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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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wieder erstaunlich zu sehen, wie schnell und weit etwas so Großes und Schweres wie ein Jötunn überhaupt springen konnte. Es wirkte in etwa wie ein Elefant, der so geschmeidig sprang wie eine Hauskatze bei der Jagd nach einer Maus. Doch Laurin war alles andere als eine Maus: Er wich der auf den Boden krachenden Keule völlig mühelos mit einem Seitwärtssprung aus, hechtete dann in genau entgegengesetzter Richtung zurück auf den Unterarm des Riesen, rannte daran entlang nach oben, bis er die Schulter erreichte, schlang von hinten seine Beine um den Hals des Ungetüms und zielte mit den Spitzen seiner beiden Schwerter auf dessen Augen. Der Jötunn erstarrte, ließ die Keule fallen und kapitulierte – wohl wissend, dass Laurin keine Sekunde lang zögern würde zuzustechen, wenn er nicht sofort aufgab.
    Zufrieden sprang der Schwarze Prinz von seinen Schultern herab und stellte sich den noch verbleibenden beiden Gegnern. Lau’Ley freute sich, dass einer davon Gerulf war – angesichts der extremen Stärke und Gewandtheit des Wolfs versprach es ein spannender Endkampf zu werden. Doch dazu kam es leider nicht, denn die Tür ging auf und Johann betrat den Raum – einer von Laurins engsten Beratern, den alle nur den Geheimrat nannten. Er war einer der wenigen Menschen in Aarhain und lebte erst seit etwas weniger als zweihundert Jahren unter ihnen. Laurin hatte – warum auch immer – einen Narren an ihm gefressen und sich auf einen Pakt mit ihm eingelassen: Solange Johann ihm diente, war er so unsterblich wie die Elben. Seit seiner Ankunft hier hatte sich der Geheimrat zwar rein äußerlich um gut zwanzig bis dreißig Jahre verjüngt, was ihn vergleichsweise attraktiver machte; dennoch erinnerte er mit seiner großen Nase, dem schmalen Gesicht und dem hohen Haaransatz an ein Nagetier, fand Lau’Ley und musterte Johann noch einmal kritisch. Er war noch immer so dienstbeflissen wie am ersten Tag.
    »Majestät«, rief der Geheimrat schon auf halbem Weg durch die Halle. »Es gibt Nachrichten aus Elbenthal.«
    Laurin verscheuchte seine Sparringspartner mit einer knappen Geste; rasch sammelten sie ihre Waffen ein und zogen sich aus der Übungsarena zurück. Lau’Ley blieb sitzen, wo sie war.
    »Sprich«, sagte Laurin knapp, während er begann, seine beiden Klingen mit einem ölgetränkten Filzlappen zu reinigen.
    »Es geht um Tapio«, berichtete Johann eifrig. »Er hat versagt.«
    »Muss ich dir erst jedes Wort aus der Nase ziehen?«, fragte Laurin leise und scheinbar ungerührt. Lau’Ley wusste, dass er dann am gefährlichsten war.
    Natürlich wusste das inzwischen auch der Geheimrat, und er beeilte sich fortzufahren. »Wie befohlen, hat er versucht, die Auserwählte zu betäuben, um sie hierherzubringen. Doch Wargos Wolf hat das Gift gerochen und verhindert, dass sie es nahm …«
    »Pff«, machte Lau’Ley. »Anfänger. Ihr habt Alraune oder Belladonna benutzt, nicht wahr?«
    »Alraune«, antwortete Johann.
    »Jeder Narr weiß, dass ein gut trainierter Wolf das wittern kann und anschlägt«, sagte sie spöttisch. »Ihr hättet Amanitin oder Pantherin nehmen sollen. Es geht eben nichts über meine guten alten Pilze. Wenn ihr wieder einmal mit Gift spielen wollt, kommt ihr zuerst zu mir.«
    Der Geheimrat verneigte sich – schuldbewusst und diensteifrig zugleich.
    »Was ist dann passiert?«, fragte Laurin lauernd.
    »Tapio hat versucht, die Auserwählte zu töten. Er wollte ihr den Kopf abschlagen.«
    »Er hat was?« Noch leiser. Noch ruhiger. Noch gefährlicher. »Schafft ihn mir herbei. Sofort. Meine Anweisungen diesbezüglich waren klar: Das Leben der Prinzessin darf auf keinen Fall gefährdet werden.«
    »Ich bedaure zutiefst, hier nicht dienlich sein zu können, Majestät«, sagte Johann mit zittriger Stimme. »Aber Tapio hat seinem Leben bereits selbst ein Ende gesetzt.«
    »Seine einzig weise Entscheidung«, sagte Lau’Ley spöttisch und erwiderte Laurins finsteren Blick.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte der Geheimrat. »Es hat Jahrzehnte gedauert, Tapio dazu zu bringen, die Seiten zu wechseln. Und erst, als wir ihm versprachen, dass er mit unserer Hilfe endlich seine alte Heimat wiedersehen könnte, lief er zu uns über.«
    »Keine Sorge«, sagte Gerulf, der sich gerade zurückverwandelt hatte, anstelle von Laurin. »Wir haben noch einen zweiten Spion in Sven’Yas Palast.«
    Johann sah den riesigen nackten Mannwolf mit großen Augen an. »Darüber war ich gar nicht informiert.«
    »Ich weiß«,

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