Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
noch Haltung zu bewahren und sich möglichst wenig anmerken zu lassen. So schätzte er Illurien ein, und so ließ er sie handeln.
Mit versteinert wirkendem Gesicht folgte sie den Elben zu Gelinians Zelt, warf dabei keine Blicke nach rechts oder links.
Die junge Elbin lag noch so auf ihrem Lager, wie sie ermordet worden war, ihr Gewand von den Dolchstößen blutbefleckt. Illurien warf nur einen kurzen Blick auf sie und wandte den Kopf sofort wieder ab, als wäre der Anblick ihr unerträglich. Innerlich jedoch genoss der Schattenmahr ihn, umso mehr, da er die Qual und das Entsetzen der echten Illurien spüren konnte und sich daran weidete.
»Was ist geschehen? Wer hat das getan?«, ließ er sie mit brüchiger Stimme fragen.
Serilana trat vor. Tränen funkelten in ihren Augen.
»Er dort«, sagte sie und deutete auf eine reglos in einer Ecke des Zeltes liegende Gestalt, bei der es sich um Tarkalan handelte. »Ein Elb! Wir wissen nicht, was ihn zu dieser Wahnsinnstat getrieben hat. Ich … ich saß noch am Feuer, als ich bemerkte, dass er in Gelinians Zelt schlich, und Verdacht schöpfte. Ich folgte ihm, aber da … stand er bereits mit einem Dolch in der Hand über sie gebeugt und hatte mehrmals auf sie eingestochen. Ich konnte ihn niederschlagen. Wünscht Ihr, dass ich ihn töte, Herrin?«
Illurien trat an Tarkalan heran. Er war bewusstlos, aber das spielte keine Rolle, machte alles sogar einfacher, weil noch kein anderer ihn hatte befragen können.
»Nein!«, stieß sie hervor. »Ich möchte wissen, was ihn dazu getrieben hat – ob unsere Feinde dahinterstecken und ob es noch mehr Verschwörer gibt. Er soll mir in die Augen sehen und mir sagen, warum er meine Tochter getötet hat. Oder nein, ich werde mir alle Informationen direkt aus seinem Kopf holen. Wenn er wieder zu sich kommt, werde ich ein danan-chaat an ihm vollziehen und erst anschließend über ihn richten.« Sie sah wieder zu dem Lager mit der toten Gelinian hinüber und taumelte einen Schritt, als hätte alle Kraft sie verlassen. »Ich kann diesen Anblick nicht länger ertragen.«
Sie eilte aus dem Zelt. Hunderte Elben hatten sich mittlerweile davor versammelt.
»Ich werde nicht eher ruhen, bis dieser Mord vollends aufgeklärt ist!«, rief sie. »Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass meine Tochter inmitten eines elbischen Lagers von einem Elben ermordet wurde.«
»Wollt Ihr auch untersuchen, was mit diesem Elben geschehen ist?« Eine Gasse öffnete sich in der Menge, und ein junger Krieger, der zusammen mit Gelinian angekommen war, trat vor. Auf den Armen trug er einen leblosen Körper. Mit jähem Schrecken erkannte der Schattenmahr in ihm einen der Elben, die er zuvor unter seiner Kontrolle gehabt hatte. »Und wollt Ihr auch erklären, was den anderen beiden Toten widerfahren ist, die noch in Eurem Zelt liegen?«
Illurien schnappte nach Luft und blickte sich gehetzt um. Was geschah hier, wieso hatte es jemand gewagt, in ihrem Zelt herumzuschnüffeln? Die Situation drohte ihr zu entgleiten.
»Was …?« Anklagend deutete sie auf den Krieger. »Ergreift den Mörder! Er hat einen meiner Vertrauten getötet und ist ebenfalls in die Verschwörung verwickelt!«
Niemand kam ihrem Befehl nach. Die meisten Elben waren von der Entwicklung völlig überrascht und mussten erst einmal begreifen, was überhaupt geschehen war. Zuerst der Mord an Gelinian, nun noch ein Toter und die Behauptung, dass weitere im Zelt ihrer Herrin lägen …
Andere jedoch, bei denen es sich hauptsächlich um Gelinians Begleiter handelte, hielten bereits gespannte Bogen in den Händen, doch waren die Pfeile nicht auf den Krieger, sondern auf Illurien selbst gerichtet.
»Die Toten habe ich in Eurem Zelt entdeckt, das Ihr gerade erst verlassen habt«, rief der junge Elb. »Also sagt nicht, Ihr hättet nichts davon gewusst. Ihr habt sie getötet!«
Mit jähem Schrecken begriff sie, dass Gelinian und ihre Begleiter bereits bei ihrer Ankunft von ihrem Doppelspiel gewusst hatten, dass sie gekommen waren, um gegen sie vorzugehen. Aber es waren nur wenige, und wenn sie schnell handelte, konnte sie immer noch alles zu ihren Gunsten wenden. Wenigstens hatte sie ihre gefährlichste Gegenspielerin beseitigt.
»Noch mehr Verräter!«, keuchte sie. »Sie haben meine Tochter ermordet, und nun wollen sie auch mich töten und mir diesen Unsinn in die Schuhe schieben. Ergreift sie doch endlich.«
»Das werden sie nicht tun«, ertönte eine Stimme hinter ihr. »Ich glaube, sie wollen vielmehr
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