Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
aufhalten, Lhiuvan zu fangen. Oder lautet sie vielleicht eher, ihm Bericht zu erstatten?«
Pelariol erstarrte für einen Moment, dann blickte er sich gehetzt um, doch die Kriegerinnen und Krieger bildeten einen dichten Wall um ihn.
»Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, behauptete er. »Und jetzt gebt mir den Weg frei! Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen und bin mit dem Segen Eurer Mutter unterwegs. Sie wird sehr ungehalten sein, wenn sie erfährt, was hier geschieht.«
»Meine Mutter«, wiederholte Gelinian gedehnt. Es fiel ihr schwer, ruhig zu bleiben. Jetzt, in Pelariols unmittelbarer Nähe und während sie sich darauf konzentrierte, konnte sie überdeutlich spüren, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Da war etwas Finsteres, Böses, etwas absolut Fremdartiges, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte, und sie konnte nicht sagen, worum es sich handelte. »Ja, auch über meine Mutter möchte ich mit dir sprechen. Genauer gesagt über das, was du ihr angetan hast. Steig von deinem Pferd!«
»Ich werde …«
Urplötzlich ließ er die Zügel des zweiten Pferdes los und rammte seinem die Absätze in die Flanken. Im verzweifelten Versuch, einen Durchbruch zu erzwingen, ritt er auf die Krieger zu, doch auch sie reagierten blitzschnell. Schwertspitzen streckten sich ihm entgegen, und ihm blieb nichts anderes übrig, als sich zu Boden fallen zu lassen, wenn er sich nicht selbst aufspießen wollte.
Gelinian wollte den Befehl geben, ihn zu ergreifen, aber etwas warnte sie davor. Erst jetzt drang eine Kleinigkeit in ihr Bewusstsein vor, die sie gerade beobachtet hatte. Pelariol hatte erst gar nicht sein eigenes Schwert gezogen, sondern nur seine Hände schräg vor sich gestreckt. Zudem hatte er selbst im Fallen noch versucht, nach einem der Krieger zu greifen, doch seine Finger hatten dessen Bein um eine Winzigkeit verfehlt.
Hatte er auch Illurien berührt? Sie versuchte sich zu erinnern, war sich aber nicht sicher. Auf jeden Fall war es besser, kein Risiko einzugehen. Es gab eine Reihe von magischen Ritualen, bei denen eine körperliche Berührung notwendig war. Möglicherweise benötigte Pelariol sie auch, um das Böse in sich auf einen anderen zu übertragen.
»Lasst ihn nicht an euch herankommen!«, befahl sie. »Er darf euch nicht berühren.«
Hasserfüllt starrte Pelariol sie an. Gelinian erwiderte seinen Blick ungerührt und überlegte. Es hatte keinen Sinn, mit Pelariol zu reden, wie sie es zunächst vorgehabt hatte. Was immer Finsteres Besitz von ihm ergriffen hatte, hielt ihn fest in seinem Bann. Er würde ihre Fragen niemals beantworten, jedenfalls bestimmt nicht wahrheitsgemäß. Und doch hing von diesen Antworten möglicherweise ungeheuer viel ab.
Ihr blieb nur eines, was sie tun konnte, doch schon bei dem Gedanken daran spürte sie, wie ihr vor Entsetzen ein eisiger Schauer über den Rücken lief.
Sie würde sich die Antworten direkt aus seinem Kopf holen müssen.
Es war, als würde man ihr eine glühende Schwertklinge in den Kopf rammen und immer tiefer hineinbohren, um ihren Verstand auszubrennen. Die ganze Welt um Gelinian herum versank in Agonie und Pein. Sie hörte wie aus weiter Ferne Schreie, wusste aber nicht, ob sie von ihr selbst oder ihren Begleitern stammten. Vielleicht von ihnen allen.
Als Pelariol erkannt hatte, dass sie ein danan-chaat an ihm vollziehen wollte, war er bei weitem nicht so erschrocken gewesen, wie sie gehofft hatte, und hatte sogar für einen kurzen Moment verächtlich gelächelt. Es hatte sie in ihrem Verdacht bestärkt, dass er eine körperliche Berührung benötigte, damit die Finsternis in ihm auf eine andere Person übergreifen konnte.
Dennoch hatte Gelinian sich davon nicht abschrecken lassen, sondern war lediglich noch vorsichtiger geworden. Vier Krieger hatten Pelariol umzingelt und richteten ihre Schwerter auf ihn. Vier weitere Elben hielten sich hinter ihr an den Händen und bildeten einen magischen Kreis, um sie zu unterstützen. Serilana und Tagarin schlossen den Kreis mit ihr, indem sie sie jeweils mit einer Hand an den Schultern hielten.
Außer ihr selbst war nur Serilana eine ausgebildete und recht starke Magierin. Die anderen besaßen nur schwache Kräfte, in ihrer Gesamtheit konnten sie sie aber doch deutlich unterstützen. Gerne hätte sie auch die übrigen Krieger noch mit in den magischen Kreis einbezogen, doch sie wollte sich absichern und hatte diese als Wache eingeteilt. Für den Fall, dass sie die geringste Veränderung an ihr bemerken
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