Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
von Magie er dafür eingesetzt hatte? Was er tat, rettete Tausenden von ihnen das Leben. Das zählte mehr als alles andere.
    Der Schmerz in ihren Schläfen nahm zu. Entsetzt erkannte Thalinuel, dass das nicht ihre eigenen Gedanken waren, und kämpfte dagegen an. Obwohl sie nicht selbst an der Beschwörung teilnahm, begann die finstere Magie bereits ihr Denken zu vergiften, sie mit ihren Verlockungen einzufangen, ihr einzuflüstern, wie leicht sich nahezu alle Probleme lösen ließen, wenn man lästige Skrupel ablegte.
    »Was geschieht da?«, keuchte sie noch einmal mit überschnappender Stimme und musste sich beherrschen, Olvarian nicht an seinem Wams zu packen und durchzuschütteln. Auch diese Aggressivität war nicht allein eine Folge ihrer Angst und ihres Schreckens.
    »Sie bekämpfen einander«, erwiderte Olvarian mit einem bösen Glanz in den Augen. »Unsere Magie gaukelt ihnen vor, sie würden gegen unsere Krieger kämpfen, dabei schlachten sie sich gegenseitig ab. Sieh!«
    Die Schwärze der Wolke begann sich aufzuhellen, verwandelte sich allmählich in ein schmutziges Grau und wurde gleichzeitig transparent. Allerdings wurde sie nicht völlig durchsichtig, sondern eher so, als würde man durch ein verschmutztes Fenster in einen halbdunklen Raum blicken. Das Bild, das sich bot, blieb nicht nur unscharf, die Wolke waberte auch in sich, und ständig wurde der Blick von rauchartigen, durcheinanderwirbelnden Zusammenballungen getrübt. Zudem waren die Perspektiven seltsam verzerrt, sodass der Eindruck entstand, sie wäre innen größer als außen, so sehr dies auch allen Gesetzen der Natur widersprach.
    Thalinuel war froh, dass dadurch das Gemetzel, das im Inneren der Wolke stattfand, nicht in allen Einzelheiten zu erkennen war.
    Die Reiter waren in einen verbissenen Kampf Mann ge gen Mann verwickelt. Nur wenige von ihnen besaßen noch ihre Lanzen. Die meisten hieben mit großen Streitäxten und Breitschwertern aufeinander ein, ohne zu erkennen, dass sie ihre eigenen Kameraden töteten. Jeder kämpfte gegen jeden, weil ihr Blick durch die Magie getrübt wurde. Es war wirklich ein Abschlachten, wie Olvarian es genannt hatte. Hunderte, vielleicht sogar Tausende lagen bereits tot oder verletzt auf der Erde. Selbst wer nur aus dem Sattel gestürzt war, wurde vom Gewicht seiner eigenen Rüstung an den Boden genagelt und hatte keine Chance mehr, aus eigener Kraft wieder auf die Beine zu kommen.
    Diese Stoßwirkung war das Gefährlichste an den Lanzen, obwohl ihre nur hauchdünnen Spitzen im Gegensatz zu geschliffenen Schwertklingen durchaus auch in der Lage waren, einen Panzer zu durchdringen, wenn sie im richtigen Winkel trafen.
    Nicht einer der Soldaten versuchte die Wolke zu verlassen, als nähmen sie gar nicht wahr, dass sie sich innerhalb des Gebildes befanden. Sie war wie eine eigene kleine Welt, auch dies vermutlich eine Auswirkung der Magie. Lediglich herrenlose Pferde entkamen dem Getümmel und jagten davon.
    »Das … ist unerträglich!«, stieß Thalinuel hervor. »Beendet dieses Massaker! Ich hätte nie gedacht, dass unser Volk zu so etwas fähig wäre.«
    »Nicht wir töten die Menschen, sie tun es selbst«, gab Olvarian zurück. »Was sie einander antun, glauben sie uns anzutun. Sie sind die Bestien, nicht wir!«
    Thalinuel blickte sich um. In den Augen fast aller sah sie den gleichen unheilvollen, triumphierenden Glanz wie in Olvarians Blick.
    Begriffen sie denn nicht, dass nicht nur die Menschen vor ihren Augen starben, sondern auch ihre eigenen Ideale? Dass ihre Seelen mit jedem Augenblick mehr vom Bösen vergiftet wurden und sie alles, für das sie diesen Krieg zu kämpfen vorgaben, mit Füßen traten? Nach dem, was hier geschah, hatten sie jegliche Legitimation verloren, elbische Werte zu vertreten und für das Licht zu stehen.
    Vor Äonen hatten sie die Schattenmahre und deren Horden des Bösen von dieser Welt vertrieben, doch nun bedienten sie sich der gleichen Magie wie diese und begannen selbst wie sie zu werden, Diener des Chaos und der Finsternis. Es hatte nicht nur begonnen, sondern war bereits weit fortgeschritten und hatte anscheinend das gesamte Heer erfasst. Wie schlimm musste es erst bei den Magiern sein, die diese finstere Macht heraufbeschworen hatten und in unmittelbarem Kontakt mit ihr standen?
    Da sie bei Olvarian kein Gehör finden würde, ritt sie ein paar Schritte weiter, bis sie Verilon erreichte, packte ihn an der Schulter und schüttelte ihn. Unwillig wandte er sich ihr

Weitere Kostenlose Bücher