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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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irgendetwas flüchteten. Vielleicht vor Hechten oder vor Welsen? Irgendwann flohen jedoch auch diese an ihr vorüber. Möglicherweise war ein nächtlicher Fischer unterwegs – obwohl sie nie etwas von motorisiertem Fischfang auf der Elbe gehört hatte … ebenso wenig wie sie jetzt einen Motor hörte.
    Das war der Moment, in dem Svenyas Instinkte Alarm schlugen und sie sich umdrehte.
    Gerade noch rechtzeitig!
    Ein Schatten, der noch schwärzer war als das Wasser, jagte auf sie zu … schnell wie ein Torpedo … nur um ein Vielfaches größer.
    Svenya erschrak bis ins Mark und erkannte sofort: Dieses Wesen war eindeutig nicht von dieser Welt. So schnell sie konnte, schwamm sie zur Seite weg – in der Hoffnung, dass dieses Was-auch-immer sie nicht sehen konnte, weil ihre Tarnung noch immer aktiviert war. Als Svenya jedoch bemerkte, dass das Ungetüm ebenfalls seine Bahn änderte – und weiterhin direkt auf sie zusteuerte – wusste sie, dass sie vergeblich hoffte: Das Biest konnte sie nicht nur sehen, so wie die Wölfe sie hatten sehen können, als sie sich unsichtbar gemacht hatte – dieses Exemplar war ganz eindeutig auch ihretwegen hier … und es machte Jagd auf sie.
    Svenya nahm sich nicht die Zeit, sich das Ungeheuer genauer anzusehen, sondern schwamm mit aller Kraft auf das Ufer zu. Es war ein gutes Stück größer als ein Wyrm und hatte im Großen und Ganzen die Form eines Aals – mit dem riesigen Kopf eines Welses. Soweit Svenya gesehen hatte, verfügte es bei den Kiemen über zwei mal zwei tintenfischartige Tentakel mit langen, hakenförmigen Klauen an den Enden. Aber sie hatte auch die kurzen Beine des Monsters gesehen, deswegen hoffte Svenya, das Ungetüm an Land abhängen zu können … falls sie das Land rechtzeitig erreichte.
    Die Grundregel einer jeden Flucht lautet: nicht umdrehen, denn umdrehen kostet wertvolle Zeit – Zeit, die den Unterschied macht zwischen davonkommen und eben nicht davonkommen. Wer bremst, verliert – das ist ein kosmisches Gesetz. Svenya erinnerte sich an Tierdokumentationen, die sie im Fernsehen gesehen hatte: Gejagte Tiere in freier Wildbahn drehten sich nie um … und kamen nicht selten genau deswegen mit dem Leben davon. Deshalb brachte sie all ihre Willenskraft auf, nicht hinter sich zu blicken und zu schwimmen, was ihre Muskeln hergaben. Mittlerweile war es Svenya nicht mehr länger egal, ob sie lebte oder nicht – sie wollte nicht sterben. Sie war jetzt so weit gekommen, sie würde nicht so einfach aufgeben. Freiheit bezahlt man nicht mit dem Tod, man verteidigt sie mit dem Leben. Mit jedem Quäntchen, das noch in einem steckt. Und so, wie Svenya vorher um ein Zuhause zu kämpfen bereit war, war sie es jetzt für die Freiheit. Auch wenn schon wieder der bessere Teil des Kampfes die Flucht war.
    Es waren Svenyas Instinkte, die ihr eingegeben hatten zu fliehen. Nicht aus Feigheit. Sie war auch vor dem Wyrm nicht geflohen; aber sie spürte, dass diese Kreatur um ein Vielfaches stärker war als der Wyrm – und um Längen gefährlicher. Woher sie das wusste, konnte Svenya nicht sagen. Vielleicht lag es an der Intelligenz, die sie in dem winzigen Sekundenbruchteil der ersten Wahrnehmung in den gewaltigen und eiskalten Fischaugen gesehen hatte. Intelligenz und Entschlossenheit.
    Entschlossenheit, sie zu töten.
    Dass Hagen das Monster geschickt haben könnte, hielt Svenya für völlig ausgeschlossen. In der Nacht ihres Kennenlernens hatte er zwar befohlen, sie eher zu töten, als sie dem Feind in die Hände fallen zu lassen, aber sie traute ihm nicht zu, dass er ein Monster schicken würde, diese Aufgabe zu erledigen. Svenya kannte ihn inzwischen recht gut – er war hart wie Eisen, aber nicht seelenlos.
    Ein heftiger Stoß von hinten riss sie herum und aus ihren Überlegungen. Die Kreatur hatte sie erreicht und versuchte jetzt, ohne ihre Geschwindigkeit zu reduzieren, mit ihren Tentakeln nach ihr zu fassen.
    Svenya fühlte einen stechenden Schmerz im Bein und schrie so laut auf, dass sie sich selbst unter Wasser hörte, ehe sie mit einer hastigen Drehung nach unten wegtauchte. Dem Vieh war es irgendwie gelungen, durch den angeblich undurchdringbaren Panzer zu dringen. Zum Glück nur teilweise – mit einer Klaue; aber diese Klaue hatte Svenyas Hose und die Haut darunter aufgerissen.
    Der gewaltige Schatten schoss über sie hinweg, wendete und wartete – genau zwischen ihr und dem rettenden Ufer. Svenya realisierte, dass sie das Monster nicht

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