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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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abhängen konnte – erst recht nicht auf die noch sehr viel größere Distanz zum gegenüberliegenden Ufer hin. Kämpfen hielt sie für aussichtslos. Mit ihren Pistolen konnte sie unter Wasser nichts anfangen, und etwas, das genügend magische Kraft besaß, um durch ihren Panzer zu kommen und ihn damit praktisch nutzlos zu machen, war vermutlich auch stark genug, ihren Schwertern zu widerstehen. Und selbst wenn nicht: Svenya war mangels Übung im Wasser nicht halb so wendig wie an Land … anders als die Kreatur, die zweifellos hier im Wasser geboren war und ihr ganzes Leben darin verbracht hatte.
    Während der wenigen Herzschläge, die die beiden einander gegenüber im Wasser schwebten, hatte Svenya Gelegenheit, das Monster näher zu betrachten. Zwischen seinen wulstigen Welslippen blitzte eine Doppelreihe messerscharfer Zähne. Wenn es zugebissen hätte, statt zu versuchen, sie mit den Tentakelklauen zu packen, wäre Svenya inzwischen Geschichte. Die Aussicht, zwischen diese furchtbaren Zähne zu geraten, drehte ihr beinahe den Magen um.
    Dass Blodhdansr schwieg, statt nach dem Blut ihres Angreifers zu schreien, war ein weiteres, recht sicheres Anzeichen dafür, dass ihre Klingen hier nichts ausrichten konnten. Svenya fühlte: Dieses Wesen entstammte einer völlig anderen Art von Magie – noch elementarer als die der Elben. Ihr war, als hätte sie einen Dämon aus alter Zeit vor sich … oder einen dunklen Gott.
    Ihre Augen jagten die Umgebung ab auf der hastigen Suche nach einem Versteck. Doch da war nichts außer Wasser, Schlamm und Felsen, die viel zu klein waren, um Schutz zu bieten. Auch die spärliche und nirgends hoch wachsende Algenflora bot kein Versteck.
    Das Monster setzte sich in Bewegung … langsam … so als wäre es sich der Tatsache bewusst, dass es für Svenya keinen Ausweg mehr gab.
    Wir finden einen Weg oder wir machen einen, hatte Raegnir im Strategieunterricht gerne den punischen Feldherrn Hannibal zitiert, der mit seinen Kriegselefanten sogar die Alpen überquert hatte, um Rom von Norden her zu bezwingen. Svenya, der das Herz bis hoch zum Hals schlug, hätte in diesem Moment zu gerne gewusst, was dieser Hannibal jetzt und in ihrer Situation getan hätte.
    Nach hinten wegschwimmen oder zur Seite war keine Option: Sobald Svenya sich entfernte, würde es zuschnappen. Das Gleiche galt für oben oder unten. Blieb nur noch eine Wahl – nach vorne. Direkt auf das Monster zu … und beten, dass es ihr im letzten Moment gelingen würde, seinem riesigen Maul und den Tentakeln auszuweichen, um über seinen Rücken hinwegzuschwimmen. Dann würde die Kreatur wenden müssen, und das gab Svenya vielleicht gerade genug Zeit, doch noch das Ufer zu erreichen.
    Als das Ungeheuer bis auf etwa sechs Meter herangekommen war, war klar: jetzt oder nie!
    Svenya nahm all ihre Kraft zusammen, um sich, mit Armen und Beinen schlagend, nach vorne zu katapultieren – genau auf das gewaltige Maul zu. Wie erwartet, reagierte das Monster impulsiv und schnellte ebenfalls nach vorne. Gerade noch rechtzeitig schaffte Svenya es, die Richtung leicht nach oben zu ändern, packte mit beiden Fäusten den Wulst der Oberlippe der sich öffnenden Schnauze und nutzte den Schwung, sich über den Kopf zum Rücken des Ungetüms hin zu hieven. Die Tentakel versuchten noch, nach ihr zu greifen; aber es war zu spät – Svenya war schon außerhalb ihrer Reichweite und steuerte geschickt am rasiermesserscharfen Dornenkamm der langen Rückenflosse vorbei. Sie schwamm, so schnell es ihre Muskeln erlaubten, und konnte die Stelle, an der der Fluss zum Land überging, bereits sehen, als …
    Die Schwanzflosse traf sie von unten herauf hart und völlig unvorbereitet … mit einer solchen Macht, dass Svenya weit aus dem Wasser in die Höhe geschleudert wurde und dabei beinahe das Bewusstsein verlor.
    Sie hatte einmal in einer Dokumentation gesehen, wie ein riesiger Weißer Hai eine Robbe senkrecht von unten attackierte und sie dabei mit seiner Schnauzenspitze so hart rammte, dass sie hoch in die Luft geworfen wurde, ehe die Kiefer des ihr in die Höhe folgenden Hais sie packten.
    Genau das gleiche passierte jetzt hier, nur dass sie die Robbe war, sehr, sehr viel höher flog und das Monster, das ihr nun aus den Fluten heraus nachstieg, viel, viel größer war als ein Weißer Hai.
    Svenya wusste, dass sie, wenn sie erst einmal den Zenit ihrer Flugbahn erreicht hatte, senkrecht herabfallen würde wie ein Stein – mit einer Punktlandung

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