Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
jedenfalls unternahm er nichts, um sie abzuschütteln. Auf direktem Weg ritt er auf die Grenze nach Radon zu. Seine Eile musste andere Gründe haben. Offenbar hatte er im Süden etwas zu erledigen, das keinen Aufschub duldete, und sei es nur das Erstatten eines Berichts.
Ihre Hoffnung, ihn nun rasch einholen zu können, erlitt jedoch abermals einen Dämpfer. Erstmals hatte Pelariol doch einen Umweg gemacht und ein einsam gelegenes Gehöft aufgesucht. Als sie dort eintrafen, wurden sie von zahlreichen Augenpaaren misstrauisch und nicht eben freundlich beäugt.
»Was wollt Ihr?«, fragte ein dicklicher Mann mit Halbglatze und einem aufgedunsenen, rötlichen Gesicht, offenbar der Bauer.
»Vor wenigen Stunden ist ein anderer Elb hier vorbeigekommen«, sagte Gelinian. »Wir möchten nur wissen, was er wollte.«
»Ich wüsste nicht, was Euch das angeht«, antwortete der Bauer, und der feindselige Ausdruck auf seinem Gesicht verstärkte sich noch. Er stemmte die Fäuste in die Hüften.
»Er hatte ein lahmendes Pferd, das ein neues Hufeisen brauchte.« Seine Feindseligkeit verwunderte Gelinian, doch sie blieb weiterhin höflich. »Ist es hier neu beschlagen worden?«
»Ich bin Bauer, kein Schmied. Ich beschlage keine Pferde. Sonst noch etwas?«
»Oder hast du ihm eines deiner Pferde verkauft?«, fragte Tagarin.
Mit einem Mal begriff Gelinian.
»Nein, das hat er nicht«, sagte sie. »Er hat es getauscht .«
Am Zusammenzucken des Bauern erkannte sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Elbenpferde, die der Zucht im goldenen Tal entstammten, waren sehr viel ausdauernder und kräftiger als normale Reittiere und besaßen einen immensen Wert, gerade weil normalerweise kein Elb auf die Idee gekommen wäre, sein Pferd zu verkaufen.
Der Bauer hatte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, billig an eines der seltenen Tiere zu gelangen. Nun jedoch fürchtete er, sie wären gekommen, um ihm seinen frisch erworbenen Schatz wieder abzunehmen.
»Sei unbesorgt, wir sind nicht wegen des Pferdes hier«, versicherte sie. »Es gehört rechtmäßig dir. Aber der Elb, den wir verfolgen, ist vermutlich ein Verräter. Ich bitte dich nur, uns ein paar Fragen zu beantworten.«
Die Erleichterung war dem Bauern deutlich anzusehen. Er gab seine feindselige Haltung auf, und seine Leute senkten die drohend erhobenen Mistgabeln, Sensen und Dreschflegel, die sie in Händen hielten.
Bei den Göttern , dachte Gelinian. Haben diese Stallburschen und Feldarbeiter ernsthaft vorgehabt, es nur wegen eines Pferdes mit mehr als einem Dutzend bewaffneter Elbenkrieger aufzunehmen?
Trotz ihres Versprechens blieb der Bauer misstrauisch, aber schließlich erfuhren sie, dass Pelariol von ihm zwei andere Pferde im Tausch gegen seines erhalten hatte.
»Es sind gute, kräftige Pferde, die besten, die ich hatte«, behauptete er. »Der Elb hat sie selbst ausgewählt. Aber sie wurden nicht oft geritten, sondern haben hauptsächlich meinen Wagen gezogen. Er wird nicht allzu schnell mit ihnen sein.«
Gelinian hörte es voller Zufriedenheit. Zuletzt erfuhr sie noch, dass der Besuch Pelariols nicht einmal drei Stunden zurücklag. Sie bedankte sich, dann setzten sie die Verfolgung fort.
Eine knappe Stunde später entdeckten sie einen Reiter am Horizont, der ein zweites Pferd am Zügel mit sich führte. Auch Pelariol bemerkte sie wenig später und beschleunigte seinen Ritt noch. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass er etwas zu verbergen hatte, so lieferte er ihn selbst durch seinen Versuch zu fliehen.
Dennoch holten sie beständig auf. Seine Pferde waren zu langsam, als dass er ihnen entkommen hätte können. Schließlich erkannte Pelariol die Sinnlosigkeit seiner Bemühungen und blieb stehen. Wenige Minuten später holten sie ihn ein und umkreisten ihn.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte er scharf. »Ich bin sehr in Eile.«
»Das ist unverkennbar«, entgegnete Gelinian. »So sehr, dass du gleich zwei Pferde brauchtest. Einem davon konntest du nicht einmal einen gnädigen Tod gönnen, als es sich verletzte, und das zweite hast du gegen diese beiden Ackergäule eingetauscht.«
»Und selbst wenn? Ein lahmes Pferd nutzte mir nichts, ich musste es tauschen. Warum habt Ihr mich verfolgt? Die Herrin selbst hat mir Eile auferlegt. Ich glaube nicht, dass sie damit einverstanden ist, dass Ihr mich nun aufhaltet.«
»Meine hohe Mutter weiß nicht, dass ich hier bin. Wenn du mir einige Fragen beantwortest, werde ich dich nicht lange bei deiner Mission
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