Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
es auch jetzt schon Zugänge nach Tal’Orin gibt.«
»Ich hoffe sogar, dass es nicht so ist, denn dann besteht eine gute Chance, dass Khraátam nichts von ihnen weiß. Wir müssten nur einen Durchgang in die Felsen schlagen oder sprengen. Das sollte wesentlich leichter sein, als die Mauern Tal’Orins zu zerstören.«
»Wovon sprecht ihr überhaupt? Ich verstehe kein Wort«, mischte sich Dalorian ein. Lathoriel hatte keine Zeit gehabt, sie herzuführen, da auf ihn noch zahlreiche andere Pflichten warteten, und er hatte ihnen Dalorian mitgeschickt, allerdings hatte dieser von Thalinuels Bericht über den Fall der Thir-Ailith, den sie Barlok auf dem Weg hierher erzählt hatte, kaum etwas mitbekommen.
Rasch berichtete sie ihm von den unterirdischen Grotten und ihrer Hoffnung, auf diesem Weg direkt bis unter die Festung gelangen zu können.
»Dafür müsste allerdings der Fluss gestaut werden. Glaubst du, dass eure Krieger in der Lage wären, in möglichst kurzer Zeit einen entsprechend starken Damm zu errichten?«
Der Elb überlegte kurz. »Der Damm selbst wäre wahrscheinlich nicht das größte Problem. Aber ich glaube kaum, dass die Truppen des Feindes vom anderen Ufer aus tatenlos zusehen werden. Die wichtigste Aufgabe dürfte also sein, das Gebiet entsprechend abzusichern.«
»Trotzdem könnte sich der Aufwand lohnen. Ich muss sofort noch einmal mit Lathoriel sprechen.«
»Unterirdische Grotten unter Tal’Orin, die der Aloron ausgewaschen hat«, murmelte der Elbenherr nachdenklich, als er sie wenig später erneut empfing und Thalinuel ihm ihre Gedanken unterbreitet hatte. »Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Ihr stammt aus einer für uns fernen Zukunft. Wenn es diese Höhlen und Stollen in Eurer Zeit gibt, heißt das nicht, dass sie auch jetzt schon in dieser Form existieren und für uns passierbar sind.«
»Das lässt sich nur herausfinden, wenn wir sie untersuchen.«
»Was aber nur geht, wenn wir zuvor den Aloron stauen oder umleiten. Ein solches Projekt müssten wir von beiden Ufern aus in Angriff nehmen, aber das würde nicht ohne eine Menge Blutvergießen abgehen. Nach unserem letzten Angriff jenseits des Flusses hat der Feind dort starke Truppenverbände stationiert.«
»Trotzdem könnte es das Risiko wert sein«, erhielt Thalinuel unerwartet Unterstützung von Dalorian. »Was, wenn wir den Fluss weiter im Westen stauen? Dort fällt das Land nach Norden hin ab. Schon eine kleine Staumauer und ein Durchstich der Uferböschung würden genügen, damit sich der Aloron in die nördlichen Ebenen ergießt. Es würde zudem unsere wahren Absichten vor dem Feind verbergen. Erinnert Euch, wir haben vor einiger Zeit schon einmal einen solchen Plan erwogen, um seine Felder zu überfluten. Er würde glauben, dass genau das auch jetzt unsere Absicht wäre.«
»Ich erinnere mich«, erwiderte Lathoriel. Er trat an einen Tisch und fuhr auf einer darauf ausgebreiteten Karte mit dem Finger den Lauf des Flusses nach, dann deutete er auf einen bestimmten Punkt. »Diese Stelle haben wir als besonders geeignet ausgewählt. Aber ich erinnere mich auch, warum wir den Plan seinerzeit wieder verworfen haben. Es sind fast fünfzehn Meilen von dort bis zu dem Ort, an dem der Fluss unter der Erde verschwindet. Der Aloron deckt unsere gesamte linke Flanke. Wenn wir ihn stauen, müssten wir auf voller Länge das Flussbett bewachen und schützen, damit die feindlichen Truppen uns nicht in die Seite fallen können. So viele Krieger kann ich nicht dafür abstellen.«
»Habt Ihr in diesem Krieg bislang so viel erreicht, weil Ihr immer auf Nummer sicher gegangen seid?«, erkundigte sich Barlok. »Vorhin habt Ihr selbst gesagt, dass die Mauern von Tal’Orin nur durch eine langfristige Belagerung zu bezwingen wären. Mehr als genug Zeit für diesen Schattenmahr, Harlan auf seine Seite zu ziehen, und dann wäre der Krieg für Euch kaum noch zu gewinnen. Ebenfalls Eure Worte. Jetzt aber weist Euch Thalinuel einen Weg, wie Ihr wahrscheinlich direkt ins Innere der Festung vordringen könnt, um Harlan zu befreien und sie von innen heraus zu erobern. Aber Ihr denkt nur daran, dass dann womöglich einige Craal durch das trockene Flussbett gelangen könnten. Im Krieg muss etwas gewagt werden, vor allem, wenn alles auf dem Spiel steht. Dies ist der Moment, um so ein Wagnis einzugehen und alles auf eine Karte zu setzen. Das Risiko ist überschaubar, aber Ihr könnt den ganzen Krieg mit einem entschlossenen Schlag
Weitere Kostenlose Bücher