Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
Nähe sah. Sein Haar hatte seinen goldenen Glanz verloren und war stumpf geworden. Sein Gesicht hatte eine gräuliche Färbung angenommen und war von tiefster Erschöpfung geprägt; all seine Bewegungen waren zittrig. Er sah aus, als wäre er um Jahrhunderte gealtert.
    Einzig seine fanatisch funkelnden Augen wirkten nicht müde.
    »Wir haben es geschafft«, krächzte er. »Ihre schwere Kavallerie ist vernichtet und ihr restliches Heer in Schrecken erstarrt. Los doch, worauf wartet ihr noch, geben wir ihnen den Rest!«
    Sofort befahl Olvarian einem Regiment, vorzurücken und das feindliche Zentrum mit Pfeilen zu beschießen. Es hatte sich geöffnet, um die fliehenden Kavalleristen durchzulassen, und er wollte verhindern, dass es sich wieder neu formierte. Die Menschen befanden sich noch immer in der Überzahl, doch wenn es gelang, ihre ohnehin beträchtlich in Unordnung befindliche Formation zu durchstoßen, war die Schlacht endgültig gewonnen.
    Zu diesem Zweck schickte Olvarian kaum eine Minute später zwei weitere, noch frische Regimenter aus, die bislang noch nicht an der Schlacht beteiligt gewesen waren. Sie hatten den Befehl, ins feindliche Zentrum einzubrechen.
    Wie erhofft hatte der Pfeilbeschuss das Chaos noch vergrößert. Zwar wurden ständig Trompeten geblasen, und Boten ritten von einem Armeeteil zum anderen, doch gelang es ihnen nicht, die Ordnung wiederherzustellen. Zu konfus waren viele der Soldaten in ihrer Furcht.
    Als sie jetzt auch noch die beiden Regimenter auf sich zurasen sahen, wurden viele von ihnen von Panik übermannt. Sie wichen zurück, und noch einmal floh eine beträchtliche Zahl von ihnen.
    »Was für Feiglinge!«, stieß Olvarian verächtlich hervor. »Und die wollen sich uns entgegenstellen? Kaum tritt ihnen jemand entschlossen mit einer Waffe in der Hand entgegen, schon machen sie sich in die Hose und fliehen wie die Kaninchen.«
    Thalinuel musste sich vor Augen halten, dass es seit dem Sieg über die Schattenmahre keine richtigen Kriege mehr gegeben hatte. Die Soldaten mochten so gut wie möglich gedrillt worden sein, doch fehlte ihnen die praktische Erfahrung im Kampf. Zum ersten Mal wurden sie unmittelbar mit den Schrecken des Krieges konfrontiert, und dem erwiesen sich viele nicht gewachsen.
    Statt auf eine geschlossene Kampflinie trafen die Elbenkrieger auf eine ungleichmäßige, zerfranste Front voller Lücken, die es ihnen leicht machte, die Abwehr aufzubrechen. In Form eines Keils, der wie von einem riesigen Hammer in die Reihen der Soldaten getrieben wurde, drangen sie weiter vor. Die Menschen bildeten kein diszipliniertes Heer mehr, sondern nur noch eine verängstigte, demoralisierte Ansammlung von Leibern, durch die die Elben wie ein heißes Messer durch Butter schnitten. Nur die wenigsten von ihnen leisteten in dem Gedränge überhaupt noch Widerstand.
    »Schickt mehr!«, befahl Molakan. Sein Gesicht sah nicht mehr ganz so grau aus, und seine Haltung war straffer und kraftvoller geworden; er begann sich bereits wieder von der Beschwörung zu erholen. »Lasst unser ganzes Heer angreifen, damit versetzen wir ihnen den Todesstoß! Der Sieg ist unser. Sie werden laufen, als wären die Dämonen der Finsternis hinter ihnen her!«
    Was in gewisser Weise sogar nicht einmal so weit von der Wahrheit entfernt ist , wurde Thalinuel mit Schrecken bewusst. Zumindest müssen sie uns nach dem, was gerade mit ihrer schweren Kavallerie passiert ist, wirklich fast schon für Dämonen halten.
    Olvarian begann erste Befehle für einen Großangriff zu erteilen, unterbrach sich aber, als aus der Ferne plötzlich das Schallen von Hörnern zu hören war.
    »Das … sind elbische Hörner«, sagte Molakan verblüfft. »Was hat …«
    »Da!« Olvarian deutete nach Osten. Die Wintersonne war inzwischen höher geklettert, sodass selbst gegen ihren blendenden Schein die Reiter als Silhouetten zu erkennen waren, die sich von dort näherten. Und es waren viele Reiter, tausende, ein ganzes Heer.
    Erneut erschollen elbische Hörner.

15

DER WALDLÄUFER
    September 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
    Während der Nacht hatte es angefangen zu regnen und den ganzen folgenden Tag nicht mehr aufgehört. Alles sah grau in grau aus, als hätte der Regen die Farben aus der Welt gewaschen. Dicke graue, manchmal fast schwarze Wolken bedeckten den Himmel. Sie hingen so tief, dass man das Gefühl hatte, sie anfassen zu können, wenn man nur die Hand nach ihnen ausstreckte. Den ganzen Tag über war es nicht richtig hell

Weitere Kostenlose Bücher