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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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23
     
    Anders als in der Nacht ihres siebzehnten Geburtstages – jener Nacht, die noch gar nicht so lange zurücklag, aber sich so weit vergangen anfühlte, als wären seither Monate, wenn nicht gar Jahre verstrichen – wusste Svenya diesmal, dass ihr Leben sich in den nächsten Momenten völlig verändern würde. Nun würde sie also tatsächlich einer der Kreaturen Schwarzalfheims begegnen. Ein Schauer lief ihr den Rücken herab, und dennoch schuf die Erwartung dessen, was Hagen und die anderen ihr Schicksal nannten, eine seltsame Leere in Svenya. Vor Kurzem noch war sie ein Niemand gewesen, Abfall der Gesellschaft; dann bezeichnete man sie plötzlich als künftige Retterin der Menschheit, und jetzt schon, völlig unausgebildet, sollte sie das unter Beweis stellen. Hagen irrte sich – sie glaubte nicht, dass sie versagen würde … sie wusste es. Was sie nicht wusste, war, warum sie dennoch, so schnell sie konnte, hinter Hagen den schmalen Gang entlangrannte.
    Alle zwanzig Meter donnerte eine ellendicke Stahlschleuse hinter ihnen herab – eine weitere Sicherheitsmaßnahme, um, was auch immer durch das Tor kommen mochte, am Eindringen in die Festung und der anschließenden Flucht zu hindern. Es war ein wirklich beschissenes Gefühl, innerhalb dieser Versiegelung eingeschlossen zu sein.
    »Spring!«, rief Hagen und hechtete selbst über ein Geländer, das vor ihnen das Ende des Tunnels von einer weiten Tropfsteinhöhle trennte. Ohne zu überlegen, folgte ihm Svenya und stürzte sich kopfüber über die Brüstung – nur um gleich darauf laut aufzuschreien. Der Boden hinter dem Geländer lag zehn Meter unter ihr!
    Noch im Fallen sah sie, wie Hagen sicher auf den Füßen landete. Weil sie nicht gerade scharf darauf war auszuprobieren, was ihr Panzer aushalten würde, machte Svenya einen halben Salto, um nicht mit dem Gesicht voran aufzuschlagen. Sie kam hart mit den Füßen voran auf und rollte nach vorne ab. Als sie aufblickte, sah sie gegenüber eine nackte Felswand, die im Zentrum rot glühte – wie schmelzendes Metall. Davor standen in zwei Halbkreisen etwa dreißig schwer bewaffnete Elben in Verteidigungsstellung. Darunter auch Yrr, Liff und Reyja in voller Rüstung.
    »Lasst uns durch!«, befahl Hagen, und sofort teilten sich die beiden Halbkreise, um einen Pfad zu dem rot wabernden Fleck an der Wand zu öffnen.
    Hagen lief direkt nach vorne, aber Svenya zögerte.
    Ist der irre?, fragte sie sich. Will er mich allen Ernstes noch vor die erste Frontlinie stellen? Direkt vor das Tor? Sie stand da und sah, dass jedes Augenpaar in der Höhle auf sie gerichtet war. Erwartungsvoll. Bis auf die Augen Yrrs – die blickten geringschätzig. Svenya konnte die Gedanken der blonden Kriegerin förmlich hören.
    Die traut sich eh nicht. Sie hat einfach nicht das Zeug dazu. Heute werden alle sehen, dass ich die Bessere bin .
    Svenya konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wieso es ihr so wichtig war, was Yrr von ihr dachte, aber gegen die warnend schreiende Stimme in ihrem Kopf schritt sie das Spalier ab, hin zu Hagen. In seinem Blick glaubte sie, eine gewisse Anerkennung zu sehen, und auch jetzt wieder war sie verwundert darüber, dass ihr das etwas bedeutete – sogar viel bedeutete.
    »Die Schwerter ziehst du erst, wenn sicher ist, dass es nicht vielleicht doch ein Freund ist, der da durchkommt«, raunte Hagen ihr zu. »Sonst fordern sie ihren Blutzoll vielleicht von dem Falschen. Aber die Chance ist sehr gering. Seit unserem Rückzug hierher haben immer nur Feinde das Tor in unsere Richtung passiert.«
    »Was soll ich tun?«
    »Dein Bestes.«
    »Was, wenn das nicht genügt?«
    »Es genügt nie«, sagte er leise, und sie hätte in diesem Moment schwören können, dass er dabei fast lautlos geseufzt hatte. »Aber weniger als das Beste ist keine Option.«
    Dann machte er plötzlich: »Psst!«
    »Was?«
    »Hör hin.«
    Tatsächlich – Svenya konnte es hören … so als käme es aus dem Innern des Felsens vor ihr … ein tiefes, aggressives Knurren. So tief, dass sie die Vibrationen in ihrer Brust spüren konnte.
    »Die Daten sind da!«, rief ein Elb oben von der Galerie. »Es ist ein Wyrm!«
    »Speere nach vorn!«, brüllte Hagen, und sofort traten die Elben aus der ersten Reihe, die Maschinengewehre trugen, nach hinten. An ihre Stelle traten die Lanzen tragenden Krieger nach vorn. Gleichzeitig kamen von weiter hinten Elben angelaufen, um weitere Speere zu bringen und sie an die mit den

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