Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
eine Erklärung von dir, warum du einen Attentäter losgeschickt hast, um deine eigene Tochter zu ermorden.«
Illurien fuhr herum. Fassungslos starrte sie Gelinian an, die noch immer mit ihrem blutigen Gewand bekleidet aus dem Zelt trat und die Spitze eines Schwertes auf sie richtete.
Einige Stunden zuvor hatte sich Serilana in einem Gewissenskonflikt befunden. Sie hatte den Auftrag erhalten, nach Elan-Dhor zu reiten, und zweifellos war es wichtig, dass die Zwerge von den neusten Entwicklungen erfuhren. Zugleich aber machte sie sich Sorgen um Gelinian, die ihrer Ansicht nach die Gefahr unterschätzte. Sie glaubte, inmitten des elbischen Lagers könnte ihr nichts passieren, die fremde Macht würde es nicht wagen, dort etwas gegen sie zu unternehmen, doch Serilana teilte diesen Optimismus nicht.
Dennoch war sie weisungsgemäß aufgebrochen. Einige Meilen weit ritt sie nach Süden. Wo vor einem Jahrzehnt noch Wildnis gewesen war, gab es mittlerweile eine gut ausgebaute Straße, die die beiden Zwergenminen miteinander verband und weiter zu den Menschenstädten führte. Clairborn, Gormtal …
Abrupt zügelte sie ihr Pferd, als ihr bei dem Gedanken an diese Ortschaften plötzlich ein Verdacht kam. Sie hatten etwas übersehen, bei all ihren Planungen hatten sie etwas völlig vergessen!
Pelariol, der Illurien mit der finsteren Macht infiziert hatte, war aus Gormtal gekommen, und er war dort nicht allein gewesen. Von Gelinian, die bei seinem Gespräch mit ihrer Mutter anwesend gewesen war, wusste sie, dass er in diesem Sündenpfuhl mit mehreren Begleitern auf eigene Faust einen idealistischen, wenngleich etwas naiven Kampf gegen das allgegenwärtige Verbrechen und die Korruption geführt hatte.
Wenn er dabei mit der Finsternis in Kontakt gekommen war, lag es nicht nah, dass dies auch für seine Begleiter galt? Und Gormtal lag nicht weit vom Schattengebirge entfernt, also war es durchaus möglich, dass sie sich Illuriens Streitmacht angeschlossen hatten.
In diesem Fall hätten sie es nicht nur mit einer von einem fremden Willen beherrschten Gegnerin zu tun, sondern mit mehreren, und niemand hatte sich bislang mit diesem Gedanken beschäftigt!
Entschlossen wendete Serilana ihr Pferd und ritt zum Lager zurück. Dort angekommen überlegte sie, ob sie Gelinian von ihrer Befürchtung erzählen sollte, entschied sich aber, zunächst auf eigene Faust ein paar Nachforschungen anzustellen. Sie mischte sich unter die Krieger und stellte wie beiläufig einige Fragen. So erfuhr sie schon bald, dass sich vier Elben, die hier in der Nähe unterwegs gewesen waren, dem Heer aus dem goldenen Tal angeschlossen hatten.
Von diesem Moment an zweifelte sie nicht mehr daran, dass die Gefahr noch weitaus größer war, als sie bislang angenommen hatte. Gelinian stellte eine Bedrohung für die Kreatur dar, die von der Herrin Besitz ergriffen hatte.
Serilana beschloss, das Zelt ihrer Freundin nicht mehr aus den Augen zu lassen. Wenn sie sich irrte, umso besser, dann würde sie am nächsten Tag bereitwillig nach Elan-Dhor reiten, aber wenn sie Recht behielt …
Gelinian hatte zwei Krieger, die mit ihr zusammen hergekommen waren, damit beauftragt, Illuriens Zelt unauffällig zu beobachten, doch sollten sie nur aufpassen, dass die Elbenherrin nicht unbemerkt während der Nacht floh. Ein solcher Fluchtversuch erschien ihnen wesentlich wahrscheinlicher, als dass die fremde Kreatur etwas gegen sie unternehmen würde.
»Ich möchte über alles unterrichtet werden, was in dieser Nacht geschieht«, erweiterte Serilana den Auftrag der beiden Beobachter. »Nicht nur, wenn Illurien ihr Zelt verlässt, sondern auch, wenn jemand zu ihr geht.«
Sie beschrieb ihnen, wo sie zu finden sei, dann bezog sie selbst ihren Beobachtungsposten im Schatten eines Zeltes, das ganz in der Nähe von dem Gelinians lag. Obwohl sie sich entschlossen hatte, Magierin zu werden, trainierte sie doch auch häufig ihre Fähigkeiten im Kampf und verstand mit Waffen ähnlich gut umzugehen wie ein Krieger, deshalb war sie überzeugt, auch Gelinian schützen zu können.
Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Nach und nach kehrte im Lager Ruhe ein, immer mehr Elben legten sich schlafen. Lediglich eine Gruppe von Magiern an einem Feuer webte unermüdlich weiter ihre Heilszauber.
Die Nacht war bereits weit fortgeschritten, als einer der Wachposten auf ihr Versteck zugehuscht kam und berichtete, dass insgesamt vier Elben in Illuriens Zelt gegangen wären.
Es konnte kein
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