Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
seinen Protest rasch zum Verstummen.
Zumindest als Babysitter ist er uns eine Hilfe , dachte Barlok spöttisch.
Der Pfad, dem sie zunächst folgten, wurde immer unebener und verschwand schließlich ganz. Barlok musste erkennen, dass es sich um gar keinen richtigen Weg handelte, sondern offenbar lediglich um das Bett eines ehemaligen Gebirgsbaches, der nur ein kurzes Stück oberirdisch geflossen war.
Auch hatte er sich verschätzt, was die Zeit betraf. Sie waren kaum eine Stunde unterwegs, als die Abenddämmerung bereits hereinbrach.
»Es hat keinen Sinn, wenn wir weitergehen«, sagte Thalinuel. »In der Dunkelheit brechen wir uns höchstens die Beine. Suchen wir uns lieber einen Platz für die Nacht.«
Es war ausgerechnet Puschel, der nicht weit entfernt eine von hohen Felsen umgebene Senke fand, die ihnen sowohl vor dem Wind als auch vor einer zufälligen Entdeckung Schutz bot. Nur durch einen schmalen Spalt zwischen den Felsen gelangte man hinein.
Bevor sie die Senke betrat, blickte sich Thalinuel noch einmal um und starrte zu den Gipfeln der Berge hinauf, als sie plötzlich zusammenzuckte. Sie griff mit einer Hand nach Barloks Arm und drückte ihn fest.
»Diese Berge!«, keuchte sie. Ihre Augen waren weit aufgerissen. »Ich … ich kenne sie. Sie heißen die Weißberge!«
»Das ist völlig unmöglich«, stieß Barlok hervor. »Du musst dich täuschen. Höchstens eine vage Ähnlichkeit.«
Er selbst war niemals weit genug von Elan-Dhor fortgegangen, um die Weißberge zu sehen, aber er hatte von ihnen gehört und kannte sie aus Warlons Schilderung seiner Reise zu den Elben im goldenen Tal. Der langgezogene Gebirgszug markierte einen Teil der Grenze zwischen Radon und dem nördlich gelegenen Udan.
»Ich täusche mich nicht!«, behauptete Thalinuel. »Ich habe diese Berge oft genug gesehen. Der Berg, aus dem wir herausgekommen sind, der höchste von ihnen, ist der Doralin. Sein Gipfel ist äußerst markant. Ich würde ihn jederzeit wiedererkennen.«
»Es kann nicht sein!«, beharrte Barlok. »Wie sollte es hier das gleiche Gebirge geben wie in unserer Welt? Du musst dich täuschen.«
»Nein.« Die Elbin schüttelte den Kopf. »Ich bin mir völlig sicher. Begreifst du denn nicht, was das zu bedeuten hat? Jetzt ergibt auch vieles andere einen Sinn, wofür ich bislang keine Erklärung gefunden habe. Dieselben Völker, auch wenn sie hier noch sehr jung sind, dieselbe Sprache – das Tor hat uns nicht in eine fremde Welt geschleudert. Dies ist unsere Welt! Unsere Welt in fernster Vergangenheit! «
17
PELARIOL
September 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
Als sie gehofft hatte, sie könnten Pelariol rasch einholen, hatte Gelinian sich gründlich verschätzt. Er hatte nicht nur mehrere Stunden Vorsprung, er war allem Anschein nach auch mit zwei Pferden unterwegs. Den Spuren zufolge, die sie fanden, hatte er ein zweites Reittier ein Stück außerhalb der eisigen Einöde in einem verlassenen Gehöft zurückgelassen, das sie am frühen Abend erreichten.
Für einen Elben war dies ein äußerst seltsames Verhalten. Elben liebten ihre Pferde und ritten nur in Notfällen ein fremdes Tier oder überließen ihr eigenes gar einem anderen. Natürlich boten zwei Pferde die Möglichkeit, große Distanzen im Notfall schneller zu überwinden, aber so extrem eilig waren die Nachrichten über Lhiuvan, die Pelariol überbracht hatte, nun auch nicht gewesen, und von dem drohenden Krieg in Lartronia hatte er nur beiläufig berichtet.
Vor allem gab es keinen Grund, eines der Pferde hier zurückzulassen, es sei denn, er hatte dadurch Fragen aus dem Wege gehen wollen. Dazu wiederum gab es nur Veranlassung, wenn er etwas zu verbergen hatte.
Gelinians Misstrauen wuchs, während sie mit ihren Begleitern die Verfolgung fortsetzte.
Obwohl Pelariol die Pferde immer wieder wechselte, sodass eines sich jeweils etwas erholen konnte, während es ihn nicht zu tragen brauchte, waren beide Reittiere ziemlich erschöpft, während ihre eigenen noch vergleichsweise frisch waren. Anfangs holten sie gut auf, doch schließlich ließ auch die Kraft ihrer Pferde nach, und sie mussten langsamer werden.
Sie befanden sich nun tief im Reich Udan, einem großen, nur dünn besiedelten Steppenland. Von wenigen größeren Städten weiter im Süden abgesehen lebten die Menschen hier meist in kleinen Dörfern von nur wenigen Gehöften oder wie seit Urzeiten als Nomaden, galten jedoch als friedlich und gastfreundlich.
Nach mehreren kurzen Pausen legten sie
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