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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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gegen Mitternacht an einem kleinen Bach eine knapp dreistündige Rast ein. Die Tiere konnten trinken und von dem saftigen Steppengras fressen, und auch sie selbst gönnten sich eine karge Mahlzeit aus den mitgeführten Vorräten, ehe sie ihren Weg fortsetzen.
    Im ersten Licht der Morgendämmerung machten sie eine schreckliche Entdeckung. Eines von Pelariols Pferden lag tot vor ihnen im hohen Gras. Während des nächtlichen Ritts schien es mit dem rechten Vorderhuf in ein Erdloch geraten zu sein und hatte sich das Bein gebrochen. Geier flogen krächzend auf, als sie sich dem Kadaver näherten, und auch andere Tiere hatten sich daran bereits gütlich getan.
    Das wahrlich Schreckliche jedoch war, dass Pelariol das Pferd nicht von seinen Leiden erlöst, sondern zum Fraß für die Wölfe und Hyänen einfach liegen gelassen hatte. Die Spuren bewiesen unzweifelhaft, dass es noch versucht hatte, sich zu wehren, aber ohne sich auf sein verletztes Vorderbein aufrichten zu können, hatte es keine Chance gehabt.
    »Bei den Göttern!«, stieß Serilana entsetzt hervor. »Welch ein Ungeheuer tut so etwas?«
    »Ich habe euch gesagt, dass mit diesem Pelariol etwas nicht stimmt.« Schaudernd wandte Gelinian den Blick von dem Kadaver ab. »Es ist gut, dass wir ihm gefolgt sind. Nun haben wir den Beweis, zu welch einer Gräueltat er fähig ist.«
    »Ich kenne keinen Elb, der sein Pferd einfach so qualvoll verrecken lassen würde«, stimmte Tagarin ihr zu. »Und ich kann mir auch schwerlich vorstellen, dass er schon immer so gewesen ist, ohne dass es auffiel.«
    »Irgendetwas Dunkles hat ihn berührt und verändert«, behauptete Gelinian. »Je mehr ich darüber nachdenke und mir die Begegnung mit ihm in Erinnerung rufe, desto klarer wird mir das. Ich glaube, meine Mutter hat es auch gespürt, denn anfangs war sie zwar höflich, aber sehr distanziert ihm gegenüber. Umso mehr hat es mich gewundert, dass sich das dann schlagartig geändert hat.«
    »Ähnlich wie bei Lhiuvan, der auch ohne erkennbaren Grund zum Verräter geworden ist. Ich glaube immer mehr, dass es da einen Zusammenhang gibt. Zwei ehrbare Männer, die sich plötzlich zum Bösen wandeln, das kann kein Zufall sein, zumal sie auch noch Kontakt miteinander hatten.«
    »Und nachdem die Herrin Illurien mit Pelariol gesprochen hat, bezeichnet sie die Zwerge plötzlich als Verräter und Feinde, nachdem sie sich vorher am eifrigsten für die Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern eingesetzt hat«, ergänzte Serilana. »Auch dies erscheint mir wenig zufällig.«
    Unruhe entstand unter den Elbenkriegern. Tagarin hatte nur solche ausgewählt, die er persönlich kannte und denen er vertraute, doch wie befohlen hatte er ihnen keine Einzelheiten über den Auftrag mitgeteilt. Nun begannen sie zu begreifen, dass es sich um eine Angelegenheit mit einem weitaus größeren Hintergrund handelte, als sie bislang geahnt hatten.
    »Du denkst, es wäre irgendwie … ansteckend? Es könnte von einem Elb auf den anderen übertragen werden?« Das Entsetzen, das Gelinian bei diesem Gedanken hätte befallen müssen, kam nicht. Unterbewusst war auch sie bereits zu diesem Schluss gekommen, hatte sich bislang lediglich geweigert, es sich einzugestehen. Nun, nachdem der Verdacht laut ausgesprochen worden war, konnte sie die Augen nicht mehr länger vor der Wahrheit verschließen.
    »Es deutet zumindest alles darauf hin«, sagte Serilana. »Und wenn es sich so verhält, dann ist Pelariol vermutlich sogar nur deshalb ins goldene Tal gekommen. Sein Bericht über Lhiuvan war nur ein Vorwand. Aus irgendeinem Grund will er uns und die Zwerge gegeneinander aufbringen.«
    »Und vielleicht hat er sogar bei dem Streit zwischen Lartronia und Radon irgendwie seine Hände im Spiel«, überlegte Tagarin laut. »Aber welches Interesse sollten er und Lhiuvan daran haben, die Völker in einen Krieg zu hetzen?«
    »Das kann er uns nur selbst beantworten. Wir reiten weiter!«, befahl Gelinian. »Wir müssen ihn unbedingt stellen. Wenn er jetzt nur noch ein zudem völlig erschöpftes Pferd hat, kann er uns nicht mehr entkommen.«
    »Sein Pferd lahmt«, stellte Gelinian fest. Es war mittlerweile hell geworden, und sie war abgestiegen und hatte sich hingekauert, um den Boden genauer untersuchen zu können. »Noch nicht sehr stark, aber weit wird er nicht mehr kommen. Es hat ein Hufeisen verloren.«
    Sie stieg wieder auf, und sie ritten weiter. Nichts deutete darauf hin, dass Pelariol seine Verfolger entdeckt hatte,

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