwerge nicht direkt davon betroffen, dennoch konnte ein Krieg in unmittelbarer Nähe des Schattengebirges nicht gänzlich ohne Auswirkungen auf sie bleiben.
    Schon jetzt machten diese sich bemerkbar. Seit Wochen waren kaum noch Händler nach Zarkhadul gekommen, von großen Karawanen ganz zu schweigen. Offenbar war ihnen die Gegend zu gefährlich geworden. Der Platz innerhalb der Einfriedung, auf dem sie gewöhnlich ihr Lager aufschlugen, war völlig leer.
    Und nun waren vor einigen Tagen auch noch viertausend Krieger aus Zarkhadul und ein noch größeres Heer aus Elan-Dhor ausgezogen, um die lartronische Armee zu verstärken. Zwar war ihnen ausdrücklich untersagt worden, an irgendwelchen Kampfhandlungen teilzunehmen; stattdessen sollten sie nur als Abschreckung gegenüber dem radonischen Heer dienen. Trotzdem hätte Tolar sich ihnen nur zu gerne angeschlossen. Alles war besser, als hier Stunde um Stunde eintönig Wache zu schieben.
    Selbst die Zwergenarbeiter, die sogar bei diesem Wetter den weiteren Ausbau der Befestigungsanlagen vorantrieben, beneidete er fast schon. Sie verrichteten schwere Knochenarbeit, doch waren sie in einer großen Gruppe und saßen nicht wie er allein auf diesem Turm neben dem Tor fest. Immer wieder blickte er zu ihnen hinunter.
    Ursprünglich hatte ein einfacher Zaun die Grenze zwischen Lartronia und dem von König Kalmar an die Zwergenminen abgetretenen Streifen Land am Fuße des Schattengebirges markiert. Hauptsächlich war er als Schutz gegen gefräßige Tiere gedacht, damit diese sich nicht über die angepflanzten Nahrungsmittel hermachen konnten. Kurz danach war er durch ein Mäuerchen ersetzt worden, und dieses wurde seit einiger Zeit zumindest im direkten Umkreis der beiden Minen immer weiter verstärkt.
    Den Begriff Verteidigungsanlage verdiente die Mauer auch jetzt noch nicht, jedenfalls nicht nach Zwergenmaßstäben. Sie würde kein feindliches Heer aufhalten können, aber das war auch nicht ihre Aufgabe. Zumindest Plünderer oder Diebe, die es hauptsächlich auf die oft in ihrem Schutz lagernden Karawanen abgesehen hatten, würden sie jedoch nicht so leicht überwinden.
    Der Hauptgrund aber war, dass sich die an das Leben unter der Erde gewöhnten Zwerge mit der Weite des offenen Landes an der Oberfläche oft schwertaten. Eine Mauer, je höher und dicker, desto besser, die sie von der Außenwelt abschirmte, verlieh ihnen einfach ein besseres Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.
    Tolar wandte den Blick von den Arbeitern ab und starrte wieder auf das regenverhangene Land außerhalb der Mauer. Eine einsame Gestalt, die sich näherte, erweckte seine Aufmerksamkeit. Sie war hochgewachsen und schien kräftig zu sein. Genau war dies nicht zu erkennen, da sie bis zu den Waden in einen grünen, durch die Nässe fast schwarz erscheinenden Mantel gehüllt war. Zum Schutz gegen den Regen hatte sie die Kapuze hochgeschlagen und tief in die Stirn gezogen.
    Tolar ergriff sein umgehängtes Horn und blies ein Signal. Die Tür der Wachstube am Rand des Karawanenplatzes wurde aufgestoßen. Zwei weitere Krieger traten heraus und kamen missmutig auf das Tor zugestapft. Auch Tolar stieg von dem Wachturm hinunter.
    »Was ist los?«, brummte einer der Krieger verdrossen.
    »Ein Fremder nähert sich. Er ist irgendwie … seltsam. Wie ein Händler wirkt er nicht.«
    Tolar zog den Riegel des hölzernen Tores zurück und öffnete es. Ohne

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